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Bayerische IHKs

Von Corona bis Energie

Gemeinsame Pressekonferenz nach der BIHK-Vollsitzung - Bild 01 - 6816 © Foto: Kurt Fuchs

Austausch von Wirtschaft und Politik: Die Präsidenten und Hauptgeschäftsführer der bayerischen IHKs mit Staatsminister Joachim Herrmann in der Nürnberger IHK.

Die bayerischen IHKs haben sich in der IHK Nürnberg zum Meinungsaustausch mit Staatsminister Joachim Herrmann getroffen.

Im Mittelpunkt des Meinungsaustauschs standen die Überwindung der Corona-Folgen in der Wirtschaft, die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und die Herausforderungen des Fachkräftemangels. Innenminister Joachim Herrmann vertrat Ministerpräsident Dr. Markus Söder, der krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste.

Prof. Klaus Josef Lutz, Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK), wählte klare Worte, als er die überbordenden Regulierungsvorstellungen der EU kritisierte, etwa in Bezug auf die neuen Finanzierungsvorschriften unter der Überschrift „Sustainable Finance“. Expertengremien und Nichtregierungsorganisationen hätten damit den planwirtschaftlichen Irrweg eingeschlagen, um die Komplexität des Wirtschaftslebens auf den Gegensatz grün und nicht-grün zu reduzieren, so Lutz. „Solche statischen Regulierungen sind voller Widersprüche und konterkarieren die Innovationskraft einer wettbewerbsbasierten nachhaltig-sozialen Marktwirtschaft.“ Er forderte zudem schnelle Fortschritte in der Energiepolitik, damit die bayerischen Unternehmen bei dieser zentralen Standortfrage im Zuge des Ukraine-Kriegs ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit erhalten können.

Staatsminister Herrmann sicherte dabei die Unterstützung der Staatsregierung zu: „Wir dürfen uns in der Energiepolitik nicht länger im Kreis drehen, sondern müssen Wind, Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft für die Stromversorgung Bayerns zügig ausbauen. Auch eine Verlängerung der Laufzeit der Atomkraftwerke ist eine sinnvolle Maßnahme.“ Die Bayerische Staatsregierung werde sich dafür einsetzen.

Nürnbergs IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann erklärte, die Corona-Hilfen seien sehr wirksam gewesen, um die gröbsten Folgen der Pandemie abzufedern. Gleichzeitig appellierte er an die Politik, sich rechtzeitig auf eine mögliche weitere Corona-Welle im Herbst vorzubereiten, um einen erneuten Lockdown von vorneherein auszuschließen: „Noch ein Lockdown würde uns große Sorgen machen.“ Die Unterstützung der Politik sei auch angesichts des Kriegs in der Ukraine nötig, um die Folgen von unterbrochenen Lieferketten, hohen Energiepreisen und Rohstoffknappheit zu mildern. Um die Entwicklung der Innenstädte voranzubringen, brachte Zitzmann eine konkrete Forderung vor: Der Freistaat sollte die rechtlichen Voraussetzungen erweitern, um wie in anderen Bundesländern sogenannte Business Improvement Districts (BID) zu ermöglichen, in denen verschiedene Akteure gemeinsame Projekte in den Citys realisieren.

BIHK-Präsident Lutz lenkte den Fokus zudem auf die sich ausweitende Fachkräftelücke in Bayern – bis 2030 würde sich die jetzt schon in vielen Branchen schwierige Fachkräftesituation wegen der hohen Anzahl von Renteneintritten und schwindender Schulabgängerzahlen in Bayern noch einmal deutlich verschärfen. Lutz geht von einer zusätzlichen Lücke von mehr als 600 000 fehlenden Fachkräften bis 2030 aus. Wichtigster Hebel aus Sicht der bayerischen IHKs zur Linderung des Fachkräftemangels sei eine gesamtgesellschaftliche und bildungspolitische Neubesinnung auf das Erfolgsmodell der Berufsausbildung. Die bayerischen IHKs arbeiten mit Initiativen wie den IHK-Ausbildungs-Scouts zur Berufsorientierung, der Imagekampagne „Elternstolz“, einer Qualifizierungsoffensive für Ausbilder und einem „Spurwechsler“-Projekt für Studienabbrecher an nachhaltigen Lösungen für das Fachkräfteproblem. Rund 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse in Bayern werden im Verantwortungsbereich der IHKs abgeschlossen. 

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2022, Seite 50

 
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