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Kostentreiber oder Erfolgsturbo?

Podiumsdiskussion auf der Hannover Messe 2002

Podiumsdiskussion auf der Hannover Messe 2002

Viele internationale Unternehmen investieren über 20 Prozent ihrer Erträge in Informationstechnologie (IT). Strukturwandel und steigender Wettbewerbsdruck haben lange Zeit dazu geführt, dass die IT-Investitionen von kleinen und mittleren Unternehmen ebenfalls ständig stiegen. In Deutschland ging diese Entwicklung maßgeblich von der Automobilindustrie aus: Zahlreiche Zulieferbetriebe sahen sich genötigt, sich in elektronische Zulieferketten einzuordnen und so genannte Supply Chain Management Software einzusetzen. Die Skepsis ist aber immer noch groß: Wer möchte Warenwirtschaftssystem oder Produktionsplanungssystem dem eigenen Kunden offen legen? Vielfach lautet aber das Motto: Wer auch zukünftig wettbewerbsfähig sein will, muss mitspielen.

Diese Situation im Bereich der Zulieferindustrie bildet den Hintergrund für die IHK Nürnberg für Mittelfranken, das Thema im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der Hannover Messe 2002 (15. bis 20. April 2002) mit interessierten Unternehmen aus dem Zulieferbereich zu vertiefen. Diese Veranstaltung „e-business – Kostentreiber oder Erfolgsturbo?“ findet am Dienstag, 16. April 2002, 16 Uhr, auf dem Gemeinschaftsstand Mittelfranken (Messegelände Hannover, Halle 2, Stand C 18) statt.

Die weltgrößte Industriemesse mit ihrem eigenen Bereich „Subcon Technology“, in dem alljährlich die namhaftesten nationalen und internationalen Zulieferbetriebe ausstellen, verspricht ein besonders fachkundiges Publikum für die Podiumsdiskussion. In diesem Jahr wird die IHK Nürnberg für Mittelfranken zum 20. Mal den Gemeinschaftsstand Mittelfranken organisieren. Hier präsentieren die kreisfreien Städte und Landkreise Mittelfrankens den Standort einem internationalen Publikum potenzieller Investoren. Zugleich bietet der Gemeinschaftsstand heimischen Unternehmen aus dem Zulieferbereich die Gelegenheit, sich mit ihren Produkten als Unteraussteller kostengünstig an der Hannover Messe zu beteiligen. Neben den Unternehmen am Gemeinschaftsstand sind jährlich über 100 weitere Aussteller aus der Region Nürnberg in Hannover vertreten.

Diesen mittelfränkischen Ausstellern gilt während der Podiumsdiskussion ein besonderes Augenmerk: Sowohl Michael Nordschild, Geschäftsführer der regionalen Kompetenzinitiative „NIK - Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft“, als auch Dr. Udo Raab, Industriereferent der IHK Nürnberg für Mittelfranken, widmen sich in ihren Beiträgen auf dem Podium der Bedeutung des elektronischen Geschäftsverkehrs (e-business) in der Region Nürnberg. Vorgestellt werden dabei auch die Ergebnisse einer Umfrage der IHK Nürnberg für Mittelfranken zur Nutzung des Internets in ihren Mitgliedsunternehmen. Dazu wird Frank Wydawka, Geschäftsführender Partner der Unternehmensberatung Dr. Krieger, Wydawka & Partner in Rednitzhembach, die Erfolgsfaktoren des Einsatzes von e-business in mittelständischen Zulieferbetrieben erläutern. Im Folgenden einige der zentralen Thesen von Wydawka.

Was macht e-business aus?
e-business ist die Kommunikation und Geschäftsabwicklung über elektronische Medien oder drahtlose Netze. E-business bedeutet nicht nur Internet-Präsenz, sondern beinhaltet die Anpassung und Neudefinition von Geschäftsprozessen zum Zwecke der Rationalisierung von Arbeitsabläufen sowie des Ausbaus von Absatzmärkten.
E-business trägt ein hohes Rationalisierungspotenzial in sich, denn hier wird IT-Technik verwendet, um Prozesse zu optimieren. Geschäftsprozesse können erheblich beschleunigt und effizienter gestaltet werden. Meistens ist es möglich, in mehreren Unternehmensbereichen durch den Einsatz neuer Medien und Technologien Rationalisierungspotenzial entlang der Wertschöpfungskette zu erschließen. Zudem können mit e-business neue Märkte erschlossen und Internationalisierungsstrategien verwirklicht werden. Instrumente dazu sind e-procurement (elektronische Beschaffung), Supply Chain Management (eSCM; Management der Lieferkette) und Kundenbeziehungsmanagement (eCRM)

Der Siegeszug des e-business blieb aus
Nachdem das Jahr 2000 von einem IT-Boom an der Börse und in den Unternehmen geprägt war, ist die Stimmung vielerorts in Katzenjammer umgeschlagen. Unter der Vielzahl der IT-Projekte war der Anteil der fehlgeschlagenen Vorhaben gerade bei e-business-Projekten am größten. Hilfreich ist eine Analyse der Ursachen des Scheiterns von e-business-Projekten.

Fehler in e-business-Projekten
Eine Analyse der fehlgeschlagenen e-business-Projekte ergibt, dass immer wieder die gleichen Fehler begangen wurden:

  • Die Geschwindigkeit, mit der sich e-business durchsetzt, wurde deutlich überschätzt, die Projekte wurden deshalb überhastet realisiert oder überdimensioniert.
  • Die Projekte wurden nicht an der bestehenden Unternehmensstrategie ausgerichtet und von der Geschäftsführung unzureichend begleitet.
  • Durch mangelndes Projektmanagement wurden Aufwand, Risiken und erwartete Erträge falsch eingeschätzt und kontrolliert.
  • Die Bedürfnisse der Kunden wurden nicht analysiert, statt dessen hat man sich an den technischen Möglichkeiten orientiert.
  • Eine Integration der Web-Anwendungen in die Unternehmensabläufe wurde unzureichend organisiert.

e-business-Kosten minimieren
Die Kosten für Hard- und Software sinken. Aber nur selten hat es Sinn, e-business parallel in allen Abteilungen und Geschäftsbereichen zu implementieren. Hier kommt es darauf an, Teilprojekte zu identifizieren, die rasch zum Geschäftserfolg beitragen und durch den Kapitalrückfluss die Finanzierung weiterer Projekte sicherstellen. Daneben ist die technische Systemintegration langfristig zu planen, damit unnötige Folgekosten vermieden werden.
Für die erfolgreiche Einführung von e-business-Geschäftsmodellen sind Mitarbeiterzahl und Bilanzsumme weniger bedeutsam als Wissen, Qualität und Geschwindigkeit. Deshalb ist elektronischer Geschäftsverkehr eine Chance für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), sich im Wettbewerb zu behaupten. Jedoch müssen die besonderen Eigenschaften der KMU berücksichtigt werden:

  • Mittelständische Unternehmen können und wollen sich keine Experimente leisten. Deshalb müssen KMU ganz besonders auf einen raschen Kapitalrückfluss ihrer Investition achten.
  • Die Geschäftsführung muss sich Freiräume neben dem Tagesgeschäft schaffen, um die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zu steuern.
  • Methodisches Projektmanagement ist Voraussetzung für die Optimierung der Geschäftsprozesse sowie für die erfolgreiche Einführung neuer Technologien. Es fehlt jedoch in KMU häufig an einer Organisationsstruktur, die sich effektiv um die Koordination und Umsetzung von e-business-Projekten kümmern kann. Deshalb müssen Verantwortlichkeiten und Vorgehen häufig neu definiert werden.
  • Jedes Unternehmen muss seine Geschäftsbeziehungen und Geschäftsprozesse und seine Konkurrenten individuell analysieren, um Risiken und Potenziale von e-business zu bewerten.

Vorgehensweise

  1. Bilden Sie ein e-business-Team.
  2. Ziehen Sie einen neutralen Unternehmensberater hinzu, um Betriebsblindheit vorzubeugen.
  3. Analysieren Sie Ihre Unternehmensstrategie.
  4. Überdenken Sie die bestehenden Geschäftsprozesse sowie Ihre Beziehung zu Kunden und Lieferanten and anderen wichtigen Geschäftspartnern kritisch.
  5. Analysieren Sie die bestehende IT-Infrastruktur hinsichtlich e-business-Fähigkeit.
  6. Bewerten Sie die e-business-Aktivitäten der Konkurrenz.
  7. Entwickeln Sie Geschäftsmodelle, die an der Unternehmensstrategie ausgerichtet sind.
  8. Bewerten Sie diese Geschäftsmodelle hinsichtlich Machbarkeit und Rentabilität.
  9. Versehen Sie die Projekte mit Prioritäten hinsichtlich Machbarkeit, Rentabilität und Beitrag zur Unternehmensstrategie.
  10. Sorgen Sie für ein professionelles Projektmanagement.
  11. Setzen Sie zunächst ein Pilotprojekt um.
  12. Koordinieren Sie die Projekte, damit ein sinnvoller zeitlicher Ablauf gewährleistet wird und Doppelarbeiten vermieden werden.

Meist sind mehrere Projekte aufeinander abzustimmen. Eine mögliche sinnvolle Reihenfolge ist:

  1. Beginnen Sie im eigenen Haus: Schaffen Sie die nötige Infrastruktur und realisieren Sie ein Mitarbeiter-Portal. Dadurch sammeln Sie Erfahrung mit der Technologie, erhöhen die Akzeptanz bei Ihren Mitarbeitern und nutzen Rationalisierungspotenziale im Personalmanagement.
  2. Nutzen Sie das Internet für Marketing und Vertrieb und integrieren Sie den neuen Vertriebskanal in Ihre bestehenden Geschäftsprozesse.
  3. Nutzen Sie das Internet für die Beschaffung.
  4. Vernetzen Sie sich mit strategisch wichtigen Geschäftspartnern.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2002, Seite 32

 
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