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Fränkisches Seenland

Wieder auf der Sonnenseite

Die Fremdenverkehrsbetriebe wollen neue Zielgruppen an die fränkischen Seen locken. Aber auch die Kunden in dieser preisgünstigen Urlaubsregion werden anspruchsvoller.

Selbstverständlich erreichte die Krise im vergangenen Jahr auch das Fränkische Seenland. „Auch wir sind nicht verschont geblieben“, bestätigt Karolin Hofmann, stellvertretende Geschäftsführerin des Tourismusverbands Fränkisches Seenland in Gunzenhausen. So ging die Zahl der Übernachtungen im vergangenen Jahr um 2,7 Prozent zurück. Doch für 2010 rechnen die Touristiker bereits wieder mit einem leichten Zuwachs. Hofmann: „Wir denken positiv, aber das Wetter während der Sommersaison muss mitspielen.“

Immerhin ist der Tourismus inzwischen mit 4 200 Arbeitskräften und einem Umsatz von mehr als 153 Mio. Euro einer der wichtigsten Arbeitgeber im südlichen Mittelfranken. So gab jeder der geschätzt etwa vier Mio. Tagesbesucher 2006 nach Angaben des IHK-Gremiums Weißenburg-Gunzenhausen rund 15,70 Euro im Seenland aus. Eine wichtige Erkenntnis für die Branche: Die Urlauber erwarten immer mehr für ihr Geld. Auf dem Markt behaupten kann sich folglich nur, wer den Reisenden beste Qualität sowie ein attraktives Freizeitangebot bietet, das sich möglichst noch an eine bestimmte Zielgruppe richtet. So profitiert man im Fränkischen Seenland nach wie vor vom Rad- und Wandertourismus. Zusätzliche Besucher erhoffen sich die Touristiker durch Angebote für Senioren und für Menschen, die in der Mobilität eingeschränkt sind und im Seenland barrierefrei Urlaub machen können. „Aber das braucht noch etwas Zeit“, sagt Hofmann.

Längst hat sich der einstige Geheimtipp Fränkisches Seenland zu einem beliebten Ziel wasserhungriger Ausflügler und Urlauber entwickelt. Abseits von großstädtischem Trubel können Seenland-Besucher dort zu weiterhin günstigen Preisen vor allem per Fahrrad oder zu Fuß Natur genießen. Besucher finden dazu zahlreiche geschichtsträchtige Stätten aus der Römerzeit, fränkischer Romantik und markgräflichem Barock. An den Stränden der Seen, an Bord der Erlebnisschifffahrt oder beim Surfen und Segeln finden gerade Familien Entspannung und Urlaubsfreude. Auch kulinarisch hat das Seenland einiges zu bieten: Allein im Regionalbuffet haben sich rund 15 Gastronomen und 30 Direktvermarkter zusammengetan, die Qualität und Frische auf den Tisch bringen. Das Regionalbuffet Fränkisches Seenland ist eine von vier Regionalbuffet-Regionen (neben Romantisches Franken, Steigerwald Süd und Rund um Nürnberg).

Eigentlich hatten Politik, Wirtschaft und Wissenschaft vor einigen Jahrzehnten gar nicht primär an die Schaffung eines attraktiven Naherholungs- und Urlaubsgebietes gedacht. 1970 hatte der Bayerische Landtag die Staatsregierung beauftragt, einen überregionalen wasserwirtschaftlichen Ausgleich zwischen Donau- und Main-Gebiet herzustellen und damit die wasserbedingten Hemmnisse im eher trockenen Franken abzubauen. Zwischen 1971 und 2000 wurde ein Überleitungssystem aufgebaut, das heute vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach betrieben wird. Dazu gehören neben den Anlagen an Altmühl-, Brombach- und Rothsee u.a. auch mehr als 100 Brücken und Stege, 27 Flusswehre und drei Wasserkraftwerke. Aus Altmühl und Donau werden über den Main-Donau-Kanal im Mittel rund 125 Mio. Kubikmeter Wasser pro Jahr in den Rothsee gepumpt, Hochwasser der Altmühl fließt über den Altmühl- und Kleinen Brombachsee in den Großen Brombachsee. Im Mittel sind dies pro Jahr 25 Mio. Kubikmeter Wasser. In Trockenzeiten wird das gespeicherte Wasser dann in das Regnitz-Main-Gebiet abgegeben.

Ganz ohne natürliche Gefährdungen geht es allerdings auch im Idyll des Fränkischen Seenlands nicht ab. Zwar möchten die Tourismusverantwortlichen vor Ort am liebsten darüber schweigen, aber die unangenehme und von vielen Touristen ungeliebte Blaualgenblüte in der Saison 2009 sorgte für Unruhe. Bei einer Seenkonferenz im November 2009 wiesen zahlreiche Experten auf die möglichen Gefahren für den regionalen Tourismus hin. Olaf Pattloch, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Gremiums Weißenburg-Gunzenhausen, hatte die grundlegenden Probleme des Altmühlsees aufgezeigt: Der Altmühlsee unterscheidet sich von herkömmlichen Seen durch seine im Verhältnis zur Wasserfläche geringe Tiefe. Eine stabile Schichtung des Wassers, wie sie bei Seen in den Sommer- und Wintermonaten typisch ist, liegt im Altmühlsee nicht vor. Daher greifen auch viele der sonst üblichen Maßnahmen zur Regulierung des Nährstoffhaushaltes nicht oder nur sehr bedingt. Ob die Aufrüstung der Kläranlagen an der Altmühl ausreichen wird, um die Wasserqualität wirksam zu verbessern, wird vor allem auch von der Witterung in diesem Jahr abhängen. Pattloch sagt: „Bei den Kläranlagen geht es um die dritte Reinigungsstufe, die Phosphatfällung, die normal nicht bezuschusst wird. Dies erfolgt aber in den nächsten Jahren an 14 Kläranlagen im Einzugsgebiet des Altmühlsees. Für 2010 ist hier jedoch noch keine Wirkung zu erwarten.“ Nach Pattlochs Einschätzung fehlt weiterhin ein grundsätzliches Sanierungskonzept.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2010, Seite 50

 
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