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Unternehmen lassen sich zu lange Zeit

Einschlägige Zeitungen, Fachmagazine und Online-Portale sind voller Tipps und Tricks für Stellenbewerber. Die Empfehlungen reichen von mehr Flexibilität und Mobilität der Bewerber bis zu „Benimmregeln“ in den Vorstellungsgesprächen. Kein Thema zum Rekrutieren von Personal, das noch nicht aus Unternehmenssicht dargestellt wurde. Doch wie sieht die Realität für die Bewerberseite aus? Dieser Frage widmete sich eine Studie, die die Personal- und Unternehmensberatung oprandi & partner Ende letzten Jahres in Auftrag gegeben hatte.

Darin stellen die Stellenbewerber ihren potenziellen Arbeitgebern schlechte Noten aus: Zu langsame Prozesse, komplizierte Bewerbungsverfahren sowie unfreundliche oder nicht ausreichend kompetente Interviewer auf Firmenseite. Für die Untersuchung wurden mehr als 240 Fach- und Führungskräfte, aus den Bereichen Management, Vertrieb und Marketing, IT sowie Selbstständige befragt. 40 Prozent davon standen zum Zeitpunkt der Befragung, die von Junior Consulting Team der Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt wurde, im Bewerbungsprozess. „Die Motivation zur Beauftragung der Studie ergab sich aus der Tatsache, dass wir einen besseren Einblick erhalten wollten, was Kandidaten von einem Bewerbungsprozess erwarten“, erklärt Roland Knorr, Geschäftsführender Partner bei oprandi & partner in Nürnberg.

Rund 70 Prozent der Befragten zeigen sich unzufrieden mit dem langsamen Bewerbungsprozess in Unternehmen. Denn die Kandidaten müssen sich teilweise auf eine wochen- und monatelange Wartezeit - ohne Rückmeldung auf ihre Bewerbung - einstellen. Doch gerade nach der ersten Bewerbungshürde wünschen sich die Kandidaten eine schnelle Antwort der Unternehmen. „Bewerber sollten spätestens nach einer Woche eine Bestätigung über den Eingang ihrer Unterlagen erhalten“, so Knorr zum Zeithorizont. Und er ergänzt: „Weitere Schritte sollten innerhalb von zwei Wochen konkret feststehen und der gesamte Bewerbungsprozess nach sechs bis acht Wochen abgeschlossen sein.“

Online-Bewerbungen nicht schneller
Auch Online-Bewerbungen versprechen keine Beschleunigung der Verfahren. Trotz einer zunehmenden Dominanz elektronischer Bewerbungen liegen hier weitere Stolpersteine. Denn Jobinteressenten müssen meist langwierige Online-Formulare ausfüllen und stellen danach fest, dass beim nächsten Unternehmen fast identische Punkte abgefragt werden. Das kostet Zeit, erschwert den Prozess und stellt den Kandidaten auf eine harte Geduldsprobe.

Negativ beeinflusst Bewerber zudem die häufig schlechte Atmosphäre während der Vorstellungsgespräche oder eine mangelnde Vorbereitung der Interviewer auf den jeweiligen Kandidaten. Doch gerade beim ersten „Aufeinandertreffen“ spielt die Gesprächsatmosphäre und das Auftreten des Unternehmensvertreters eine entscheidende Rolle. Schließlich sehen 90 Prozent der Befragten den Hauptgrund für einen möglichen Stellenwechsel in der Unzufriedenheit mit dem aktuellen Arbeitsplatz.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2006, Seite 28

 
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