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Städtetourismus

Unromantische Wirtschaftslage

Die Zahl der Besucher in Frankens Städten wird 2010 wohl wieder steigen. Am harten Preiswettbewerb der Hotels dürfte sich aber so schnell nichts ändern.

Licht und Schatten zeigte die Tourismusbilanz 2009 in Nürnberg: Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der Übernachtungen in der Noris um 6,5 Prozent auf 2,13 Mio., wobei die Rezession eine wesentliche Ursache war. Positiv ragte der Dezember heraus: Der wichtigste Touristenmonat für Nürnberg hat der Hotellerie mit 191 000 Übernachtungen ein Allzeit-Hoch beschert. Gezählt wurden zudem über 3 400 Reisebusse (plus acht Prozent) und 4,4 Prozent mehr Besucher aus dem Ausland. Damit hätten die Bemühungen zur Vermarktung der „Weihnachtsstadt Nürnberg“ Früchte getragen, so Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Roland Fleck.

Nürnberg liegt im Trend der 14 fränkischen Städte, die im vergangenen Jahr in Summe ein Minus von 5,4 Prozent auf 5,34 Mio. Übernachtungen verbuchten. Jeder Vierte reiste aus dem Ausland an. Im mittelfränkischen Städtevergleich sanken die Übernachtungen der Gäste in Erlangen auf 422 000 (minus zwölf Prozent), in Fürth auf 213 000 (minus sieben Prozent) und Dinkelsbühl auf 101 000 (minus acht Prozent). Die Kurstadt Bad Windsheim traf es mit 19 Prozent weniger Besuchern (285 000) besonders hart. Dagegen behauptete sich Rothenburg mit seinem mittelalterlichen Stadtbild in der Gästegunst mit 419 000 Übernachtungen, die Residenzstadt Ansbach konnte sogar um zehn Prozent auf 160 000 zulegen.

Einer aktuellen Studie zufolge konnten Hotellerie, Gastronomie, Handel und Dienstleistungen in Nürnberg Einnahmen von 1,2 Mrd. Euro verbuchen. Das entspricht einer Beschäftigung von 23 000 Menschen. Damit stammen fünf Prozent der Nürnberger Wirtschaftsleistung aus Städtetourismus und Übernachtungen. Übernachtungsgäste lassen pro Tag fast 190 Euro in der Noris, der fränkische Mittelwert liegt bei 104 Euro. Tagestouristen geben immerhin mehr als 30 Euro für Kultur, Kulinarisches und Souvenirs aus.

Michael Weber, der Mitte Mai nach über 20 Jahren als Nürnberger Verkehrsdirektor in den Ruhestand geht, erklärte, der Rückgang der Gäste habe auch zu einem verschärften Konkurrenzkampf der Beherbergungsbetriebe um die Belegung der rund 15 000 Betten geführt. Die Auslastung bei kleineren Häusern mit bis zu 100 Betten sank auf 52 Prozent. Das heißt, fast jede Nacht ist jedes zweite Zimmer leer. „Das ist der niedrigste Stand der letzten zehn Jahre.“ Die größeren Hotels konnten ihre Auslastung mit 60 Prozent fast stabil halten. Dahinter stehe ein knallharter Preiskampf, bei dem kleinere Betriebe oft nicht mithalten könnten, sagte Weber.

Tourismusfonds in Nürnberg
Helfen soll nun ein Tourismusfonds, dessen Finanzierung endlich unter Dach und Fach ist. Für drei Jahre zahlen Nürnbergs Hotellerie und Gastronomie alljährlich 250 000 Euro ein und bekommen aus dem Stadtsäckel weitere 250 000 Euro dazu. Der Hotel- und Gaststättenverband hatte im Vorfeld seine Mitglieder zum Mitmachen aufgefordert, um die Marketing-Aktivitäten ausbauen und um vor allem mehr Privattouristen nach Nürnberg holen zu können. Webers Nachfolgerin Yvonne Coulin will insbesondere das Online-Marketing ausbauen und Nürnberg noch stärker als Kulturstadt positionieren (siehe nebenstehendes Interview).

Man dürfe aber nicht die Tagestouristen aus den Augen verlieren, heißt es aus München vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr (dwif): „Die werden leider vielfach unterschätzt.“ Zwar geben sie deutlich weniger als Übernachtungsgäste aus, sie tragen aber erheblich dazu bei, dass die touristische Infrastruktur (Gastronomie, Erlebnisbäder und andere privat betriebene Freizeiteinrichtungen) über das Jahr hinweg ausgelastet ist. Bei vielen Betrieben hat das dwif einen Investitionsstau mit Blick auf Service, Produktqualität und Weiterbildung beobachtet: „Das kann man sich heute nicht mehr leisten.“

Durch mehr Marketing, wirtschaftlicher Erholung und ein anziehendes Messe- und Kongressgeschäft werden in diesem Jahr wieder mehr Gäste erwartet. Das deckt sich grundsätzlich mit der Erholung der touristischen Nachfrage, die der Nürnberger Marktforscher GfK in seiner Untersuchung „Reisetrends 2010“ ausmacht: Demnach zeichnet sich nach eineinhalb Jahren mit rückläufigen Buchungszahlen seit Jahresbeginn eine Erholung ab.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2010, Seite 53

 
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