Telefon: +49 911 1335-1335

Australien

„Die stabilste Volkswirtschaft der Welt“

Kristian Wolf, Geschäftsführer der Deutsch-Australischen Außenhandelskammer (AHK) zur Wirtschaftslage auf dem Fünften Kontinent.

Seit einem Vierteljahrhundert hält das Wirtschaftswachstum in Australien unvermindert an. Kein anderes Land weist eine solche Stabilität auf. Das rohstoffreiche Land setzt auch auf Freihandel und stimmt in Kürze ein Abkommen mit der Europäischen Union ab. Kristian Wolf ist seit Ende 2011 Leiter der AHK Australien mit Geschäftsstellen in Sydney und Melbourne. Im Interview äußert er sich über die Stärke deutscher Unternehmen in Australien und über unbürokratische Firmengründungen.

Wie gelang es Australien in all den Jahren, auch während der weltweiten Finanzkrise, ein positives Wirtschaftswachstum zu erzielen? Neben dem Einfluss des größten Handelspartners China profitiert Australien von einer offenen Handelspolitik. Es gibt einen politischen und gesellschaftlichen Konsens, Freihandelsabkommen auszuweiten. Neben dem starken Anstieg der Exporte wird die australische Volkswirtschaft durch den Binnenkonsum getragen. Dieser nimmt in Folge des Bevölkerungswachstums, auch durch starke qualifizierte Einwanderung, und durch die anwachsende Kaufkraft der Einwohner stetig zu.

Wie stark sind deutsche Unternehmen in Australien vertreten? Mit rund 900 Unternehmen ist die deutsche Wirtschaft in Australien sehr breit aufgestellt, von der Nahrungsmittelindustrie über mittelständische Ausrüster im Rohstoffsektor bis zu Finanzinstituten oder Projektentwicklern. Die Unternehmen tragen direkt und indirekt zu mehr als 100 000 Arbeitsplätzen bei. Nachdem sich die Zahl der Niederlassungen seit 2003 bereits verdoppelt hat, gehen wir von einer weiteren positiven Entwicklung aus.

Welche Wirtschaftssektoren sind die aussichtsreichsten in Australien? Grundsätzlich sind die Wirtschaftsaussichten für Australien branchenübergreifend sehr positiv. Das Land wächst deutlich über dem OECD-Durchschnitt und investiert stark in den Ausbau der Infrastruktur und in die bessere Anbindung der Agrarwirtschaft an die Zielmärkte in Asien. Die Rohstoffindustrie wird in den nächsten Jahren weltführender Innovationstreiber für den effizienteren und hoch automatisierten Rohstoffabbau bleiben. Auch erneuerbare Energien, Medizin- und Umwelttechnik sowie digitale Lösungen und Finanzdienstleistungen bieten Chancen für den deutschen Mittelstand. In vielen Fällen suchen australische Firmen auch die Partnerschaft mit deutschen Technologieführern, egal ob Start-up oder Großkonzern. Gerade bei den Start-ups zahlt es sich dabei aus, dass in Berlin das einzige australische Start-up Landing Pad in Europa eingerichtet wurde. Vom australischen Wachstumsmarkt kann man sich im Übrigen Anfang November auf der Asia-Pacific Regional Conference in Perth mit bis zu 1 000 Teilnehmern ein umfassendes Bild machen.

Welche Chancen sehen Sie für deutsche Unternehmen dank des vorgesehenen Freihandelsabkommens zwischen der EU und Australien? Durch das Freihandelsabkommen verbessern sich die bereits vorhandenen Chancen noch weiter, schließlich genießen deutsche Produkte und Unternehmen ein sehr gutes Image in „Down Under“, auch die von kleinen und mittleren Unternehmen. Da die tarifären Handelshemmnisse wie Zölle bereits sehr gering sind, stehen nicht-tarifäre Aspekte wie Normungen oder der einfachere Austausch qualifizierter Spezialisten im Mittelpunkt des Handelsabkommens. Dadurch sind weitere Erleichterungen und damit bessere Bedingungen für den Handel mit Australien zu erwarten.

Warum gilt Australien als besonders unbürokratisch bei der Unternehmensgründung? Allgemein ist Australien ein sehr geschäftsfreundliches Land, was sich auch in Rang 15 des „Ease of Doing Business Index“ der OECD niederschlägt. Dabei stechen tatsächlich die Daten im Bereich Unternehmensgründung und -aufbau hervor. Ohne viel Startkapital sind schnell Neufirmierungen möglich. Zudem erhält man unbürokratisch eine Bauerlaubnis oder einen Kredit. Umfangreiche Unterstützungsangebote der Bundes- und Landesregierungen runden das Ganze ab. Als AHK haben wir mit diesen Prozessen mittlerweile 40 Jahre Erfahrung und stehen bei Expansionsplänen nach Australien gerne beratend zur Seite.

Wie würden Sie Australien als Investitions- und Exportmarkt zusammenfassend beschreiben? Es gibt hier ein großes Interesse an deutschen Produkten. Deutsche Unternehmen treffen hier auf gute Wachstumsperspektiven, ein stabiles Umfeld und hohe Kaufkraft.

Externer Kontakt:

AHK, kristian.wolf@germany.org.au

www.australien.ahk.de

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2017, Seite 26

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick