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Verbraucher in Mittelfranken

Unbeeindruckt von der Krise

Die Einzelhändler in der Region Nürnberg kamen noch glimpflich durch die Krise: Trotz Rezession kauften die Konsumenten nur geringfügig weniger ein.

"Der Einzelhandel ist im Krisenjahr 2009 mit einem blauen Auge davongekommen“, erklärt Uwe Werner, Geschäftsführer des Landesverbands des Bayerischen Einzelhandels (LBE) in Mittelfranken. Der private Verbrauch sei im letzten Jahr lange Zeit die einzige Stütze der Konjunktur gewesen. Nach Zahlen des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) sank der Einzelhandelsumsatz gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent auf 392,1 Mrd. Euro. Trotz der Finanz- und Wirtschaftkrise sind 2009 im deutschen Einzelhandel über 40 000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden, wobei es sich laut HDE nur bei einem Viertel um geringfügige Beschäftigungsverhältnisse handelte.

Laut einer LBE-Befragung angeschlossener Mitgliedsfirmen musste der mittelfränkische Einzelhandel 2009 ein reales Umsatzminus von 2,0 Prozent (ohne Versandhandel) hinnehmen. Dies bedeutet, dass der Einzelhandel mit seinen knapp 7 900 Verkaufsstellen und rund 46 500 Beschäftigten einen Umsatz von rund 8,8 Mrd. Euro erzielt hat. Gründe für den Umsatzrückgang sieht LBE-Bezirksvorsitzender Jürgen Dörfler u.a. in der Quelle-Insolvenz. „Auch wenn die Zurückhaltung der Verbraucher nach dem Quelle-Konkurs bei Weitem nicht so schlimm war wie nach dem Ende von Grundig und AEG“, so Dörfler. „Aber Entlassungen wirken sich immer negativ auf das Konsumklima einer Region aus.“ Trotz schwieriger wirtschaftlicher Situation konnte wiederum mit 2 850 eingetragenen Berufsausbildungsverhältnissen in den Berufsbildern Einzelhandelskaufmann und Verkäufer ein absolutes Rekordergebnis erreicht werden. Somit wurde im zweiten Jahr hintereinander der höchste Ausbildungsstand seit über 20 Jahren erreicht.

Verhaltener Start ins Jahr 2010
Beim Ausblick auf das Jahr 2010 sind die Einzelhändler vorsichtig. Mehr als die Hälfte der von der LBE befragten Unternehmer erwartet im laufenden Jahr keine Veränderung des Umsatzes, fast ein Viertel befürchtet sogar einen Umsatzrückgang. „Der Start ins neue Jahr war verhalten“, berichtet der Bezirksvorsitzende Dörfler.

Eine große Gefahr für den klassischen Einzelhandel sieht der LBE in der Expansion von Verkaufsflächen. Fabrikverkaufszentren ziehen, laut der LBE-Spitze, die Kaufkraft aus der Innenstadt ab. Auch das in Herrieden (Landkreis Ansbach) geplante Factory Outlet-Center mit 8 000 Quadratmetern ist nach Ansicht der LBE deutlich überdimensioniert, sodass insbesondere die Geschäfte in den umliegenden Städten gefährdet sind. Läden müssten schließen, Arbeitsplätze gingen verloren und die Attraktivität der Stadt leide.

Immerhin sorgt das aktuelle GfK-Konsumklima für etwas Zuversicht, was die kommenden Monate angeht: Im Frühjahr 2010 legten sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung deutlich zu, so der Nürnberger Marktforscher GfK. Die Konsumenten erwarten in nächster Zeit eine gute konjunkturelle Lage und deshalb beurteilen sie auch die Entwicklung ihrer eigenen finanziellen Lage positiver. Dagegen verzeichnet die Anschaffungsneigung – wie schon im vergangenen Monat – geringe Einbußen. Das bedeutet: Auch wenn die Verbraucher die allgemeine Lage jetzt in einem besseren Licht sehen, konsumieren sie nicht automatisch mehr. Noch halten sie beispielsweise die hohen Heizöl- und Benzinpreise davon ab.

Autor/in: 
fle.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2010, Seite 27

 
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