Telefon: +49 911 1335-1335

Hallengebäude

Richtig einheizen

Gebäude Plan Heizung Energie Wärme © Askold_Romanov - ThinkstockPhotos

Bei vielen gewerblichen Gebäuden lassen sich durch Sanierungen erhebliche Energieeinsparungen erreichen.

Energieeffiziente Gebäude sind ein wichtiger Baustein der Energiewende. Zwar werden moderne Heizsysteme für gewerbliche Hallen alleine das Weltklima nicht retten, so Dr. Robert Schmidt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Innovation und Umwelt vor 150 Unternehmensvertretern zum Auftakt des IHK-Fachforums „Effiziente Hallenheizungen im Bestand“. Es lasse sich aber ein gewisser Beitrag leisten, denn jährlich würden in Deutschland rund 5 500 bis 8 200 beheizte Hallengebäude geplant und gebaut, eine genaue statistische Erfassung über Bestand und Energieverbrauch gebe es aber nicht. Bundesweit wird die Zahl der Werkstattgebäude, Fertigungshallen, Lagerhallen, Logistikgebäude sowie Sport- und Mehrzweckhallen auf gut 420 000 geschätzt.

Laut Harald Wimmer, Mitglied im Lenkungskreis Hallenheizung der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach (figawa), gilt weit mehr als die Hälfte von ihnen als sanierungsbedürftig. Einer Studie zufolge entfällt auf die Hallengebäude mit einer Höhe von mehr als vier Metern gut 15 Prozent des deutschen Wärmemarktes. 60 Prozent des Gesamtheizverbrauchs für Hallen könnten sich durch moderne, hallenspezifische Heizsysteme und durch bauliche Sanierungen einsparen lassen. Am Beispiel einer 1 600 Quadratmeter großen Produktionshalle mit einer Deckenhöhe zwischen 7,25 und zehn Metern und einem alten Erdgas-Kessel illustrierte Wimmer das Einsparpotenzial: Nach einer Sanierung wurde dezentral mit Wärmerückführung sowie mit Sommer- und Nachtkühlung gearbeitet, sodass 50 Prozent der Energie eingespart wurden.

Die Entscheidung für eine effiziente Hallenheizung bleibt aber längst nicht mehr nur dem Unternehmer überlassen, sondern wird von der EU-Ökodesign-Richtlinie oder ErP-Richtlinie (Energy-related Products) vorgegeben. Darauf wies Ferdinand Ehard, Geschäftsführer der Schwabacher LK Metallwaren GmbH hin. Zielsetzung der Richtlinie ist es, zur Einsparung von Energie und Ressourcen den gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu berücksichtigen. Neu ist die Ausweitung der Richtlinien von „energiebetriebenen“ auf „energieverbrauchsrelevante“ Produkte, sodass nun auch Klimaanlagen, Fernseher oder Straßenbeleuchtungen darunter fallen. Die Anforderungen seien bereits jetzt bei Entwicklungen zu berücksichtigen, so Ehard. Die sogenannten „Limits“, also Effizienzwerte, dürften nicht mehr unterschritten werden, sonst dürfe man die entsprechenden Produkte und Anlagen nicht mehr in den Verkehr bringen. Zudem besteht in der Regel eine ausführliche Dokumentationspflicht.

Die ErP-Richtlinie fasst bestimmte Cluster von Produkten in sogenannte Produktgruppen (Lot) zusammen, um Effizienz und Emissionen (Abgas, Schall) der Heizsysteme vergleichbar zu machen. In den derzeit 43 Produktgruppen finden sich Heizgeräte etwa im Lot 1 (Raumheizgeräte und Kombiheizkessel), Lot 10 (Raumklimageräte), Lot 20 (Einzelraumheizgeräte), Lot 21 (Warmluftzentralheizung) sowie Lot 31 (Kompressoren). Im Januar 2018 tritt die erste Stufe der ErP-Verordnung in Kraft und fordert einen Nachweis über den saisonbereinigten Heizwirkungsgrad bei Warmlufterzeugern, die zweite Stufe folgt zu Beginn des Jahres 2021. Ab September 2018 gilt zudem die erste Stufe der europäischen Anforderungen für Stickstoffoxid-Emissionen, die weitere Verschärfung erfolgt zu Beginn des Jahres 2021.

Häufige Schwachstellen

Zu den häufigen Schwachstellen bei Hallengebäuden zählen laut Prof. Dr. Bert Oschatz vom Dresdner ITG Institut für Technische Gebäudeausrüstung die Stoßstellen der Tore, die Ausführung der Überladebrücken für Lkws und die Luftschichtung in der Halle, das sich die warme Luft oft unter der Decke sammelt, während es am Boden relativ kühl bleibt. Er erinnerte auch daran, dass für die Planung neuer Werkstätten, Fertigungs- oder Logistikhallen nicht etwa nur die europäische ErP-Richtlinie zu beachten ist, sondern u. a. auch die Energieeinsparverordnung (EnEV 2014) in ihrer aktuellen Form sowie das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG 2011).

Das ITG hat einen umfangreichen „Leitfaden zur Planung neuer Hallengebäude“ vorgelegt, der die verschärften EnEV-Anforderungen beim Primärenergiebedarf und beim baulichen Wärmeschutz sowie die „Zonierung“ nach Raumhöhen und Nutzungsformen berücksichtigt. Auch die Nachweisführung, dass EnEV und EEWärmeG planerisch eingehalten werden, ist berücksichtigt. „So planen Sie hoch effiziente Gebäude“, etwa eine modellhafte Werkstatt mit einem Primärenergiebedarf für Warmwasser, Heizung, Beleuchtung und Kühlung von durchschnittlich 110 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m2a). Die Anforderungen von Investoren für eine typische Leichtbau-Lager- oder Logistikhalle sehen einen Primärenergiebedarf von 90 kWh/m2a vor, um beispielsweise den Green-Building-Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) oder die internationale LEED-Zertifizierung zu erreichen.

Förderprogramm

Für die Finanzierung energetischer Maßnahmen rät Bernhard Müller, Vertriebsdirektor der Münchner Postbank-Sparte Firmenkunden, zum KfW-Förderprogramm für energieeffiziente Nichtwohngebäude, das Unternehmen und Freiberuflern offensteht. Dieses KfW-Programm hilft bei der energetischen Sanierung von Betriebsstätten, bei energetischen Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle oder der technischen Gebäudeausrüstung sowie beim Neubau energieeffizienter Nichtwohngebäude. Selbst Erneuerungen von Produktionsanlagen und -prozessen, die eine Energieeinsparung von mindestens zehn bzw. mindestens 30 Prozent erzielen, sind förderfähig. Zu den förderfähigen Kosten zählen auch Nebenarbeiten, wie der Abbau und die Entsorgung der Altanlagen, Planungskosten oder auch der Aufwand für die Inbetriebnahme der geförderten Anlage. Das KfW-Energieeffizienzproramm finanziert in der Regel einen Höchstbetrag von 25 Mio. Euro mit einer Zinsbindung von bis zu zehn Jahren. Darüber hinaus gewährt es auch Tilgungszuschüsse in Höhe von fünf Prozent der Kosten, maximal aber 50 Euro pro Quadratmeter, bei besonderen Sanierungen kann sich der Tilgungszuschuss mehr als verdreifachen.

Deckenstrahler wirken als dezentrale Hallenheizungssysteme. Sie sorgen durch Infrarotstrahlung für höhere Temperaturen am Fußboden und für niedrigere unter dem Dach, so Ralph Müller, Geschäftsführer der RMBH GmbH Beleuchtungs- und Heiztechnik aus Herrieden. Weniger Verbrauch von Betriebsstrom, geringerer Wärmeverlust und niedrigere Lufttemperatur sind die positiven Folgen. Zwei Berichte aus der Praxis bestätigten die Einspareffekte: Michael Burger, GIMA Gipser- und Malerbedarf GmbH & Co.KG, Herrieden, und Alexander Dorrer, zweiter Vorstand des Sportvereins Weiherhof, berichteten von deutlichen Einsparerfolgen bei der Heizungsmodernisierung durch Deckenstrahler in ihrer Gewerbe- bzw. Tennishalle.

In einem dritten Praxisbeispiel stellte Rudolf Kempter, Geschäftsführer der Mister*Lady GmbH in Schwabach, ein Warmluft-System mit Brennwerttechnik in seiner neuen Logistikhalle vor, mit dem er ebenfalls spürbare Einsparungen erreichte. Die IHK organisiert im Oktober 2016 dazu einen Erfahrungsaustausch, damit Interessierten mit Betreibern vor Ort diskutieren können.

Autor/in: 

tt. 

Externer Kontakt:

IHK, Tel. 0911 1335-299
giu@nuernberg.ihk.de

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2016, Seite 36

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick