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Schwache Auftragslage trübt die Stimmung

Trendwende im Jahresverlauf in Sicht

Trendwende im Jahresverlauf in Sicht

Die mittelfränkische Wirtschaft leidet unter dem weltweiten Konjunktureinbruch und der schwachen wirtschaftlichen Dynamik in Deutschland. Rückläufige Aufträge haben die Stimmung in der Industrie und im Dienstleistungssektor merklich eingetrübt. Die verschlechterte wirtschaftliche Lage führt zu einer deutlichen Zurückhaltung bei den Investitions- und Beschäftigungsplänen. Dennoch herrscht ein vorsichtiger Optimismus, was die Erwartungen der mittelfränkischen Unternehmen für die Entwicklung im Jahresverlauf angeht. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Mitte Januar abgeschlossenen Frühjahrsumfrage der IHK Nürnberg für Mittelfranken.

Derzeitige Lage eher schlecht
Danach beurteilt nahezu jedes dritte der befragten Unternehmen seine derzeitige wirtschaftliche Situation als schlecht, immerhin gut die Hälfte zeigt sich mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden, jedes Sechste bezeichnet sie als gut. Erstmals seit über drei Jahren resultiert damit ein negativer Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Meldungen.
Erwartungen eher positiv
Anders dagegen das Bild bei den Aussichten für die nächsten Monate: Einem Anteil von 23 Prozent Optimisten, die mit einer Verbesserung ihrer Situation rechnen, stehen 21 Prozent der Befragten gegenüber, die eine weitere Abschwächung erwarten. Damit bleibt der Saldo der Geschäftserwartungen, der als guter Indikator für die künftige Geschäftslage in Mittelfranken gelten kann, im positiven Bereich. Insbesondere die Zuversicht, mit der die Unternehmen des Dienstleistungssektors von einer baldigen Belebung ihrer Geschäfte ausgehen, liegt der Hoffnung zugrunde, dass die konjunkturelle Talsohle bereits durchschritten und eine Trendwende der wirtschaftlichen Entwicklung in Sicht ist.
Die jüngsten Ergebnisse der Konjunkturumfrage spiegeln die seit Frühjahr 2001 anhaltende Abschwächung der Nachfrage wider, die sich im vergangenen Herbst noch einmal verstärkt hat. Die weitere Eintrübung des konjunkturellen Umfelds hat inzwischen zahlreiche Produzenten von Vorleistungen und weite Teile der Investitionsgüterindustrie erfasst. In der Ge- und Verbrauchsgüterindustrie überwiegen dagegen sowohl die guten Lageberichte als auch die optimistischen Zukunftserwartungen. Über alle Branchen der Industrie ergeben sich nahezu ausgeglichene Erwartungen für die Zukunft. Dabei lassen die positiven Einschätzungen der Zukunftsaussichten in einigen für Mittelfranken besonders wichtigen Sektoren wie der Elektro- oder der Nahrungsmittelindustrie auf einen noch in 2002 einsetzenden Aufschwung in der Industrie insgesamt und damit ebenso in den industrieabhängigen Dienstleistungen hoffen.
Auch der bisher sehr dynamische mittelfränkische Dienstleistungssektor wurde durch die Nachfragerückgänge betroffen und in seiner Entwicklung gebremst. Dennoch ist die Stimmung wesentlich besser als die Lage: Vertreter der Dienstleistungen für Unternehmen, der Medien und selbst der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft rechnen – wohl auch im Hinblick auf wieder steigende Aufträge aus der Industrie - mehrheitlich mit einer Besserung ihrer wirtschaftlichen Situation. Keine Anzeichen auf ein Ende der Marktbereinigung kommen dagegen aus der Bauwirtschaft. Hier hält der Auftragsmangel, der bereits seit Mitte der 90er Jahre für eine unbefriedigende Kapazitätsauslastung sorgt, weiter an; dies drückt nach den Erwartungen der Befragten auch in der Zukunft auf die Preise und die Erträge, so dass außer den notwendigsten Ersatzbeschaffungen kaum weitere Investitionen möglich sind. Die Situation im Handel erweist sich zwar aufgrund des harten Wettbewerbs noch immer als schwierig, doch bewegen sich die Einschätzungen der mittelfränkischen Groß- und Einzelhändler sowie Handelsvertreter etwa auf dem gleichen Niveau wie im vergangenen Herbst. Auch im Handel ruhen die Hoffnungen eher auf Industriekunden als auf den Endverbrauchern: In den Reihen der Handelsvertreter halten sich positive und negative Zukunftserwartungen die Waage und die mittelfränkischen Großhändler zeichnen sich sogar durch einen positiven Saldo bei der Frage nach dem künftigen Geschäftsverlauf aus.

Anzeichen der Erholung
Somit sind auch in der Analyse der konjunkturellen Situation nach Branchen durchaus Anzeichen für eine Erholung ersichtlich. Wie rasch sich diese Besserung einstellt, wird angesichts der nur geringen wirtschaftlichen Dynamik in Deutschland aber wesentlich von einem Anstieg der Auftragseingänge aus dem Ausland und damit von der weltwirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Wie kraftvoll ein so eingeleiteter Aufschwung ausfällt und ob sich dieser dann auch noch im Verlauf dieses Jahres auf dem Arbeitsmarkt niederschlägt, wird entscheidend vom Ausmaß der Regulierung des Arbeitsmarktes und der Kostenbelastung des Faktors Arbeit, also der Entwicklung von Löhnen und Lohnnebenkosten, abhängen. Nur wenn die Tarifpartner zu Abschlüssen gelangen, die sich am Produktivitätsanstieg orientieren, und wenn es der Politik gelingt, den Anstieg der Lohnnebenkosten zu bremsen, kann die Wirtschaft nach Auffassung der IHK ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit behaupten. Erst dann könne die Wachstumsrate wieder ansteigen, erst dann lägen auch die notwendigen Voraussetzungen für Neueinstellungen noch im Verlauf dieses Jahres vor.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2002, Seite 11

 
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