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Modellprojekt

Lebensabend in den eigenen vier Wänden

Wie kann man Senioren ein möglichst eigenständiges Leben zuhause ermöglichen? Lösungen werden in einem Pilotprojekt erarbeitet, an dem sich Wissenschaft, Wohnungswirtschaft und soziale Einrichtungen beteiligen.

Möglichst lange in der gewohnten Umgebung leben und in Würde alt werden – dieser Wunsch treibt in Zeiten des demographischen Wandels viele um, die sich nach dem Berufsleben auf einen Ruhestand mit hoher Lebensqualität wünschen. Fast jeder will die eigenen vier Wände dem Zimmer im Altersheim vorziehen. Doch wer sorgt – gerade im ländlichen Raum – für die notwendige medizinische Betreuung, für den Kontakt zu den meist alleinstehenden Senioren?

Technische Hilfssysteme

Die Metropolregion Nürnberg versucht – gemeinsam u. a. mit dem Spitzencluster Medizintechnik – in einem Modellvorhaben der Bundesraumordnung („Moro“), Lösungen und altersgerechte Assistenzsysteme zu entwickeln und zu fördern, die einen möglichst (lebens-)langen Verbleib älterer Menschen in der eigenen Wohnung ermöglichen sollen. Deshalb arbeiten Wissenschaftler und Entwickler eng mit der Wohnungswirtschaft sowie mit sozialen Einrichtungen zusammen. Der „Gesundheitsstandort Haushalt“ soll – so der Bamberger Landrat Dr. Günther Denzler, 1. stellvertretender Ratsvorsitzender der Metropolregion – gerade auch im Hinblick auf die zunehmenden Demenzerkrankungen ausgebaut werden. Für Prof. Dr. Erich R. Reinhardt, dem Vorstandsvorsitzenden des Medical Valley e.V. und vormals Chef von Siemens Medical Solutions, sind dafür in der Industrie alle technischen Kompetenzen vorhanden, sie müssen nur wirtschaftlich darstellbar sein.

Drei Beispiele unterstreichen, dass auf dem Weg zu einer optimalen Betreuung schon zahlreiche Hürden genommen worden sind. Als vorbildhaft gilt die mit 16 hauptamtlichen und etwa 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern ausgestattete GmbH „Sophia Franken“, die eine besondere Stärke ländlicher Räume nutzt: das hohe ehrenamtliche Engagement. Dieses Modell ist nach Worten von Geschäftsführer Anton Zahneisen nicht gewinn-orientiert und bietet neben einem Hausnotruf durch Überwachung ausgewählter Körperfunktionen auch eine soziale Betreuung an. Gerade auf dem dünner besiedelten Land werden solche Modelle benötigt. Derzeit sind fast 1 500 alleinstehende Personen in der Metropolregion diesem preisgekrönten Projekt angeschlossen.

Kirchliche Wohnungsunternehmen

Auch die Joseph-Stiftung – ein der katholischen Kirche nahestehendes Wohnungsunternehmen, das 1948 vom Bamberger Erzbischof gegründet wurde – fördert und entwickelt nach eigenem Verständnis „Modellmaßnahmen mit sozialer Signalwirkung“. Zielgruppen sind Familien, Alleinerziehende, Senioren sowie Studenten. In Zusammenarbeit mit der Caritas können die Nutzer ambulante Dienstleistungen in Anspruch nehmen wie hauswirtschaftliche und handwerkliche Hilfen, Unterstützung bei Behördenkontakten und Pflege. 5 500 Wohneinheiten werden von der Joseph-Stiftung unterhalten.

Mehr als doppelt so viele Wohnungen, 13 000 an der Zahl, verwaltet das 1949 entstandene Evangelische Siedlungswerk in Bayern (ESW) mit den Schwerpunkten Nürnberg, München, Erlangen, Ansbach, Bayreuth, Ingolstadt, Fürth und Würzburg. Das dezentrale Hausmeisternetz in ganz Bayern ermöglicht rasche und flexible Reaktionen auf Kundenwünsche und Marktentwicklungen. Als Modellprojekt gilt die „SonnenSeite Tillypark“ in Nürnberg – 80 seniorengerechte Wohnungen, die volle Unabhängigkeit bei optimaler Versorgung bieten.

Der frühere Siemens-Vorstand Reinhardt sieht im neuen „Moro“-Projekt auch eine Chance für hiesige Unternehmen: Innovationen, die dabei entwickelt werden, können zu gegebener Zeit „exportiert“ werden – was wiederum die Wirtschaftskraft der Region zu stärken hilft.

Autor/in: 
ug.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2011, Seite 58

 
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