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Siemens mit straffem Zeitplan

Bis Ende 2007 wird Siemens Transportation Systems die vollautomatische U-Bahn an die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg übergeben. Das teilte der neue Siemens-Projektleiter Georg Trummer bei einem Pressegespräch im Wiener Siemens-Standort mit. Dort werden die Wagen für das Projekt „Rubin“ gefertigt: Von den bestellten 32 Zügen stehen schon 29 in Nürnberg, die restlichen drei werden in den nächsten Wochen ausgeliefert.

Während die Zuggarnituren also weitgehend fertig sind, gab es ungeplante Verzögerungen bei der Leittechnik und bei den Systemtests. Deshalb musste Siemens im Frühjahr mitteilen, dass sich der Zeitplan um rund zwölf Monate verschieben werde. Laut Trummer, der dem von 130 auf etwa 170 Mitarbeiter erweiterten Projektteam einen straffen Zeitplan verordnet hat, gelte es nun, das Vertrauen in das Vorhaben wiederherzustellen: „Wir wollen alles tun, um zu verhindern, dass nach Aufnahme des Fahrgastbetriebes Startschwierigkeiten auftreten, die die Verfügbarkeit des Systems einschränken.“

In den umfangreichen Tests sind vielfältige Anforderungen zu lösen: Anspruchsvoll ist das Projekt „Rubin“ vor allem deswegen, weil sich das fahrerlose System auf der neuen Linie U3 mit den beiden anderen Linien überschneidet, wo weiterhin Fahrer die Bahnen lenken. Dieser so genannte Mischbetrieb erfordert laut Trummer große Sorgfalt bei der Systemintegration. Es gibt zahlreiche weitere Aspekte, die auf höchste Sicherheit und Genauigkeit durchgetestet werden müssen: Sicherungssysteme an den Bahnsteigen, intelligenter Einklemmschutz an den Türkanten, Brandmeldesysteme und Notfallsysteme, die bei gefährlichen Situationen im Tunnel richtig „entscheiden“. Außerdem müssen die Bahnen punktgenau abbremsen, so dass die Türen und die entsprechenden Markierungen am Bahnsteig genau auf gleicher Höhe sind. Das ermöglicht es beispielsweise Rollstuhlfahrern, sich vor dem Einfahren des Zuges richtig anzustellen.

Trotz des sehr komplizierten Systems ist Trummer von den Vorteilen der Technologie überzeugt: Die fahrerlose U-Bahn ermöglicht einen dichteren Takt der Fahrzeuge. In verkehrsreichen Zeiten können die Bahnen von der Leitzentrale direkt aus dem Depot gestartet werden, es muss nicht eigens ein Fahrer herbeigerufen werden. „Intelligente“ Steuerungen ermöglichen ein exaktes Beschleunigen und Bremsen, durch die Motorbremse wird die Energie wieder eingespeist. All dies verspricht laut Trummer größere Flexibilität und geringere Kosten.

Um den Zeitplan einzuhalten, verstärken Siemens und VAG die Abstimmung: Die Projektteams treffen sich jede Woche, um Probleme und Zeitverzögerungen sofort zu erkennen und zu beheben. Die Zahl der Tests und der Simulationen, die zum Teil am Computer bei Siemens in Braunschweig durchgeführt werden, wird erhöht, um alle Szenarien abzudecken. Schon im November werden reale Test auf den Nürnberger U-Bahn-Linien durchgeführt, ab 21 Uhr werden die fahrerlosen U-Bahnen im Mischbetrieb unterwegs sein. Ende 2007 wird die VAG den Erprobungsbetrieb starten. Anfang 2008 können erstmals Fahrgäste mitfahren, zunächst samstags und nicht während des Berufsverkehrs. Im Frühjahr 2008 wird die neue Linie U3 schließlich den vollen fahrplanmäßigen Betrieb aufnehmen. „Ich bin sicher, dass wir diesen Zeitplan einhalten“, so Trummer.

Autor/in: 
bec.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2006, Seite 14

 
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