"Vollmundiger, würziger Trunk": das Hellbier der Thomasbrauerei
Deutschlandweit liegt helles Bier aus Bayern aktuell im Trend, wie neuere Untersuchungen zeigen. Bereits um 1900 entdeckten die Münchner Biertrinker ihre Liebe zum goldhellen Gerstensaft. Allerdings entsprach diesem Typ nur das böhmische Pilsner, das viel Geld in die Kassen der dortigen Brauereien spülte, wie ein zeitgenössischer Chronist an der Isar betrübt anmerkte. 1895 wandte sich die Münchner Thomas-Brauerei der hellen Biererzeugung zu und brachte einen eigenen "Urtyp" heraus. Er kam so gut an, dass auch die anderen Münchner Brauereien nachziehen mussten, um nicht ins Abseits zu geraten. Dabei war die Thomas-Brauerei keiner der großen Platzhirsche gewesen. 1889 hatten Ludwig und Eugen Thomass, die Brüder des Hofjuweliers Carl Thomass, die kleine „Brauerei zum Massenbach“ mit Baugrund an der Kapuziner- und Maistraße gekauft. Beim Ausbau des Betriebs setzten sie stark auf moderne Brautechnik. Mit dem Verzicht auf das zweite "S" im Markennahmen und der Anspielung auf den Heiligen Thomas knüpften sie an die Tradition der beliebten Klosterbrauereien an. Bis 1914 hatten die geschäftstüchtigen Brauerbrüder den Absatz auf 200.000 Hektoliter angehoben und damit mehr als verzwanzigfacht. 1922 stellten sie mit großem Erfolg einen eigenen hellen Maibock her. Ein Jahr später kam es zur Gründung einer Interessengemeinschaft mit Paulaner. 1928 erfolgte der vollständige Zusammenschluss zur AG Paulanerbräu-Salvatorbrauerei und Thomasbräu.
Ansicht des Thomasbräu am Kapuzinerplatz, um 1910
Reklamemarke mit Werbung für den Thomasbräu, 1913
Werbung für den Zusammenschluss von Paulaner und Thomasbräu, 1928
Dr. Richard Winkler, stv. Leiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs
Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA