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Interview

Was reizt die Gäste an Nürnberg?

Yvonne Coulin ist die neue Direktorin der Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg (CTZ). Sie war davor Tourismus-Chefin in Dresden und folgt Michael Weber nach, der Ende Mai in Ruhestand geht. WiM fragte sie nach ihren Plänen.

Wie hat sich der Städtetourismus entwickelt?
Wie alle anderen wichtigen Städtedestinationen war auch Nürnberg von der allgemeinen Finanz-und Wirtschaftskrise betroffen. Die Zahl der Übernachtungen ist im Jahr 2009 erstmals um 6,5 Prozent auf 2,1 Mio. zurückgegangen. Wenn, wie in Nürnberg, rund 70 Prozent der Übernachtungen auf Messe-, Kongress- und Geschäftsbesucher entfallen, hat eine Wirtschaftskrise auch entsprechende Auswirkungen auf den Tourismus. Das Jahr 2010 wird zeigen, wie sich die Wirtschaftskrise auf das Reiseverhalten auswirken wird. Gerade bei den Städtereisen, den klassischen Zweit-und Drittreisen, spart man erfahrungsgemäß zuerst. Mittelfristig jedoch wird dem Städte- und Kulturtourismus eine positive Entwicklung prognostiziert, sodass ich auch für Nürnberg eine mittelfristig positive Entwicklung erwarte.

Wo sehen Sie die Stärken und Schwächen beim Nürnberger Städtetourismus?
Die Stärken liegen in dem attraktiven Museen-Mix, der professionellen Umsetzung von Inhalten, der guten Besucherlenkung innerhalb der Museen. Und wir haben eine interessante Architektur, bei der Tradition und Moderne gleichermaßen den Touristen erstaunen und begeistern. Es wird beim Kulturtourismus darum gehen, mit den Kulturverantwortlichen gemeinsame Strategien zu entwickeln und diese in die Marketing-Maßnahmen offensiv zu integrieren. Das bedeutet, dass neben den Museen die Orchester- und Kulturevents, wie „die Blaue Nacht“ und die Open-Air Konzerte, stärker in den Fokus der Vermarktung rücken werden. Bei meinem Besuch des Messezentrums und des CongressCenters konnte ich noch einmal direkt erleben, welche hervorragende Infrastruktur hier in Nürnberg entstanden ist. Hier zu tagen macht richtig Laune! Und darum wird es auch im Bereich Kongress-Marketing eine noch engere Abstimmung zwischen der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg und der NürnbergMesse geben im Sinne einer gemeinsamen Vermarktung.

Das Angebot für Kinder und Familien ist in Nürnberg besonders groß, und wir sollten es noch mehr herausstellen. Das Nürnberger Spielzeugmuseum, aber auch der benachbarte Playmobil FunPark, die Kindertheater, die kindgerechten Stadtführungen, mehrere Kinos und auch der Tiergarten sind da nur ein paar Beispiele. Die Übernachtungszahlen im Dezember 2009 belegen beeindruckend, dass der Christkindlesmarkt ein Zugpferd ist, eine Marke mit weltweitem Alleinstellungsmerkmal. Die Weihnachtstadt Nürnberg ist daher wichtiger Bestandteil der Marketing-Strategie. Aus der Marktforschung wissen wir, dass neben dem Vorhandensein eines interessanten Kulturangebotes auch das Einkaufen und Bummeln und das Erleben des Flairs einer Stadt höchste Priorität haben.

Welche Marketing-Strategie verfolgen Sie für Nürnberg und welche Zielgruppen wollen Sie besonders ansprechen?
Die Marketing-Strategie ergibt sich aus den bereits definierten Themen, diese werden wir verstärkt herausarbeiten und im Zusammenspiel mit den Verantwortlichen aus dem Bereich Kultur und natürlich mit der gesamten Tourismusbranche weiterentwickeln. Bei der strategischen Ausrichtung stützen wir uns natürlich auf bestehende Erkenntnisse aus der Marktforschung und insbesondere auf Ergebnisse des „Qualitätsmonitors“, einer deutschlandweiten Permanent-Kundenbefragung, an der Nürnberg seit einem Jahr ebenfalls teilnimmt. Schwerpunkte der künftigen Arbeit werden das Online-Marketing und das Social Web bleiben. Hier ist die Tourismuszentrale bereits aktiv und diese Kompetenz werden wir weiter ausbauen. Aus den Befragungen wissen wir, dass die Gäste ihre Reiseentscheidung immer kurzfristiger treffen, daher wird das Web ein wichtiges Marketing-Instrument bleiben. Der Tourismusfonds und die nun verabschiedeten zusätzlichen Maßnahmen geben uns die Gelegenheit, mittelfristig eine Image-Schärfung Nürnbergs zu erreichen. Voraussetzung für den nachhaltigen Erfolg ist jedoch, dass alle Beteiligten sich aktiv einbringen.

Welche Rolle spielt bei Ihren Planungen das Thema Metropolregion?
Die CTZ hat sich mit Michael Weber aktiv im Forum Tourismus der Metropolregion beteiligt. Dies werde ich selbstverständlich weiterführen. Das verabschiedete Leitbild der Metropolregion kann auch im Tourismus als Orientierungsrahmen dienen und dabei insbesondere im Kongress-und Tagungssegment. Grundsätzlich wird es im Tourismus darum gehen, eine aufeinander abgestimmte kunden- und zielgruppenorientierte Vermarktung anzustreben. Die geschaffenen Strukturen sind gute Voraussetzungen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2010, Seite 52

 
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