Telefon: +49 911 1335-1335

Wöhrl

SinnLeffers übernommen

Die Nürnberger Rudolf Wöhrl AG übernimmt die SinnLeffers GmbH, ein Modehandelsunternehmen im gehobenen Segment mit Stammsitz in Hagen. Über den Kaufpreis äußerten sich beide Seiten nicht. Zuletzt wurde bekannt, dass die Übernahme sowie die Modernisierung von Modehäusern durch eine Unternehmensanleihe mit fünfjähriger Laufzeit mit finanziert werden soll.

Im Jahr 2011 erzielten die 22 SinnLeffers-Filialen mit knapp 2 000 Mitarbeitern einen Umsatz von gut 300 Mio. Euro, vor allem durch den Verkauf von Fremdmarken wie Hugo Boss, Gant und Tom Tailor. „Beide Häuser ergänzen sich nahezu ideal an ihren Standorten. Wir sind stolz darauf, ein Traditionsunternehmen mit über 150-jähriger Geschichte übernehmen zu können“, erklärte Gerhard Wöhrl, ältester Sohn von Firmengründer Rudolf Wöhrl und Seniorchef des Unternehmens.

SinnLeffers-Filialen gibt es vor allem im Westen und Norden Deutschlands. Dagegen befinden sich die 38 Häuser der Wöhrl-Unternehmensgruppe, die mit über 2 000 Mitarbeitern mehr als 300 Mio. Euro umsetzt, vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Überschneidungen von Standorten gibt es nur in Dresden, München und Magdeburg, die Wöhrl- und SinnLeffers-Häuser in diesen Städten sollen weitergeführt werden.

Aber nicht nur die geografische Verbreitung von SinnLeffers passt den Franken in ihr Erweiterungskonzept. Der insgesamt wachsende Internet-Handel mit Mode, der bei Wöhrl bisher noch keine entscheidende Rolle spielt, soll durch den Zukauf beflügelt werden. „SinnLeffers hat ein exzellentes Konzept, von dem wir bei Wöhrl lernen können. Schon im Februar wird SinnLeffers in den Online-Handel einsteigen“, gab Wöhrl-Vorstandschef Olivier Wöhrl, der Enkel von Firmengründer Rudolf Wöhrl, bekannt. Die Filialen sollen allerdings ihren eigenständigen Auftritt behalten: „SinnLeffers wird jetzt nicht auf Wöhrl getrimmt“, so Gerhard Wöhrl bei einer Pressekonferenz.

SinnLeffers war 1997 durch die Fusion der zwei Traditionshäuser Sinn und Leffers entstanden. Bis zum Jahr 2001 gehörte das Modeunternehmen der Familie Schickedanz, dann wurde es an KarstadtQuelle und im Mai 2008 an die Deutsche Industrie Holding (DIH) verkauft. Nach einem Planinsolvenzverfahren durchlief der Modehändler einen harten Sanierungsprozess, der auch die Schließung von Häusern und Entlassungen einschloss. Seit 2011 zeigt sich das Unternehmen jedoch wirtschaftlich erholt.

Im deutschen Textilhandel herrscht besonders harter Wettbewerb. Nicht nur Online-Größen wie Otto oder Zalando und Ketten wie H&M oder Esprit sorgen für Konkurrenz, zunehmend kämpfen auch Hersteller wie Tom Tailor oder Gerry Weber mit eigenen Filialkonzepten um neue Marktanteile. Wöhrl hat jetzt auf diesen Marktwandel angemessen reagiert, wie Branchenkenner urteilen: Durch den Zukauf führt das fränkische Traditionsunternehmen nun eine praktisch um das Doppelte verstärkte Textilhandelsgruppe mit 60 Modehäusern, über 4 000 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von 600 Mio. Euro ins Feld. „Unsere Vision ist es, der erfolgreichste familiengeführte Modefilialist in Deutschland zu werden“, kündigte Vorstandschef Olivier Wöhrl an.

Autor/in: 
pb.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2013, Seite 69

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick