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Ohne Stau zur Fußball-WM

Prof. Dr. Wolfgang Meinig ist Professor für Automobilwirtschaft an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Außerdem leitet er die Bamberger Forschungsstelle Automobilwirtschaft FAW. WiM fragte ihn nach der aktuellen Lage dieser Branche sowie nach den Trends bei Autoexport, Technologie und Vertrieb.

Das neue Verkehrsleitsystem Messe/ Stadion/Arena (VLS) in Nürnberg ist nach einer erfolgreichen Testphase Ende März 2004 in den Dauerbetrieb gegangen. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, Iris Gleicke, und Bayerns Innenminister Dr. Günther Beckstein gaben zusammen mit dem Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und dem Geschäftsführer der NürnbergMesse GmbH, Bernd A. Diederichs, den offiziellen Startschuss.

Bei Großveranstaltungen werden die Autofahrer künftig von den vier Autobahnen A 3, A 6, A 9 und A 73 mit fünf Autobahnkreuzen und einem Autobahndreieck rund um Nürnberg über das Straßennetz im Stadtgebiet bis zu den Parkplätzen geleitet. Finden gleichzeitig mehrere Großveranstaltungen statt, können die Verkehrsströme aufgeteilt und auf unterschiedlichen Routen zu den Zielen geleitet werden.

„Mit dem neuen Verkehrsleitsystem ist die Infrastruktur am WM-Spielort Nürnberg schon heute fit für die Zukunft“, sagte Gleicke. Der Bund werde den Verkehr auf stark belasteten und unfallträchtigen Autobahnabschnitten künftig noch öfter flexibel steuern. Dafür habe man insgesamt bereits fast 600 Mio. Euro ausgegeben. „Noch vor der WM 2006 wird es an wichtigen Stellen im Autobahnnetz dynamische Wegweiser mit integrierten Stauinformationen geben“, kündigte Gleicke an. Die nötigen Mittel werde die Bundesregierung bereitstellen. „Das neue Leitsystem trägt wesentlich dazu bei, dass bei der Fußball-WM 2006 der Verkehr reibungslos und sicher zum Stadion ließen kann“, erklärte Beckstein. Durch die intelligente Verkehrslenkung würden doppelt so viele Autos auf den vorhandenen Autobahnen und Stadtstraßen ohne Stau zu den Veranstaltungen fahren können.

Intelligente Verkehrslenkung
Die Informationen zur Verkehrslenkung sind in die vertrauten, blauen Autobahnschilder integriert, daher müssen sich die Kraftfahrer nicht an eine neue Beschilderung gewöhnen. Das System besteht aus 81 so genannten dynamischen Wechselwegweisern auf rund 70 Kilometern Autobahnen und 49 Schildern auf 33 Kilometern Stadtstraßen. Im Bereich der Autobahnen ist das Leitsystem an die bestehende Verkehrsdatenerfassung der Autobahndirektion Nordbayern angebunden. Die Verkehrsdichte wird laufend über Induktionsschleifen und Radarsensoren ermittelt, die in die Fahrbahnen eingebaut sind. Das Straßennetz der Stadt Nürnberg wurde auch mit Geräten ausgestattet, die messen, wie viele Kraftfahrzeuge unterwegs sind. Zusätzlich liefern Beobachtungskameras an städtischen Knotenpunkten einen Überblick über die aktuelle Verkehrslage.

Alle Daten werden zentral von einem übergeordneten Rechner verarbeitet, der das gesamte Verkehrsleitsystem überwacht und steuert. An ihn ist auch das Programm für die Ampelschaltungen der Stadt angeschlossen. Das Leitsystem regelt den Verkehr über so genannte Szenarienschaltungen mit vordefinierten Routen. Darüber hinaus sind jederzeit manuelle Schaltungen möglich. So können die Autofahrer auf mehr als 150 verschiedenen Routen geleitet werden. Bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 soll das System so weit optimiert werden, dass es nahezu vollautomatisch arbeitet.

Das Gemeinschaftsprojekt kostet insgesamt etwa 26,3 Mio. Euro. Das Bundesverkehrsministerium hat rund 13,3 Mio. Euro für das Leitsystem auf den Abschnitten der Autobahnen A 3, A 6, A 9 und A 73 rund um Nürnberg bezahlt. Die Kosten für die innerstädtischen Teile tragen Stadt Nürnberg - gefördert vom Freistaat Bayern - und Messegesellschaft.

Bei der NürnbergMesse wird bereits über das dynamische Verkehrsleitsystem hinaus geplant: Ebenfalls 2004 geht das dynamische Parkleitsystem für die rund 10 000 Parkplätze am Messe- und Kongresszentrum selbst an den Start. Darin eingebunden ist auch das neue Parkhaus für 3 000 Pkw an der Großen Straße. Diederichs: „Im Interesse unserer Aussteller wollen wir es unseren Besuchern ermöglichen, möglichst viel Zeit in der Messe zu verbringen und möglichst wenig auf dem Weg dorthin.“

gru.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2004, Seite 16

 
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