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Automobilkultur als Tagungskulisse

Prof. Dr. Wolfgang Meinig ist Professor für Automobilwirtschaft an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Außerdem leitet er die Bamberger Forschungsstelle Automobilwirtschaft FAW. WiM fragte ihn nach der aktuellen Lage dieser Branche sowie nach den Trends bei Autoexport, Technologie und Vertrieb.

Ihre private Auto- und Motorradsammlung, die in Deutschland ihresgleichen sucht, hat die Fabrikantenfamilie Dauphin jetzt in Hersbruck in eine neue einzigartige Tagungs- und Veranstaltungsstätte eingebracht. Das bedeutet Feiern, Lernen, Kommunizieren und Tagen inmitten legendärer Fahrzeuge – teilweise einzigartige Exponate von internationalem Ruf.

Auf 2 100 Quadratmetern lassen 110 Edelkarossen aus der Renn- und Sportwagengeschichte und 162 seltene Motorräder ein industriegeschichtliches Ambiente entstehen, das gleichermaßen die Faszination der Vergangenheit einfängt, wie den Fortschritt symbolisiert. Obgleich in den Jahren von 1920 bis 1980 gefertigt, sehen die Exponate aus, als seien sie vom Werk gerade auf die Erstreise geschickt worden. Und sie riechen auch so: nach frischem Leder und Maschinenöl. „Die Sammlung als kulturhistorisches und technisch-wissenschaftliches Zeugnis ersten Ranges verdeutlicht den Fortschritt bei der technischen Umsetzung neuer Erkenntnisse, erklärt den Faktor Design und erläutert die Rolle des Motorsports“, sagt Speed Event-Geschäftsführerin Elke Dauphin.

Die in einer üppigen Parklandschaft mit riesigen Eichen gelegene Ausstellungshalle bedient sich der Substanz einer aufgegebenen Fahrstuhl-Fabrik von 1962. Diese Industriearchitektur verbindet sie mit einer transparenten, lichten Glas-Stahl-Konstruktion. Eine durchgezogene Glasfront trennt die Straßen-Klassiker von der Eventhalle, die je nach Bestuhlung 200 bis 500 Gästen Platz bietet, aber auch Konferenzen im kleinen Rahmen inmitten der epochalen Fahrzeuge zulässt. Catering und Deko, Bühnentechnik, Beschallung, Künstlervermittlung, Hotelreservierung und Konferenztechnik sind als Zusatzleistungen optional buchbar.

Friedrich Wilhelm Dauphin, Chef der international agierenden Dauphin-Holding, sieht in der automobilen Massenfertigung von Henry Fords „Tin Lizzie“ exemplarisch den branchenübergreifenden Einstieg in die Großserie. Durch Arbeitsteilung und Rationalisierung mit Hilfe des Fließbandes gelang es, hohe Produktqualität zu niedrigen Preisen im Vergleich zu handwerklicher und Manufakturfertigung zu erreichen. Nach diesem Prinzip handelt heute ganz selbstverständlich die Dauphin HumanDesign Group mit ihren Tochtergesellschaften Bosse, Trendoffice und Züco, die inzwischen auch mehrere tausend Stühle pro Tag und andere Büromöbel produziert. Und natürlich schenkten die Dauphins einer Bürostuhlserie den Namen der Klassiker-Rennstrecke, die sie selber alljährlich fahren: Mille Miglia. (Dauphin-Gruppe siehe auch Seite 57)

Legendäre Modelle
16 Ferraris unterschiedlichster Jahrgänge und Ausführungen, vier Bugattis, zwölf Porsches, vier Jaguars, 21 Alfa Romeos, vier Aston Martins, fünf Maseratis, die traumhaft schöne Isabella von Borgward als Coupé, die ganze Palette der BMW- und Mercedes-Sportwagen, dazu Mythos-Motorräder wie Horex-Regina und Triumph, NSU, DKW, MV Agusta, Norton, die Vincent Black Shadow und die riesige Münch als erstes Superbike – sie alle schmücken die Dauphin Speed Event – Hallen in Hersbruck.

Monatelange Spezialistenarbeit ist nötig, um ein lange brachgelegenes Fahrzeug wieder wie neu aussehen zu lassen und obendrein zur problemlosen Nutzung zu bringen. Für die längst ausgelaufenen Modelle – das älteste Auto ist ein Bugatti T 35 B von 1929, das älteste Motorrad ein Royal Enfield-Gespann mit Korbseitenwagen aus dem Jahre 1914 – die auf keinerlei Ersatzteile mehr zugreifen können, müssen sämtliche defekte oder fehlende Komponenten in mühsamer Handarbeit nachgefertigt werden. Überdies sind die empfindsamen Klassiker nach genauem Plan regelmäßig zu bewegen und zu warten.


 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2004, Seite 12

 
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