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Dialekt

Spricht der Kunde Fränkisch?

Wie kommt Mundart im Geschäftsleben an: Macht sie sympathisch oder wirkt sie sich eher negativ auf das Image von Unternehmen aus?

Wir sind lokal verankert, unsere Kunden kommen überwiegend aus der Stadt oder aus der Region, und unsere Mitarbeiter sind hier zu Hause – da wäre es ja schräg, wenn Fränkisch nicht gesprochen werden dürfte“, sagt Elisabeth Seitzinger, selbst Fränkin und Pressesprecherin der Städtischen Werke Nürnberg und der Verkehrsbetriebe VAG. Und deshalb sei „das Fränggische eben keine Karrierebremse – Hauptsache, man versteht es“.

Auch bei der Nürnberger Direktbank Cortal Consors wird die Mundart nicht als Karrierehindernis gesehen. Pressesprecher Dirk Althoff betont: „Eine gewisse Einfärbung des Dialekts ist ein Teil der Persönlichkeit, wir verlangen daher von keinem Mitarbeiter, perfektes Hochdeutsch zu sprechen.“ Noch einen Schritt weiter geht Patrick Krause, Marketing-Experte bei der PSD Bank Nürnberg: „Kunden aus dem Nürnberger Raum fühlen sich mit Sicherheit bei Kundenberatern mit einem leichten fränkischen Dialekt ‚gut aufgehoben’, denn Dialekt wirkt allgemein nicht so ‚kühl’ und distanziert wie reines Hochdeutsch.“

Dialekt als "Heimat"

Vielleicht, so vermuten Sprachwissenschaftler und Soziologen, ist es gerade die anhaltende Globalisierung, die Dialekt und Mundart zu einer Renaissance verhelfen: Die Welt ist unbegreiflich groß und unübersichtlich geworden, da sehnen sich viele nach kleineren Einheiten, in denen sie sich zurecht finden und die ihnen so etwas wie Heimat geben. Sprache und Dialekt gehören dazu. „Sprache ist Identität und darf gelebt werden. Das hat ja auch seinen Charme“, erklärt VAG-Sprecherin Seitzinger.

Doch ganz allein auf ihre Lokalsprache können die Mitarbeiter in mittelfränkischen Unternehmen dann doch nicht vertrauen – eigentlich ist deutsche Zweisprachigkeit gefordert. Selbst im telefonischen Kundenkontakt, zum Beispiel bei der Direktbank Cortal Consors, ist Dialekt, so Sprecher Althoff, „kein Hindernis, wenn er nicht so stark ausgeprägt ist, dass er kaum mehr verständlich ist“. Nach seiner Meinung haben die Mitarbeiter in der Regel ein sehr gutes Gefühl dafür, welche Ausfärbung des Dialekts noch angemessen ist. Und Elisabeth Seitzinger hat festgestellt, „dass viele durchaus auch Varianten der Sprachfärbung drauf haben, je nachdem, mit wem sie sprechen und über welches Thema“. So ist bei der PSD Bank bei Veranstaltungen „ein gutes Hochdeutsch – einfach aus Verständlichkeitsgründen – sicher eher angebracht als ein breites Fränkisch“, sagt Marketing-Manager Krause: „Man muss hier einfach den Adressatenkreis beachten.“

Ein gemeinsamer Dialekt kann sich beruflich wie privat förderlich auswirken, wenn beispielsweise Verkäufer, Berater oder Anwälte Nähe und Vertrauen zu einem Kunden aus ihrer Region aufbauen möchten. Personaltrainer und Kommunikationsexperten gehen allerdings davon aus, dass sich Unternehmensmanager, die ihr Unternehmen überregional oder international vertreten, keinen Dialekt leisten können. „Mit einem ausgeprägten Dialekt schwächen sie im beruflichen Umfeld schnell ihre Position“, sagt die Sprachtrainerin Isabel Garcia.

Wer sächselt, schwäbelt oder berlinert, muss nach ihrer Meinung damit rechnen, von seinen Gesprächspartnern frei nach dem Motto „Der kann es wohl nicht besser“ kaum ernst genommen zu werden.

Nicht krampfhaft hochdeutsch sprechen

Nach der Auffassung von Sprachtrainern und Personalberatern geht es heutzutage nicht mehr darum, Dialekte abschaffen oder negieren zu wollen – in vielen Jobs seien eben Fremdsprachenkenntnisse verlangt, und alle, die nicht nur Hochdeutsch, sondern auch noch einen Dialekt perfekt beherrschen und nach Belieben damit spielen können, seien klar im Vorteil. „Manche Kunden schätzen es, ihren heimischen Dialekt zu hören, da sie sich so leichter mit dem Kundenbetreuer identifizieren können“, bestätigt Cortal-Consors-Sprecher Althoff. Personalverantwortliche in vielen Unternehmen sind sich längst einig: „Es muss sich niemand verbiegen“, sagt VAG-Sprecherin Seitzinger: „Nichts schlimmer, als wenn jemand krampfhaft versucht, Hochdeutsch zu sprechen.“

Mit negativen, aber auch positiven Reaktionen auf ihre Sprachfärbung oder ihre Mundart müssen Arbeitnehmer in Deutschland allerdings weiterhin rechnen.

So wird das schnodderige Berlinerisch ebenso wie das behäbige Schwäbisch eher abgelehnt, während Bairisch als gemütlich und original, Rheinländisch als charmant und sympathisch sowie Norddeutsch als klar und sachlich eher akzeptiert werden. Aber bei derartigen Einschätzungen, so stellten Forscher der Universität Kiel fest, sind längst nicht alle Bundesbürger der gleichen Meinung.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2012, Seite 42

 
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