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Runder Tisch für mehr Ausbildung

Was tun gegen einen Mangel an Lehrstellen? Um auf diese Frage Antworten zu finden, kamen jetzt auf Einladung der IHK in Ansbach Unternehmer sowie Vertreter von Handwerkskammer, Schulen, Gewerkschaften und der Agenturen für Arbeit aus Ansbach und Weißenburg zu einem „Runden Tisch“ zusammen. Dabei wurde u.a. vereinbart, dass es für Westmittelfranken wieder eine Lehrstellenbörse geben soll.

Nach Aussage von Gerhard Fuchs, Geschäftsführer der IHK-Geschäftsstelle Ansbach, ist die Situation auf dem westmittelfränkischen Ausbildungsplatzmarkt „sicher nicht einfacher als im Vorjahr“. Es kündigten sich vielmehr zusätzliche Probleme an: So ziehe sich der Öffentliche Dienst als Ausbilder „sehr stark“ zurück. Auch Unternehmen hätten einen Ausbildungsstopp verhängt. Anders als im Vorjahr könne er mit konkreten Zahlen noch nicht aufwarten, so der Leiter der Arbeitsagentur Ansbach, Wolfgang Wille. Seine Prognose für die Jahre 2004 und 2005 war jedoch, dass sich die Lage weiter verschärfen wird. Und eine hohe Zahl von Schulabgängern werde es noch bis 2010 geben. Die Arbeitsverwaltung werde auch wieder bei Unternehmen „Klinkenputzen“ gehen, um für das Angebot zusätzlicher Ausbildungsplätze zu werben. Auch Teilqualifizierungen für Jugendliche würden ins Auge gefasst. Das Dilemma auf dem Markt für Azubi-Stellen machten Zahlen aus dem Bereich der Arbeitsverwaltung Weißenburg-Gunzenhausen deutlich: Die Zahl der Stellen sei um über elf Prozent gesunken, während es über zehn Prozent mehr Bewerber gebe. Verlierer bei der Lehrstellensuche seien vor allem die Hauptschüler, es gebe einen regelrechten Verdrängungswettbewerb mit Realschulabgängern, meinte die Chefin der Arbeitsagentur Weißenburg, Brigitte Glos.

Klaus Dieter Breitschwert, MdL und Bürgermeister von Ansbach, dämpfte die von Gerhard Fuchs geäußerte Hoffnung, in öffentlichen Verwaltungen könnte mehr ausgebildet werden. Das, so der Politiker, sei in der Vergangenheit über den Bedarf hinaus geschehen. Gebraucht worden seien die Ausgebildeten hernach nicht. Und vor allem sei zu bedenken, dass das, was an Personalkosten ausgegeben werde, von der öffentlichen Hand nicht investiert werden könne.

Udo Göttemann von der IHK brachte eine weitere Problematik am Lehrstellenmarkt zur Sprache. 250 offene Lehrstellen in Mittelfranken würden jährlich überhaupt nicht angetreten. Zahlreiche Bewerber unterzeichnen nämlich mehrfach Ausbildungsverträge und melden sich nicht ab, wenn die Stellen dann nicht angenommen werden.

Aufgeschlossen zeigten sich beim „runden Tisch“ die Vertreter der Schulen für konkrete Maßnahmen, die den Schülern bei der Lehrstellensuche helfen sollen. So bot die IHK an, nach dem Vorbild eine Praktikumsbörse für Westmittelfranken einzurichten. Aufgelistet werden sollen auch die Unternehmen, die Betriebserkundungen für Schüler veranstalten. Was die Wirtschaft von ihren Auszubildenden erwartet, soll Schülern bei Informationsveranstaltungen in der Schule nähergebracht werden. Außerdem wird es wieder eine große Ausbildungsplatzbörse geben. Zusammen mit der Arbeitsverwaltung und privaten Bildungsträgern ist vorgesehen, Modulausbildungen für Leistungsschwächere und Teilqualifizierungen anzubieten. Im Juni wird es darüber hinaus in der IHK-Geschäftsstelle Ansbach einen Beratungstag geben.

ubr.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2004, Seite 41

 
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