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Analphabetismus

Furcht vor den Buchstaben

Buchstaben © ThinkstockPhotos_vvs1976

Lesen und Schreiben werden als selbstverständlich vorausgesetzt, doch viele Erwerbstätige in Deutschland haben damit Probleme.

Lesen und Schreiben werden als selbstverständlich vorausgesetzt, doch viele Erwerbstätige in Deutschland haben damit Probleme. Die Brille vergessen, die Hand verletzt – Analphabeten müssen erfinderisch sein, um durch den Alltag zu kommen, denn offen über das Problem wollen die wenigsten sprechen. 7,5 Mio. funktionale Analphabeten leben und arbeiten in Deutschland – Menschen, die die Schriftsprache nur unzureichend beherrschen bzw. sie vermeiden und dadurch nicht in der Lage sind, sie im Alltag zu benutzen. Häufig können funktionale Analphabeten einige Wörter schreiben (z.B. ihren Namen), es fehlt ihnen jedoch die Fähigkeit, den Sinn eines etwas längeren Textes zu erfassen. Die Folgen für die Betroffenen sind weitreichend: Häufig sind sie privat abhängig von Freunden und Partnern, nur eingeschränkt mobil, können sich nur schwer durchsetzen und scheuen sich vor Bewerbungen und Weiterbildungen.

Die häufige Annahme, dass die Betroffenen meist Deutsch nicht als Muttersprache sprechen oder nie eine Schule besucht haben, ist falsch. Denn der „typische“ Analphabet ist männlich, deutsch, verheiratet und geht einer regelmäßigen Arbeit nach, sehr häufig hat er sogar einen Schulabschluss. Vielen Arbeitgebern ist nicht bewusst, dass es unter ihren Mitarbeitern Analphabeten geben könnte. Nicht zuletzt, weil sich die Betroffenen größte Mühe geben, dieses Problem geheim zu halten. Bildungsexperten zufolge sind funktionale Analphabeten besonders häufig in den Branchen Bau, Gastronomie, Logistik und Industrie tätig. Die Unternehmen können jedoch ihre Mitarbeiter, die unter diesem Problem leiden, gezielt unterstützen und ihnen eine professionelle Alphabetisierung ermöglichen. Die Vorteile für die Betriebe sind eine bessere fachliche Qualifikation und damit verbunden steigende Leistungsfähigkeit und höhere Flexibilität, aber auch sinkende Kosten.

Doch woran erkennt man funktionale Analphabeten? Und wie kann man sie auf ihr Problem ansprechen, ohne Gefühle zu verletzen? Hier stehen den Unternehmen die IHK-Ausbildungsberater zur Seite: Sie vermitteln Ansprechpartner und wissen, wo in Nürnberg und Umgebung Alphabetisierungs-Kurse angeboten werden. Programme wie die „Arbeitsplatzorientierte Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener“ der Bundesregierung stellen ein breites Kursangebot sicher, mit dem Betroffenen direkt geholfen werden kann. So bietet u.a. das Bildungszentrum der Stadt Nürnberg zahlreiche Alphabetisierungskurse („Alpha-Werkstätten“) an, die in der Regel im Südpunkt in der Pillenreuther Straße 147 stattfinden. 

Autor/in: 

am.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2015, Seite 20

 
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