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Europas neue Boom-Regionen liegen im Osten

Um die Geschäftschancen in den neuen EU-Beitrittsländern Mittelosteuropas ging es beim Außenwirtschaftstag Bayern Mitte Juli im Messezentrum Nürnberg. Die hochkarätige Kontaktbörse internationaler Wirtschaftsexperten erzielte mit über 500 Teilnehmern eine starke Resonanz.

Bayerns Wirtschaftsminister Dr. Otto Wiesheu betonte in seiner Eröffnungsrede die wachsende Dynamik der Außenhandelsbeziehungen Bayerns mit den acht neuen EU-Mitgliedsstaaten in Mittelosteuropa (MOE) Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn sowie den zwei designierten Beitrittsländern Bulgarien und Rumänien, die 2007 in die EU kommen sollen. Das Handelsvolumen Bayerns mit MOE sei im letzten Jahr überdurchschnittlich stark um fünf Prozent gestiegen. Vervierfacht hätten sich in den letzten zehn Jahren sowohl die Exporte Bayerns auf inzwischen 11 Mrd. Euro als auch die Importe auf 13 Mrd. Euro. Hans-Peter Schmidt, Präsident der IHK Nürnberg für Mittelfranken, bezeichnete Bayern angesichts dieser Wirtschaftsbeziehungen als „Kompetenzzentrum Ost“, für das die Metropolregion Nürnberg eine bedeutende Rolle spiele. Die enge Wirtschaftsverflechtung mit MOE sei langfristig „friedensstiftend und wohlstandsmehrend“. Auf die Risiken, die sich aus dem hohen Lohnniveau-Unterschied ergeben, wies der Präsident des Münchner ifo-Instituts, Prof. Hans-Werner Sinn, hin. Die Löhne in Osteuropa werden sich langsamer als bei der Süderweiterung angleichen und im Jahr 2020 erst bei 40 Prozent des deutschen Niveaus ankommen, so seine Prognose. Dies berge die Gefahr, dass Deutschland sich zu einer „Basarökonomie“ entwickle, bei der die meisten Teile im Ausland gekauft und in Deutschland nur endmontiert würden. Demgegenüber betonte Dr. Bernd Rödl, der mit seinem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen mit über 800 Mitarbeitern in Osteuropa präsent ist, die motivierende Wirkung des schärferen Wettbewerbs: „Wir sind hier zu bequem geworden, der Druck tut Deutschland gut.“

Nach den Eröffnungsreden stellten die Vertreter der Auslandshandelskammern und Delegiertenbüros die Besonderheiten der einzelnen Länder vor. Es folgten Erfahrungsberichte bayerischer Unternehmer und im abschließenden Teil ging es um Praxisinformationen über Fördermaßnahmen, Steuerfragen und interkulturelles Management.

Parallel zu den Plenumsvorträgen standen die Spezialisten der deutschen Auslandshandelskammern für 20-minütige individuelle Beratungsgespräche zur Verfügung. Insgesamt wurden 366 solcher Einzelgespräche durchgeführt. Am stärksten nachgefragt waren Informationen zu den Marktbedingungen in der Tschechischen Republik (73 Beratungen) und in Polen (58). Organisiert hatte die Veranstaltung das Außenwirtschaftszentrum Bayern unter Federführung der IHK Nürnberg für Mittelfranken, gemeinsam mit dem Bayerischen Wirtschaftsministerium.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2004, Seite 25

 
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