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Rückschlag für erhofften Aufschwung

Die Aufhellung des Geschäftsklimas in der mittelfränkischen Wirtschaft zu Jahresbeginn 2004 war nur von kurzer Dauer. Trotz anhaltender Wachstumsimpulse für die Exportwirtschaft kommt die inländische Nachfrage noch immer nicht in Schwung. Gestiegene Rohölpreise drohen die Kostenbelastung der Industrie weiter zu erhöhen und verstärken die Konsumzurückhaltung der Verbraucher. Der seit einem Jahr beobachtete Trend zu verbesserten Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage und zu optimistischeren Geschäftserwartungen ist damit gebrochen. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Mitte Mai abgeschlossenen IHK-Konjunkturumfrage.

Mit dem Ausbleiben weiterer Verbesserungen von Kapazitätsauslastung, Umsätzen und Erträgen erhalten zugleich auch die Hoffnungen der Unternehmen auf eine konjunkturelle Erholung einen deutlichen Rückschlag. Die optimistischen Geschäftserwartungen für 2004 haben sich erneut nicht erfüllt, wiederum müssen Wachstumsprognosen nach unten korrigiert werden. Mit der Atempause im Aufwärtstrend und den gedrückten Erwartungen verlieren zugleich die Investitions- und Beschäftigungspläne der mittelfränkischen Wirtschaft an Schwung.

Nach dem konjunkturellen Tiefpunkt zu Jahresbeginn 2003 war die mittelfränkische Wirtschaft auf einen langsamen Erholungskurs eingeschwenkt. Bis Anfang 2004 profitierten insbesondere die Industrie und Teile des Großhandels von einer außenwirtschaftlich bedingten Belebung ihrer Geschäfte. Über alle Branchen hinweg herrschte ein deutlich gewachsener Optimismus in den Geschäftserwartungen für 2004. Dieser positive Trend kann sich im Frühsommer nicht fortsetzen: Im Mai 2004 bezeichnen 17 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Lage als „gut“, 29 Prozent dagegen als „schlecht“, 54 Prozent antworten mit „befriedigend“. Die Urteile über die Geschäftslage sinken damit sogar um zwei Prozentpunkte unter das noch nicht befriedigende Niveau vom Jahresbeginn (Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Antworten im Januar 2004: minus zehn Punkte). Zugleich fallen die Geschäftserwartungen auf den Stand des vergangenen Herbstes. Die Erwartungen an die Zukunft sind damit wieder näher an die noch immer überwiegend schwierige Lage angepasst worden, weisen aber trotz einer Abschwächung um elf Prozentpunkte gegenüber der Januar-Umfrage noch einen positiven Saldo aus „besser“- und „schlechter“-Stimmen in Höhe von plus sechs Prozentpunkten auf.

Die mittelfränkische Industrie kann mit einem per Saldo ganz knapp positiven Lageurteil ihre führende konjunkturelle Rolle behaupten, verdankt dies jedoch vor allem dem guten Auftragseingang aus dem Ausland. Dabei hat die Stabilisierung des Euro-Dollar-Kurses die zu Jahresbeginn noch bestehenden außenwirtschaftlichen Risiken für einen Aufschwung vermindert. Noch immer wartet die Industrie jedoch vergeblich auf Impulse aus dem Inland: Mehrheitlich berichten die mittelfränkischen Industrieunternehmen von weiter gesunkenen Inlandsaufträgen und als Folge von nicht voll ausgelasteten Kapazitäten. Auch die Hoffnungen auf eine Besserung ruhen vorrangig auf dem Auslandsgeschäft, für Bedenken hinsichtlich der Kosten sorgen indes die deutlich gestiegenen Rohölpreise. In der Bauwirtschaft ist die saisonal bedingte Besserung der Lage auch zu Beginn des Sommers 2004 wieder zu beobachten, ohne dass sich die Auftragseingänge nachhaltig belebt hätten. Sogar noch besser als die Industrie schätzen Dienstleister für Unternehmen ihre derzeitige Situation ein. Eine Ausnahme bilden hier nur die Unternehmen aus dem Güterverkehr, die unter einem hohen Preis- und Kostendruck stehen – verschärft noch durch die anziehenden Treibstoffkosten. Der hohe Ölpreis belastet nicht nur die Erträge über gestiegene Kosten, sondern senkt infolge des Entzugs von Kaufkraft der Verbraucher auch die Umsätze in konsumnahen Branchen. So verwundert es nicht, dass der Handel seine Lage wieder schwieriger einschätzt als in den vergangenen beiden Konjunkturumfragen. Ein ähnlich schwieriges Umfeld beeinflusst auch das Ergebnis im Bereich des Reise- und Gastgewerbes. Zwar scheint der Tiefpunkt der Konsumzurückhaltung auch hier durchschritten, doch noch immer zeigt sich die Lage deutlich eingetrübt.

Insgesamt hat sich die Lage der mittelfränkischen Wirtschaft also im Vergleich zum Jahresanfang nur wenig verändert – aber genau das reicht nicht aus, um den Hoffnungen auf eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung neue Nahrung zu geben. Zunehmend wird deutlich, dass die außenwirtschaftliche Belebung im industriellen Sektor nicht genügt, um einen branchenübergreifenden Aufschwung in Gang zu setzen, so lange Wirtschaft und Verbraucher weiterhin Zurückhaltung bei inländischen Investitionen und privatem Konsum üben.

So nimmt 2004 die Investitionstätigkeit gegenüber dem Vorjahr zwar zu, ist jedoch noch immer von abwartender Vorsicht gekennzeichnet. Eine Besserung gegenüber dem schwachen Jahr 2003 zeigt sich auch in den Beschäftigungsplänen. Doch noch immer überwiegt in allen Branchen die Zahl der Unternehmen, die mit geringeren Belegschaften planen müssen.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2004, Seite 32

 
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