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Mehr Waren auf Schiene und Wasser

Bis zu 20 Prozent des Güterverkehrs könnten von der Straße auf die Bahn und auf Wasserstraßen verlagert werden – vorausgesetzt die Verkehrsträger werden intelligent vernetzt.

Ob beim täglichen Berufsverkehr oder bei der Fahrt in den wohlverdienten Urlaub – man hat sich daran gewöhnt, dass es auf Deutschlands Straßen nur langsam vorangeht. Vor allem der klassische Gütertransport per Lkw sorgt für Staus und Verzögerungen, unter denen nicht nur die privaten Autofahrer leiden, sondern auch die Logistikplaner von Unternehmen.

Pro Einwohner werden jährlich rund 45 Tonnen Waren und Produkte auf Deutschlands Autobahnen und Bundesstraßen transportiert, andere Verkehrsteilnehmer wie Anwohner sind deshalb starken Belastungen ausgesetzt. Auch in den kommenden Jahren wird der Frachtverkehr in Europa stark wachsen, doch bisher werden rund 84 Prozent der Güter per Lkw transportiert. Dabei würde der kombinierte Verkehr (KV) die Vorteile des Lkw-Transports mit den Vorteilen von Schiene und Wasserstraße ideal verbinden.

Während der Lkw über eine hohe örtliche und zeitliche Flexibilität verfügt, ermöglichen Bahn und Schiff einen kostengünstigen, effektiven und umweltfreundlichen Transport größerer Gütermengen über längere Strecken.

Mit der Veranstaltung „Kombinierter Verkehr auf Schiene, Straße und Wasser“ wollte die IHK darauf aufmerksam machen, dass in der besseren Vernetzung der Verkehrsträger noch großes Potenzial liegt. Schon bei der Begrüßung machte Logistikexperte Prof. Peter Klaus von der Universität Erlangen-Nürnberg den rund 50 Teilnehmern der Veranstaltung allerdings klar, dass sie in punkto Kombinierter Verkehr keine Wunder erwarten dürfen.

Konkurrenz um gute Trassen
Pilotprojekte wie „New Rail“ und die Studie „Netzkapazität“ ließen verschiedene Trassen- und Kooperationsprobleme deutlicher werden. So entdeckten die Wissenschaftler ein riesiges Schienen-Kapazitätsproblem auf den Magistralen des Güterverkehrs, sie sprechen von einer starken Konkurrenz zwischen Personen- und Güterverkehr um „gute“ Trassen. Außerdem beklagen sie das Fehlen überzeugender technischer Lösungen, um sehr schnell, nachfragegerecht und kostengünstig große Mengen umzuschlagen.

Doch weiter allein auf die Straße könnten die Verantwortlichen auch nicht setzen, so Klaus. Zahlreiche Argumente sprechen für eine Verlagerung zum kombinierten Verkehr: Die Kosten für den Straßenverkehr steigen durch erhöhte Dieselpreise und Mautgebühren und es seien viel zu wenige Fahrer verfügbar. Die neuen Vorschriften für Arbeits- und Ruhezeiten sorgen für weitere Belastungen. Doch gleichzeitig warnte Prof. Klaus vor „nicht einlösbaren Hoffnungen dramatischer Verlagerungsmöglichkeiten“ auf Schiene und Wasser: Mehr als 20 Prozent des Güterverkehrs könnten nicht von der Straße auf andere Verkehrswege verschoben werden.

Chancen für kombinierten Verkehr
Nürnberg gilt, so Alexander Ochs, kaufmännischer Leiter der Hafen Nürnberg-Roth GmbH und Geschäftsführer der TriCon Container-Terminal Nürnberg GmbH, als „idealer Anfangs- und Endpunkt im KV“, denn die Region liege zentral in Europa, sei ein Tor nach Südosteuropa und befinde sich im Schnittpunkt der so genannten Trans-Europäischen-Netze (TEN) bei Straße, Schiene und Wasser. Darüber hinaus sei Nürnberg als zentraler Distributionsstandort in Süddeutschland anzusehen (mit rund 27 Mio. Menschen, die in einem Radius von 200 Kilometern leben). Im GVZ bayernhafen Nürnberg bietet TriCon auf einer Gesamtfläche von 85 000 Quadratmetern eine leistungsfähige Umschlaganlage im kombinierten Verkehr, in der sich Schiene, Straße und Wasserstraße treffen. Die Gesamtkapazität liegt derzeit bei 155 000 Ladeeinheiten auf Schiene/ Straße pro Jahr. Hinzu kommen 35 000 Ladeeinheiten des Verkehrsträgers Wasser. Vor allem auf den Wasserstraßen Richtung Südosteuropa engagieren sich laut Ochs Unternehmen wie DLO Logistik Projektentwicklungs GmbH und die Reederei Väth KG inzwischen sehr stark mit eigenen Schiffen sowie mit Sattelanhängern für Bahn und Schiff.

Auf den kombinierten Verkehr auf Straße und Schiene hingegen setzt beispielsweise die Duomobile GmbH aus Steinach (bei Rothenburg o.d. Tauber): Das Unternehmen, das erst Ende 2005 gegründet wurde, hat u.a. Langholztransporte von Finnland in die Schweiz oder Kokstransporte von Italien nach Bad Windsheim per Bahn im aktuellen Programm.

Auf welche Schwierigkeiten Unternehmen beim Einstieg in den kombinierten Verkehr gefasst sein müssen, machte Dr. Boris Zimmermann von der Spedition Zimmermann GmbH aus Steinach deutlich, als er von seinen Erfahrungen mit dem firmeneigenen Gleisanschluss berichtete. Ob die Gleise selbst, Kabel und Materialien, Signaltechnik, Weichenstellung und Fahrplan, Bedienungsvertrag und Gleisabnahme – ehe der erste Zug rollen konnte, hatte es die Speditionsfirma mit zehn verschiedenen Gesprächspartnern und immer neuen Planungs- und Genehmigungsverfahren zu tun. Dass innovative Schienenlogistik auch ohne eigenen Gleisanschluss nutzbar gemacht werden kann, betonte Helmut Geßlein von der Stinnes AG, die ihren Kunden mit dem Railport-System zahlreiche Vorteile des Verkehrsträgers Schiene, kombiniert mit den Vorteilen regionaler Lagerkonzepte, bietet.

Kompetente Gesprächspartner für alle Fragen zur Verlagerung des Transports auf Schiene und Wasser sind in der Region auf jeden Fall zu finden. Einen Ko-Sieg gegen den Goliath Straßenverkehr wird der David KV, so IHK-Verkehrsreferent Ulrich Schaller, nicht erringen, aber eine stärkere Rolle im weiter wachsenden Gütertransportbereich sollte der kombinierte Verkehr in den kommenden Jahren auf jeden Fall spielen.

Umfrage
Im Januar startet mit Unterstützung der IHK eine Umfrage zu den Potenzialen des Kombinierten Verkehrs in der Metropolregion.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2007, Seite 16

 
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