"In Dankbarkeit und Verehrung": Glückwunschadressen aus früherer Zeit
Als der 1821 geborene bayerische Prinzregent Luitpold seine runden Geburtstage feierte, erreichte den äußerst populären Wittelsbacher eine Vielzahl von Glückwünschen und sog. Gratulationsadressen. Städte und Gemeinden, Behörden, Institutionen, soziale und religiöse Vereinigungen übersandten kunsthandwerklich aufwendig gestaltete Festgaben und Huldigungsgedichte. In der Residenz seiner Hoheit, dem Palais Leuchtenberg, standen drei eigens angefertigte Glasschränke für die Ausstellung der kostbaren Exponate bereit. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts schwelgte die "jubiläumsfrohe" Gesellschaft geradezu in den prächtigen Ehrenpräsenten. Sie verschönten nicht nur Geburtstage, sondern waren damals auch Ausdruck von Firmenkultur. So überreichten die "dankbaren Angestellten" 1882 dem Münchner Lokomotivfabrikanten Georg von Krauss einen eigens angefertigten, in Silber gefassten Straußeneipokal zur Erinnerung an die Fertigstellung des 1000. Dampfrosses. Großer Beliebtheit erfreuten sich auch kostbar in Leder gebundene und kunstvoll aufbereitete Fotoalben mit Aufnahmen der Belegschaft. Zur Silberhochzeit des Likör- und Essigfabrikanten Eduard Riemerschmid ließen die Mitarbeiter ihre Glückwünsche auf ein Pergament malen, das in einer ziselierten, samtbezogenen Messingkapsel steckte.
Straußeneipokal der Belegschaft zur Fertigstellung der 1.000 Lokomotive für den Fabrikanten Georg von Krauss aus dem „Kunstgewerblichen Atelier“ des Münchner Juweliers Carl Haymann, 1882
Ehrenurkunde der „dankbaren Arbeiter“ für den Likör- und Essigfabrikanten Eduard Riemerschmid und seine Frau Amalie zur Silberhochzeit, 1883
Glückwunschadresse des kaufmännischen Personals an die Inhaber der Holzgroßhandlung Degginger & Hess in München zum 25-jährigen Geschäftsjubiläum, 1905
Dr. Harald Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs.
Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA