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Neuer Standard im drahtlosen Breitband

Nach W-LAN wird bereits die nächste Wireless-Technologie propagiert, schon Ende dieses Jahres sollen erste WiMax-Produkte auf den Markt kommen. WiMax steht für „Worldwide Interoperability for Microwave Access“ und soll sich zum dominierenden Standard bei drahtlosen stationären Breitband-Internet-Zugängen entwickeln. Die Technik funkt im Mikrowellenbereich zwischen 2 und 66 Gigahertz (GHz), eine Reichweite von bis zu 50 Kilometern und Durchsatzraten bis zu 70 Megabit pro Sekunde (mbit/s) lassen UMTS, aber auch das zurzeit populäre Wireless LAN deutlich abfallen. Im Vergleich zu DSL und UMTS ist WiMax 50- bzw. 200-mal schneller bei der Datenübertragung. Derzeit befindet sich die neue Funktechnologie aber noch in der Phase der abschließenden Standardisierung. Anders als in vielen Medien dargestellt wird WiMax jedoch in den nächsten Jahren wahrscheinlich nicht zum „UMTS-Killer“ werden.

Es wird über WiMax nicht möglich sein, von einem mobilen Endgerät aus eine Verbindung mit 75 mbit/s über eine Entfernung von 30 Kilometern aufzubauen. Dieses verhindert schon die Physik bzw. die maximal mögliche Sendeleistung. Die typische Reichweite, die bei der Versorgung mobiler Endgeräte (z.B. Laptops) in Häusern im städtischen Gebiet mit WiMax erreicht werden kann, wird bei 600 Metern liegen. Dabei steht dann eine Bitrate von knapp 20 mbit/s zur Verfügung, die sich allerdings alle Nutzer einer Zelle teilen. Vorstädtisch werden bei gleicher Bitrate auf Grund der weniger dichten Bebauung 900 Meter erreicht werden. Damit ist WiMax zwar besser als W-LAN, das derzeit typischerweise 11 mbit/s auf 300 Meter Entfernung bei direkter Sichtlinie zwischen Sender und Empfänger ermöglicht. Den „WiMax- Metrospot“, bei dem eine zentrale Antenne alle Laptops einer Stadt mit hochbitratigem Internet-Zugang versorgt, gibt es jedoch nicht.

Besteht eine direkte Sichtverbindung zwischen Basisstation und Empfänger, sind hingegen typischerweise bis zu 15 Kilometer Entfernung bei 4,5 mbit/s möglich. Dazu ist aber ein gewisser Installationsaufwand erforderlich, da beim Empfänger die Antenne an der Außenwand angebracht sein muss. Maximale Reichweiten und Bitraten erhält man, wenn der Empfänger eine Richtantenne verwendet und diese auf einem ausreichend hohen Masten anbringt.

Die Technologie wird mittlerweile massiv von großen IT-Konzernen, allen voran Intel, vorangetrieben. Laut Intel-Manager Sean Maloney wird WiMax das bestimmende Thema der kommenden fünf Jahre sein, so wie das Thema WLAN die letzten zwei Jahre beherrscht hat. Geeignete Notebooks werde es 2006 geben und WiMax-Telefone ein Jahr später, ergänzt Intel-Präsident und Chief Operating Officer Paul Otellini. Intel hat Ende März 2004 mit Alcatel eine Allianz geschlossen, um gemeinsam an der Standardisierung, Entwicklung, Integration und am Marketing für die Technologie zu arbeiten. Aber auch Nokia, Fujitsu und Siemens – allesamt Mitglieder im WiMax-Forum – treiben die Produktentwicklung kräftig voran. Mittlerweile sind dieser Gruppe zur Förderung des Wireless-Standards 802.16 über 200 Unternehmen beigetreten.

Auf der CTIA Wireless 2004, der größten Mobilfunkmesse in den USA, kündigte der Siemens-Mobile-Bereich (ICM) an, ein Komplettpaket für WiMax-Funknetze zu entwickeln, das in der zweiten Hälfte 2005 auf den Markt kommen soll.

Der enge Zeitrahmen, den sich beispielsweise Intel gesetzt hat, kann aller Voraussicht nach annähernd gehalten werden. Denn es ist deutlich einfacher, eine neue Technologie in einen Laptop als in vergleichsweise winzige Handys zu integrieren. Entsprechend lange dauerte es, bis UMTS-Handys auf dem Markt verfügbar waren. WiMax-Laptops werden selbst vom Optimisten Intel erst für das Jahr 2006 bis 2007 erwartet; WiMax-fähige Handhelds oder gar Handys werden noch länger auf sich warten lassen.

Zweifellos besitzt WiMax großes Potenzial. Die Bit-Raten sind höher als bei UMTS, die Technologie ist optimal auf das Internet-Protokoll abgestimmt, so dass kurze Paketlaufzeiten zu erwarten sind. Die Reichweiten sind höher als bei W-LAN, auch wenn man bei Endgeräten ohne Richtantenne keine Wunder erwarten darf. Man darf jedoch nicht die Grenzen von WiMax übersehen: Es gibt keine garantierten Bandbreiten und keinen vollautomatischen Zellwechsel.

Michael Gebert, mgebert@marketingsociety.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2005, Seite 15

 
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