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Erlanger Lasertechnik

Die ganze Welt im Fokus

Erlas-Geschäftsführer Prof. Dr.-Ing Peter Hoffmann.

Das Schweißen, Schneiden und Härten mit Laserstrahlen ist die Spezialität des Unternehmens, das international Marktführer in diesem Segment ist.

„Wir sind schneller als der Rest der Welt!“, sagt Prof. Dr.-Ing. Peter Hoffmann (53) selbstbewusst über sein Unternehmen, die Erlanger Lasertechnik GmbH (Erlas). Mit rund 120 Mitarbeitern erzielt der im Jahr 1998 gegründete Laser-Spezialist heute einen Umsatz von 15 Mio. Euro – ein Mittelständler, der von einem lokalen Dienstleister zu einem weltweit agierenden und in seiner Sparte international führenden Anbieter geworden ist. Rund 400 Projekte hat Erlas bisher verwirklicht – das größte mit einem Auftragswert von über vier Mio. Euro für den Automobilzulieferer Heinrich Huhn in Drolshagen. Dort war man so zufrieden mit der Qualität des Lasersystems aus Erlangen, dass vor Kurzem eine zweite Maschine in gleicher Größenordnung geordert wurde.

Innovation und Forschung liegen gleichsam in den Genen von Erlas, das als Ausgründung aus der Wissenschaft entstanden ist. An der Universität Erlangen-Nürnberg, wo Hoffmann heute als Honorarprofessor am Lehrstuhl für Fertigungstechnologie lehrt, war im Jahr 1987 auf Initiative des Bayerischen Wirtschaftsministeriums ein „Anwenderlabor Lasertechnik“ eingerichtet worden, aus dem 1992 das Bayerische Laserzentrum (BLZ) hervor ging, um das in der Forschung erarbeitete Wissen in die industrielle Produktion zu übertragen. Sechs Jahre später wurde daraus Erlas als eigenständige GmbH ausgegründet, die heute von Prof. Dr.-Ing. Peter Hoffmann zusammen mit seinem Zwillingsbruder Dr.-Ing. Martin Hoffmann geleitet wird.

Die Spezialität von Erlas ist das Schweißen, Schneiden und Härten mittels Laserstrahlen –wissenschaftlich gesehen eine relativ neue Technik, ist doch der erste funktionstüchtige Laser erst 1960 der Weltöffentlichkeit vorgestellt worden. Der Laserstrahl wirkt punktuell, arbeitet verschleißfrei und ist unabhängig von der Geometrie der Werkstücke einsetzbar. Er trennt und fügt unterschiedliche Materialien und ändert Stoffeigenschaften in Höchstgeschwindigkeit. Der weltweite Bedarf für Lasersysteme in Anwendungen von der Medizintechnik über Computersysteme bis zum industriellen Leichtbau wird derzeit auf etwa zehn Mrd. Euro pro Jahr geschätzt.

Die Systeme von Erlas zeichnen sich durch eine hohe Schweißgeschwindigkeit aus: Zehn Blechteile mit 26 Schweißnähten in einer Aufspannvorrichtung fügt die Fertigungslinie in neun Sekunden zusammen – ein nach eigenen Angaben in der Branche unerreichter Wert. Das ermöglicht bei den Kundenunternehmen höchste Stückzahlen in der Massenproduktion und steigert deren Rentabilität deutlich. Den Marktanteil schätzt die Erlas GmbH in ihrem speziellen Segment auf etwa 70 Prozent – weltweit. Hoffmann, dessen Auftragsbücher seit der Firmengründung gut gefüllt sind und der stets auf der Suche nach hoch qualifizierten Mitarbeiter aus Laser- und Automatisierungstechnik ist, bestätigt mit der kontinuierlichen Firmenentwicklung die hohen Erwartungen der Anfangsjahre: Schon damals schätzten Experten das Potenzial des Geschäftskonzepts sehr hoch ein, was sich auch in einer Reihe von Auszeichnungen niederschlug (z. B. IHK-Gründerpreis 2001; „Gründer-Champion 2002“ des Freistaats Bayern).

Aufgeteilt ist das Unternehmen in die zwei Geschäftsfelder Maschinenbau und Laserlohnfertigung. Der Bereich Maschinenbau entwickelt Laseranlagen für Sonderanwendungen und trägt zwei Drittel zum Umsatz bei – 80 Prozent davon entfallen wiederum auf Automobilhersteller (VW, BMW, Daimler-Benz und Ford) und deren Zulieferer. Die Anlagen werden dort beispielsweise zur Herstellung von Karosserieteilen, Rädern und Komponenten für Getriebe und Lenksysteme eingesetzt. Der restliche Umsatz dieses Geschäftsfeldes verteilt sich auf Kunden aus der Medizin- und Verkehrstechnik, wobei die Siemens AG ein bedeutender Partner ist. Gefertigt werden mit den Erlas-Lasersystemen beispielsweise Dachsegmente für den neuen ICE 4.

In Zusammenarbeit mit dem Kunden initiiert Erlas Fertigungsprozesse, konzipiert und produziert die passende Maschine und baut sie anschließend beim Kunden als schlüsselfertiges System auf. Die Abnehmer kommen u. a. aus den USA, Brasilien, Mexiko, Südkorea, Russland, Schweden, Portugal, Ungarn und der Schweiz. Im spanischen Bilbao, wo traditionell der Werkzeugbau eine wichtige Branche ist, hat Hoffmann im Jahr 2006 quasi ein Schaufenster eingerichtet. Dort betreiben sechs Mitarbeiter Maschinen, um Interessenten für die Erlanger Produkte zu begeistern. „Das ist hoch profitabel. Wir generieren dort bereits einen Umsatz von einer Mio. Euro“, so der Firmenchef, der deshalb Gleiches in den USA plant.

Zukunftsmarkt Asien

Seinen Zukunftsmarkt sieht Hoffmann „ganz klar“ in Asien: In China, Japan, Südkorea und Indien befinde sich heute der Schwerpunkt der globalen Automobilindustrie. Hoffmann belegt dies mit konkreten Zahlen: Im Jahr 1950 sind noch 80 Prozent aller Automobile in den USA gebaut worden, heute liegt der Anteil des Landes – bei weitgehend gleichen Produktionszahlen – bei nur noch etwa 13 Prozent. Auf China entfallen gut 25  Prozent, auf die Schwellenländer Südkorea, Indien, Brasilien und Mexico knapp 17 Prozent. Die traditionsreichen Autonationen Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Japan vereinen gut 21 Prozent auf sich. 

Der Bereich Laserlohnfertigung macht 30 Prozent des Erlas-Umsatzes aus und bietet Kunden die Möglichkeit, Teile durch 2D- und 3D-Laserschneiden, -schweißen und -härten produzieren zu lassen. Die Stückzahlen reichen dabei von einzelnen Prototypen bis zur Großserie. Derzeit entwickelt Erlas mit einem Budget von mehr als einer Mio. Euro die nächste Generation von Laserschweißzellen mit Laserscannern. Sie soll einen Qualitätssprung bringen, durch Schutzrechte das Know-how im Unternehmen sichern und für Kostenvorteile sorgen. Das Ziel nach Worten Hoffmanns: „Für weniger Geld ein besseres System.“

Als Glücksfall für Erlas hat sich der im Juni 2008 erfolgte Einzug in die leer stehenden Betriebsgebäude des ehemaligen Kraftwerks Franken II erwiesen. Die dort vorhandene Nutzfläche von 7 500 Quadratmetern bietet genug Raum für die Expansionspläne. Dazu gehört ein Neubau, in dem größere Maschinen für das Laserstrahlschweißen entwickelt und montiert werden sollen.

Autor/in: 

ug.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2016, Seite 62

 
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