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175 Jahre IHK

Erlanger seit Beginn dabei

181113_175_IHK_ER_Herzo_6154 © Kurt Fuchs/ IHK

Ließen die IHK-Geschichte Revue passieren: Historiker Dr. Hans-Diether Dörfler, Staatsminister Joachim Herrmann, Oliver Brehm (Vorsitzender IHKG Herzogenaurach), Hermann Weiler (Ehrenvorsitzender IHKG Herzogenaurach), Patrick Siegler (Vorsitzender IHKG Erlangen), Landrat Alexander Tritthart, IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch, Knut Harmsen (Geschäftsführer IHK-Geschäftsstelle Erlangen) und Erlangens Wirtschaftsreferent Konrad Beugel (v. l.).

Unternehmer aus Erlangen spielten von Anfang an eine bedeutende Rolle in der kaufmännischen Selbstverwaltung.

Im Jahr 1843 ließ Bayerns König Ludwig I. flächendeckend Handelskammern gründen und legte damit den Grundstein für die heutigen IHKs in Bayern. Aus Anlass des 175. IHK-Jubiläums hatten die IHK-Gremien Erlangen und Herzogenaurach (IHKG) zu einer Feierstunde eingeladen. Die IHKG-Vorsitzenden Patrick Siegler und Oliver Brehm begrüßten die Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung zu der Veranstaltung, die im neuen Landratsamt Erlangen-Höchstadt in Erlangen stattfand.

Erlanger Unternehmer engagierten sich von Anfang in der neu geschaffenen Handelskammer Nürnberg, wie Dr. Hans-Diether Dörfler, Historiker bei der Erlanger Agentur Birke und Partner, berichtete. Von den 18 Unternehmen, die die Nürnberger Kammer im Jahr 1843 repräsentierten, kamen drei aus Erlangen: der Spiegelfabrikant Heinrich Fischer, der Strumpffabrikant Karl Fischer und der Spinnereibesitzer Johann Kaspar Schmidt. Herzogenaurach entsandte keine Vertreter in die Kammer, da die Stadt bis zur Gebietsreform 1972 zum Regierungsbezirk Oberfranken gehörte. Für die Unternehmen von Herzogenaurach war deshalb die Handelskammer Bamberg zuständig, die ihren Sitz 1854 nach Bayreuth verlegte.

Ein wichtiger Meilenstein der IHK-Geschichte war das Jahr 1868, als König Ludwig II. die Kammern per Verordnung neu regelte und ihnen mehr Befugnisse einräumte – darunter auch die Möglichkeit, Bezirksgremien einzurichten. Schon ein Jahr später machten die Erlanger Unternehmer davon Gebrauch, sodass 1869 den Beginn des heutigen IHK-Gremiums (IHKG) Erlangen markiert. In dieser Zeit war Erlangen mit fast 20 Brauereien nach Kulmbach die zweitwichtigste Bier-Stadt in Bayern. Weitere wichtige Gewerbe waren die Herstellung von Kämmen, die Fabrikation von Glas und Spiegeln sowie von Pinseln und Bürsten. Im Jahr 1877 gründeten Ernst Moritz Reiniger, Max Gebbert und Karl Schall die Firma Reiniger, Gebbert und Schall – die Keimzelle der medizintechnischen Industrie in Erlangen, die heute als „Medical Valley“ Weltgeltung in dieser Branche hat. In Herzogenaurach gab es seit 1873 ein eigenes Bezirksgremium. Die Stadt war in dieser Zeit mit 25 Herstellern von Filz- und Hausschuhen ein deutsches Zentrum des Schuhmachergewerbes und galt als „fränkisches Pirmasens“. Aus diesem Industriegewerbe entstanden schließlich die Weltfirmen Adidas und Puma.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die wirtschaftliche Entwicklung in den IHKG-Bezirken Erlangen und Herzogenaurach stark an Fahrt auf – nicht zuletzt durch die vielen Heimatvertriebenen, die wesentlich zum Wirtschaftswunder beitrugen. In Herzogenaurach bauten die aus Oberschlesien stammenden Brüder Wilhelm und Georg Schaeffler ihr Unternehmen wieder auf – die heutige weltweit tätige Schaeffler-Gruppe. In Bubenreuth ließen sich viele heimatvertriebene Instrumenten- und Geigenbauer nieder, sodass der Ort zu einem Zentrum des Instrumentenbaus wurde. Und Erlangen profitierte davon, dass Siemens Standorte aus der „Ostzone“ dorthin verlagerte.

Bei der Feierstunde in Erlangen erinnerten Dr. Hans-Diether Dörfler und IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch daran, dass die wirtschaftliche Selbstverwaltung keine Selbstverständlichkeit sei und dass die heutigen Kompetenzen der IHK hart erkämpft worden seien. Landrat Alexander Tritthart hob den Beitrag der IHK für die wirtschaftliche Entwicklung hervor und unterstrich die enge Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Verwaltung in Stadt und Landkreis.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2018, Seite 44

 
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