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Ausbildungsberufe

Welche Wege führen in die Kreativwirtschaft?

Zahlreiche Berufsbilder bereiten auf das Arbeitsleben in kreativen Unternehmen vor. Im Mittelpunkt stehen aber in der Regel keine künstlerischen Tätigkeiten, sondern betriebswirtschaftliche, technische und planende Aufgaben.

Wer nach dem Schulabschluss seiner kreativen Begabung folgen will, entscheidet sich laut der Bundesagentur für Arbeit in vier von fünf Fällen für ein Studium. So bieten in der Region Nürnberg beispielweise die Akademie der Bildenden Künste, der Fachbereich Gestaltung der Ohm-Hochschule oder die Hochschule für Musik je nach Talent entsprechende Angebote. Die anderen 20 Prozent schlagen den Ausbildungsweg in Handwerk, Kreativwirtschaft oder Industrie ein und wählen etwa einen kunsthandwerklichen Beruf wie beispielsweise Goldschmied, Maßschneider, Musikinstrumentenmacher oder Steinmetz.

Der beliebteste kreative Ausbildungsberuf im Zuständigkeitsbereich der IHK Nürnberg für Mittelfranken war im letzten Jahr der Mediengestalter Digital und Print, für den sich 116 Nachwuchskräfte entschieden hatten. Das war bei einer Gesamtzahl von knapp 200 neuen Ausbildungsverhältnissen in kreativen Sparten mit weitem Abstand der am häufigsten gewählte Berufsweg.

Mediengestalter Digital und Print entwickeln im Kundenauftrag Gestaltungskonzepte für digitale oder gedruckte Informationsmittel und setzen diese um. Die dreijährige duale Ausbildung bietet drei Fachrichtungen zur Spezialisierung: Beratung und Planung, Gestaltung und Technik sowie Konzeption und Visualisierung.

Mediengestalter Bild und Ton: Wer eine Karriere in der technischen Sparte bei Fernsehen, Hörfunk oder Film- und Tonstudios anpeilt, wählt diesen Ausbildungsberuf. Im letzten Jahr haben sich in Mittelfranken sieben Jugendliche für diesen Berufsweg entschieden. Sie lernen, wie man eine Medienproduktion plant und durchführt, außerdem richten sie medienspezifische Produktionssysteme ein, stellen Bild- bzw. Tonaufnahmen her und bearbeiten sie nach redaktionellen und gestalterischen Gesichtspunkten.

Der Kaufmann für Marketingkommunikation liegt mit 30 neuen IHK-Ausbildungsverträgen in Mittelfranken auf Platz zwei der Beliebtheitsskala unter den kreativen Berufen. Sie sind nach dem erfolgreichen Abschluss dafür verantwortlich, in den Marketing- und Kommunikationsabteilungen von größeren Unternehmen oder Verbänden sowie in Agenturen die verschiedensten kommunikativen Maßnahmen zu planen und zu entwickeln. Sie organisieren deren Umsetzung, kontrollieren die Herstellungsprozesse und müssen immer auch das Budget im Blick haben.

Floristen: 19 Schulabgänger entschieden sich 2011 für diese Ausbildung: Nach dreijähriger Lehre gestalten und verkaufen sie Blumen- und Pflanzenschmuck, beraten Kunden, pflegen die Pflanzen im Laden und bearbeiten Bestellungen des Blumenversands. Arbeitgeber für Floristen sind hauptsächlich Blumenfachgeschäfte, Gartencenter oder Gärtnereien mit Blumengeschäft. Der Großhandel mit Pflanzen und Blumen oder Bestattungsunternehmen mit eigenem Blumenhaus sind weitere mögliche Arbeitgeber.

Gestalter für visuelles Marketing entwickeln und realisieren visuelle Gestaltungskonzepte. Sie gestalten die Schaufenster in den Geschäften sowie Verkaufs- oder Ausstellungsräume und rücken Waren, Produkte oder Dienstleistungen ins rechte Licht. Gestalter für visuelles Marketing arbeiten vorwiegend im Einzelhandel wie z.B. in Kauf- und Möbelhäusern. Ihre Fertigkeiten sind aber auch bei Kongresszentren, Ausstellungsveranstaltern oder Werbeagenturen gefragt.

Zumindest zahlenmäßige Exoten sind die insgesamt vier Azubis, die im vergangenen Jahr ihre Ausbildung zum Bühnenmaler und -plastiker, Modeschneider sowie Technischen Modellbauer starteten. Der Bühnenmaler und Bühnenplastiker der Fachrichtung Malerei malt Kulissen, Bühnen- und Szenenbilder für Bühnen, Fernsehstudios und Filmdrehorte. Modeschneider stellen nach Vorgaben Schnittmuster und Modelle für die Kollektions- und Serienfertigung her, planen und kalkulieren die Produktion, schneiden Stoffe zu und richten Nähmaschinen ein. Der Technische Modellbauer, als einziger mit einer dreieinhalbjährigen Ausbildungsdauer, stellt anschließend mit vorwiegend computergestützten Verfahren Modelle her. Sie werden für die Einzel- und Serienfertigung z.B. von Karosserieteilen, Kunststoffgehäusen, Gießereierzeugnissen benutzt oder dienen als Prototyp.

Udo Göttemann, Leiter des IHK-Fachbereichs Berufsausbildung, warnt Bewerber aber vor falschen Vorstellungen: In diesen Ausbildungsberufen ist weniger der Künstler gefragt. Aus der Praxis kennt er Fälle, bei denen sich Schulabgänger mit einer Zeichenmappe als Mediengestalter beworben hatten und sofort abgelehnt wurden. Denn in diesem Beruf dominieren Technik und Software, auch im Tagesgeschäft des Kaufmanns für Marketingkommunikation überwiegen Aufgaben wie die Budgetkontrolle und stellen den kreativen Teil in den Hintergrund. „Eine geistig-kunsthandwerkliche Ausrichtung ist nicht der Kern dieser Ausbildungen“, stellt Göttemann klar.

Für junge Leute, die sich eher in diese Richtung entwickeln wollen, kann aber einer der genannten Ausbildungsberufe dennoch ein guter Einstieg sein. Denn sie führen mehr oder weniger alle in die Kreativwirtschaft und eröffnen damit je nach beruflichem Werdegang und Arbeitgeber grundsätzlich auch den Einstieg in kreative Tätigkeiten. Auch entsprechende Weiterbildung und der Schritt in die Selbstständigkeit können diesen Weg bereiten.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2012, Seite 38

 
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