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Erfolgsgeschichte, aber mit Einschränkungen

Seit zehn Jahren können Umweltmanagementsysteme nach „Emas“ („Eco-Management and Audit Scheme“) zertifiziert werden. Die Firmen profitieren zwar wirtschaftlich davon, fordern aber Verbesserungen beim Verfahren.

"Emas ist zur europäischen Premium-Marke im betrieblichen Umweltschutz geworden, seit vor zehn Jahren das Umweltaudit-Gesetz in Kraft getreten ist", so Dr.-Ing. Robert Schmidt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Innovation|Umwelt. Mit der ersten Emas-Verordnung hatte die EU-Kommission umweltpolitisches Neuland betreten und erstmals ein Instrument für einen freiwilligen betrieblichen Umweltschutz eingeführt. Einen Anstoß gab die 1992 in Rio de Janeiro verabschiedete „Agenda für nachhaltige Entwicklung“. Emas (in Deutschland ist auch der Begriff „Öko-Audit“ gebräuchlich) erwies sich als Keimzelle der so genannten Umweltmanagementsysteme und als wegweisend für die dann folgenden Systeme (z.B. ISO 14001). „Der Erfolg von Emas ist unübersehbar. Betrieblicher Umweltschutz ist heute ein unverzichtbarer Baustein in der modernen Unternehmensführung“, so Schmidt.

Knapp 2 000 Betriebe in Deutschland haben bisher ein Umweltmanagement nach Emas eingeführt, davon 300 Betriebe mit Sitz in Bayern. Die Region Nürnberg liegt mit 55 registrierten Unternehmen und Institutionen bezogen auf die Einwohnerzahl doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt. Zu dem Erfolg in Bayern hatten u.a. die intensive Beratungstätigkeit der IHKs und die bis zum Jahr 2000 gewährte finanzielle Förderung der Staatsregierung beigetragen. Die IHKs hatten auch erreicht, dass die Unternehmen als Gegenleistung für ihr freiwilliges, über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehendes Engagement durch Verwaltungserleichterungen entlastet werden.

Aktuelle Studie
Eine aktuelle, im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums durchgeführte Studie bei rund 3 000 bayerischen Betrieben hat nun die positiven ökonomischen und ökologischen Wirkungen des Umweltmanagements bestätigt: Rund die Hälfte der Betriebe verzeichneten deutliche Einsparungen beim Energie- und Wasserverbrauch sowie beim Abfallaufkommen. 88 Prozent der Betriebe erklärten, ihre Umweltleistung habe sich nachhaltig verbessert, zudem verwiesen über 80 Prozent auf positive Image-Effekte.

„Nach zehn Jahren muss man aber auch sagen, dass nicht alle Erwartungen erfüllt wurden“, so Schmidt. Nach anfänglich starkem Anstieg der Emas-Teilnehmerzahlen sei seit einigen Jahren ein Rückgang zu beobachten. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen und Handwerksbetriebe kehrten Emas den Rücken und entschieden sich für die Norm ISO 14001 oder andere Systeme. Mehrere Gründe werden dafür genannt: Das Emas-System wird als zu aufwändig und zu kostenintensiv empfunden, der Validierungszyklus von einem Jahr ist zu kurz, die Gültigkeit von Emas ist auf Europa beschränkt. Bemängelt wird von den Unternehmen auch, der Staat habe nicht alle Zusagen bei den Verwaltungserleichterungen eingehalten. Zwar habe Bayern als erstes Land eine 30-prozentige Kostensenkung für Emas-Betriebe bei immissionsschutzrechtlichen Genehmigungen eingeführt. Für die Mehrzahl der Betriebe ohne genehmigungsbedürftige Anlagen sei dies jedoch keine Entlastung, kritisiert Schmidt.

Die IHK betrachte Emas weiterhin als zentrales Instrument für den betrieblichen Umweltschutz. Die IHK-Organisation dringe jedoch auf weitere Verbesserungen, um den Mittelstand wieder stärker zu interessieren: Ein Schritt in die richtige Richtung sei der im „Umweltpakt Bayern“ festgehaltene Vorschlag, Emas-Betrieben ermäßigte Abfallgebühren zu gewähren. Die Wirtschaft fordert, bei der Novellierung der Emas-Verordnung weitere Vereinfachungen des Systems vorzusehen. Insbesondere müsse der Zeitraum zwischen den Validierungen von einem auf drei Jahre verlängert werden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2006, Seite 14

 
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