Siemens mit Rekordgewinn

Bei Pressekonferenzen applaudieren Journalisten ungefähr genauso häufig wie Passagiere von interkontinentalen Linienflügen. Dr. Heinrich v. Pierer aber bekam großen Beifall, als er sich auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz am 11. November von der internationalen Wirtschaftspresse als Vorstandsvorsitzender des Weltkonzerns Siemens verabschiedete. Der Grund lag wohl weniger in dem punktgelandeten Rekordergebnis, das er verkünden konnte, sondern in seiner unprätentiösen und respektvollen Art, in der er den Medien stets gegenübertrat.

Der Siemens-Konzern hat in seinem abgelaufenen Geschäftsjahr (30. September 2004) das Konzernergebnis kräftig gesteigert und erzielte nach Steuern einen Gewinn von 3,4 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Zuwachs von 39 Prozent. Der kräftige Volumenanstieg und die prozentual zweistelligen Zuwachsraten beim Ergebnis seien auf die erfolgreiche Umsetzung der unternehmensweiten Initiative „Go for Profit and Growth“ zurückzuführen, sagte v. Pierer. Zehn von 13 Bereichen zeigten einen Ergebnisanstieg gegenüber dem Vorjahr. Im operativen Geschäft erzielte der Konzern mit einem Vorsteuerergebnis von fünf Mrd. Euro einen Rekord.

Bereichsergebnisse
Gemessen an ihrer Performance können die Bereiche in vier Kategorien eingeteilt werden, so der Vorstandschef: Zur Spitzengruppe gehören die Bereiche Automation and Drives (A&D), Medical Solutions (Med), Power Generation (PG), Osram, Siemens VDO Automotive (SV), Power Transmission and Distribution (PTD) und Siemens Financial Services (SFS). Diese Bereiche haben ihre Zielmargen erreicht, zum Teil sogar übertroffen. A&D konnte beispielsweise seine Ergebnismarge von 9,6 auf 12,2 Prozent steigern. Produktivitätsverbesserungen und eine höhere Kapazitätsauslastung trugen wesentlich dazu bei. SV entwickelte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr besonders positiv und konnte mit einem Bereichsergebnis von 562 Mio. Euro erstmals auf Jahresbasis seine Kapitalkosten verdienen.

Zur zweiten Kategorie gehören die Bereiche Siemens Building Technologies (SBT), Industrial Solutions and Services (I&S) und Logistics and Assembly Systems (L&A). Sie sind laut v. Pierer „auf gutem Wege“. I&S und L&A weisen nach den Verlusten im Vorjahr wieder positive Ergebnisse aus.

Die dritte Kategorie – das Arbeitsgebiet Information and Communications – steht im Zeichen der am 1. Oktober erfolgten Zusammenlegung der bisherigen Bereiche IC Networks und IC Mobile zum neuen Bereich Communications. IC Networks hat alle Geschäftsgebiete in die schwarzen Zahlen gebracht. IC Mobile profitierte vor allem von der Entwicklung des Geschäftsgebiets Mobile Networks. Probleme und über 150 Mio. Euro Verlust gab es jedoch im Geschäft mit Mobiltelefonen, obwohl Siemens im letzten Geschäftsjahr den Absatz um gut 30 Prozent auf 51 Mio. Stück steigern konnte.

Siemens Business Services (SBS) schrieb im dritten und im vierten Quartal rote Zahlen, schloss das Gesamtjahr aber mit einem Gewinn ab.

Die vierte Kategorie besteht aus Transportation Systems (TS), der einzige Bereich, der für das Geschäftsjahr 2004 Verluste in einer Größenordnung von über 400 Mio. Euro ausweisen muss. Qualitätsmängel bei Niederflurstraßenbahnen vom Typ Combino haben zu außerordentlich hohen Rückstellungen geführt. Die Probleme dort seien aber nun eingegrenzt und würden zügig gelöst, hofft v. Pierer.

Region Nürnberg
Insgesamt sieben der 13 Siemens-Bereiche werden von Erlangen aus gesteuert. Gemessen an den finanziellen Zahlen trägt die Region knapp die Hälfte zur Ergebnisverantwortung bei. Siemens beschäftigt in der Region in Erlangen 21 000 Mitarbeiter, in Nürnberg 12 000 und in Forchheim 1 400. Weltweit hat der Elektrotechnik- und Elektronik-Konzern aktuell 430 000 Beschäftigte, davon 164 000 in Deutschland. Während die Mitarbeiterzahl im vergangenen Jahr weltweit um 13 000 gestiegen ist, wurden in Deutschland 6 000 Arbeitsplätze abgebaut.