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Zahlen | Fakten

Energie- und Rohstoffwende

Energiepolitik: Sicherung von Versorgung und Wettbewerbsfähigkeit

Angesichts der für die Wirtschaft dramatischen Energiekrise dringt die IHK für Mittelfranken auf eine schnelle Ausweitung des Energieangebots sowie Entlastungen für Unternehmen. Bereits im Juni 2022 hatte sich die IHK mit dem Positionspapier "Energiepreise auf Rekordniveau: Notfallmaßnahmen zur Sicherung der Energieversorgung und der Wettbewerbsfähigkeit" zur Energiekrise geäußert. Darin forderte die Vollversammlung der IHK Nürnberg für Mittelfranken Notfallmaßnahmen, um die Energieversorgung sowie die Wettbewerbsfähigkeit am Standort sicherzustellen. Im Fokus standen drei Kernforderungen: "Option Erdgas als Brückentechnologie sichern", "Energiepreise wettbewerbsfähig halten" sowie "Erneuerbare Energien rasant ausbauen und Klimaschutz forcieren". Das Positionspapier war von den IHK-Ausschüssen "Energie | Umwelt" und "Industrie | Forschung | Technologie" erarbeitet worden und wurde am 28. Juni durch die IHK-Vollversammlung verabschiedet.

Angesichts der extremen Energiepreissteigerungen im Spätsommer 2022 hat die IHK Nürnberg für Mittelfranken ihre zentralen Forderungen nochmals hervorgehoben. Dies umfasst erstens die Ausweitung des Angebots sowohl am Gas- als auch am Strommarkt einschließlich der Rückkehr weiterer Kohlekraftwerke in den Markt sowie dem Weiterbetrieb von verfügbaren Kernkraftwerken. Zudem müssen die erneuerbaren Energien rasant ausgebaut werden. Bürokratische Hürden müssen so schnell wie möglich aus dem Weg geräumt und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigt werden. Die zweite Forderung der IHK fokussiert auf eine weitere Reduzierung von Steuern und Abgaben auf Energie. Sowohl die Stromsteuer als auch die Energiesteuer auf Erdgas sind auf die europäischen Mindestsätze zu reduzieren. Auch Abgaben wie zum Beispiel die Konzessionsumlage, die Umlage nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz oder die Offshore-Netzumlage sollten auf null gesenkt werden. Entlastungen bei den CO2-Handelssystemen müssen geschaffen werden. Die dritte Forderung zielt darauf, dass stark betroffene Unternehmen schnellstmöglich mit einem Rettungsschirm unterstützt werden. Energiekostenzuschüsse müssen unabhängig von Branchen und Betriebsgrößen ausgeweitet werden. Die Hilfen müssen administrativ einfach und bürokratiearm ausgestaltet werden und alle betroffenen Unternehmen schnell erreichen.

Die Ziele für den Energiemarkt der Zukunft bleiben: Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Klimaschutz. Das Sparen von Energie hilft am besten, Kosten zu reduzieren. Dazu sind marktwirtschaftliche Anreize notwendig. Die Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz in Produktion und Prozessen werden immer geringer, da bereits viele Maßnahmen ergriffen wurden. Doch die Preise steigen unvermindert weiter und bedrohen die Existenz vieler Betriebe. "Schnelles und entschlossenes Handeln ist das Gebot der Stunde. Nachhaltiges Wachstum, Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit müssen bewahrt werden", so IHK-Präsident Zitzmann.

Digitaler & nachhaltiger: Transformation in der Automobilzulieferindustrie

Die Fahrzeug-Zulieferindustrie ist mit rund 100 000 Beschäftigten eine Schlüsselbranche für Beschäftigung, Wachstum und Innovation in der Metropolregion Nürnberg. Das Großprojekt "transform_EMN" unterstützt kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) aus der Region dabei, die Herausforderungen der Mobilitätswende hin zu alternativen Antrieben und Digitalisierung zu meistern und sich zukunftsfähig aufzustellen. Die IHK Nürnberg für Mittelfranken als Konsortialpartnerin verantwortet die breite Einbindung der KMUs in den Transformationsprozess sowie die Entwicklung einer regionalen Transformationsstrategie. Lead-Partner ist die Europäische Metropolregion Nürnberg (EMN). Projektdauer: 3 Jahre, Projektzeitraum: 1. Juli 2022 bis 30. Juni 2025. Die IHK flankiert dabei KMUs mit vielfältigen Angeboten bezüglich Digitalisierung und nachhaltigem Wirtschaften, wie z. B. Energie- und Materialeffizienz, Lieferketten-, Energie-, Klimaschutz- und Umweltmanagement.

Mittelfranken bereitet Wasserstoff-Zukunft vor

Die Bayerische Staatsregierung hat im September 2019 das Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) gegründet (WiM berichtete). Das Wasserstoffzentrum, das am Energie Campus Nürnberg seinen Sitz hat, soll vorrangig die Kompetenzen der Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die sich in der Region bereits mit der Technologie beschäftigen, bündeln und die Forschungsanstrengungen koordinieren. Sowohl bei der Mobilität als auch bei der Weiterentwicklung der Sektorenkopplung – hierzu bot die IHK in Kooperation mit regionalen Akteuren Veranstaltungsformate an  kann Wasserstoff als chemischer Energiespeicher einen zuverlässigen Beitrag für Energiesysteme, für klimaneutrale Prozessketten und letztlich für Wertschöpfung und Beschäftigung in der Region leisten. Das im Entwicklungsleitbild der Metropolregion Nürnberg formulierte technologische Kompetenzfeld "Energie und Umwelt" erfährt durch das H2.B eine weitere zukunftsgerichtete Bereicherung. Federführend durch die IHK Nürnberg haben sich die bayerischen IHKs (BIHK) als Partner des "Wasserstoff-Bündnis Bayern" bei der landesweiten H2-Strategieentwicklung aktiv eingebracht. Bereits zum dritten Mal organisierte die Nürnberger IHK federführend für den BIHK einen Gemeinschaftsstand beim "3. Hydrogen Dialogue 2022 – Summit & Expo" der Messe Nürnberg.

Mit qualifizierten "EnergieManagern (IHK)" Energie und Kosten sparen und das Klima schonen

Aktuelles Fachwissen bietet die IHK auch in Form von berufsbegleitenden Lehrgängen. Ein Beispiel ist der bundesweite Zertifikats-Lehrgang "EnergieManager (IHK) | European EnergyManager", der unter Federführung der IHK Nürnberg konzipiert wurde. Im Rahmen dieses Trainings erwerben die Teilnehmer ihre Kenntnisse u. a. durch praxisnahe, firmenbezogene Projektarbeiten. Nach dem Vorbild der Nürnberger IHK haben zwischenzeitlich weltweit mehr als 7 000 Teilnehmer ihre Qualifizierung zum EnergieManager (IHK) abgeschlossen. Inzwischen werden in 27 Staaten Trainings nach einheitlichem Standard zum "European EnergyManager" angeboten. Internationale Konferenzen bündeln die Energie-Akteure rund um die relevanten Energie-Themen. Die IHK Nürnberg hat die weltweite Sprecherrolle des sogenannten EUREM-Konsortiums und damit die inhaltliche Federführung inne. Ferner koordinierte die IHK im "Horizont 2020"-Programm der EU das Projekt "EUREMnext – Taking European EnergyManagers to next efficiency level by implementing energy audit recommendations" mit 13 Partnern aus zwölf Staaten. Der Abschlussbericht wurde erstellt, das EU-Projekt erfolgreich abgeschlossen. Die englischsprachige Publikation EUREMnext der IHK bündelt die Projekt-Ergebnisse. Neu im Curriculum aufgegriffen werden u. a. Themen wie Energieeffizienz und Industrie 4.0, betriebliches Mobilitätsmanagement, Energiemanagementsysteme und -Audits oder "Energy Culture" in Unternehmen. Neu zur EUREM-Gemeinschaft hinzu gestoßen sind dadurch betriebliche Energiemanager aus den Staaten Albanien, Bosnien-Herzegowina, Estland, Lettland, Serbien und Türkei.

Fachkongress IPEC 2022  Künstliche Intelligenz schont Umwelt und Ressourcen

Künstliche Intelligenz (KI) kann einen wichtigen Beitrag leisten, um Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltiger zu machen und die Umwelt zu schützen. Der Kongress IPEC ("International Production Environmental Community"), den die IHK Nürnberg für Mittelfranken im Jahr 2022 in Kooperation mit dem "Automation Valley Nordbayern", dem Institut für Nachhaltigkeit in Nürnberg, dem VDE Nordbayern sowie dem Enterprise Europe Network / Bayern Innovativ GmbH online durchgeführt hat, nahm sich deshalb dieses Themas an.

Vorgestellt wurden auf dem Kongress Projekte aus mehreren EU-Staaten, die beispielhaft aufzeigten, wie die Künstliche Intelligenz das nachhaltige Wirtschaften voranbringen kann. Eine zentrale Rolle spielt hier das maschinelle Lernen, das häufig mit künstlichen neuronalen Netzen umgesetzt wird. Mit dieser Technologie kann ein KI-Modell trainiert werden, das aus den Produktionsbedingungen (z. B. Einstellgrößen der Maschinen, Qualität des zugeführten Materials, Umgebungstemperatur) vorhersagen kann, welcher Energieverbrauch der Maschinen zu erwarten ist. Wenn der tatsächliche Energieverbrauch von dem Referenzwert abweicht, der durch das KI-Modell vorhergesagt wird, weist dies auf Anomalien hin. Aus diesem Hinweis können in vielfältiger Weise bisher noch nicht erschlossene Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet werden. Auf der einen Seite kann KI in zahlreichen Anwendungsfeldern einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten, wie die Beiträge auf der IPEC zeigten. Auf der anderen Seite ist jedoch der hohe Energieverbrauch von Systemen für das maschinelle Lernen zu beachten.

Der IPEC-Kongress bot den 350 Teilnehmern aus 35 Staaten auch die Möglichkeit, online mit potenziellen Partnern zu diskutieren. Insgesamt wurden 227 Online-Meetings vermittelt und durchgeführt. Parallel wurden auf dem virtuellen Markplatz mehr als 240 Projektideen präsentiert.
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