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Was wollen die Verbraucher?

Die Verbraucherzentrale Bayern e.V. versteht sich als Interessenvertretung der Verbraucher unabhängig von Wirtschaft und Industrie. Sie unterhält in Bayern 16 Beratungsstellen, davon fünf in Nordbayern, eine in Mittelfranken. Sie beschäftigt 60 Mitarbeiter und verfügt über einen Etat von 2,6 Mio. Euro. Im Jahr 2001 wurden rund 400 000 Beratungen durchgeführt. Die Verbraucherberatungsstelle Nürnberg feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. WiM sprach mit Erhard Kremer, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Bayern, über aktuelle Fragen des Verbraucherschutzes.

?WiM: Wie ist die Beratungsstelle in Nürnberg ausgestattet?
Die Beratungsstelle Nürnberg ist mit sieben Mitarbeiterinnen besetzt, die zu Fragen aus den Bereichen Ernährung, Verbraucherrecht, Versicherungen, Produkte und Umweltschutz informieren. Als einzige Beratungsstelle in Bayern bietet Nürnberg eine Wohn- und Bauberatung an. Jährlich werden bis zu 25 000 Verbraucher aus Nürnberg und Umgebung beraten. Die seit Anfang des Jahres neu gestalteten und modernisierten Beratungsräume bieten den Konsumenten die Möglichkeit, in einem modernen Umfeld sich selbst zu informieren oder ein Beratungsgespräch mit der Beraterin zu führen.

? Welche Probleme haben die Konsumenten heute?
Im Laufe des 30-jährigen Bestehens der Beratungsstelle Nürnberg hat sich das Spektrum der Verbraucheranfragen verändert. Im Mittelpunkt steht heute der rechtliche und wirtschaftliche Verbraucherschutz. Rund um das Verbraucherrecht, das heißt bei Problemen mit Kaufverträgen, Handwerkerrechnungen, Reiseveranstaltern, Handyverträgen und Telefonrechnungen, werden die Konsumenten informiert, welche Rechte sie haben und wie sie durchzusetzen sind. Einen wahren Boom hat die Versicherungsberatung erfahren. Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass die Einführung der so genannten „Riester-Rente' viele Verbraucher veranlassen wird, unser Beratungsangebot dazu in Anspruch zu nehmen. Die zahlreichen Lebensmittelskandale, insbesondere der „Super-Gau BSE', haben die Ernährungsberatung verstärkt in den Mittelpunkt des Öffentlichkeitsinteresses gerückt.

? Wie ist das Verhältnis zu den Unternehmen?
Ziel der Arbeit der Verbraucherzentrale ist es, die Konsumenten in die Lage zu versetzen, im Marktgeschehen den Anbietern gegenüber als gleichberechtigte Partner aufzutreten. Die vorhandenen Wirtschaftsstrukturen bringen es mit sich, dass der Verbraucher sich in einem ständigen Informationsdefizit befindet. Diese Informationsasymmetrie gilt es durch Beratung und Durchsetzung von Verbraucherinteressen zu verringern. Seriöse Firmen treten dem Verbraucher gegenüber korrekt und entsprechend den gesetzlichen und rechtlichen Vorschriften auf. Wenn es Streitfälle mit dem Verbraucher gibt, lassen sich diese auch in einem fairen Umgang miteinander lösen. Große Probleme bereiten die am Markt agierenden unseriösen Anbieter. Hier muss manchmal das gesamte verfügbare Instrumentarium, von der Abmahnung bis zur Empfehlung einer gerichtlichen Auseinandersetzung, angewandt werden, um den berechtigten Ansprüchen der Verbraucher Geltung zu
verschaffen. Die Verbraucherzentrale ist überzeugt, dass der vom Bundeskabinett verabschiedete Entwurf eines Verbraucherinformationsgesetzes das Verhältnis zwischen Konsumenten und anbietenden Unternehmen verbessern wird. Seriöse Unternehmen werden durch mehr Transparenz über Produktqualität und Sicherheitsstandards einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil haben. Dies ist sowohl für die Konsumenten als auch für die anbietende Wirtschaft von Vorteil.

? Was erwarten die Verbraucher?
Die Verbraucherzentrale konzentriert sich auch darauf, den Verbrauchern Informationen darüber an die Hand zu geben, dass Qualität ihren Preis haben muss. Dieses Bewusstsein muss verstärkt immer breitere Bevölkerungsschichten erreichen. Allerdings ist dies in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und geringer Einkommen ein schwierigeres Unterfangen. Die Konsumenten erwarten von der Verbraucherzentrale detaillierte und fundierte Informationen und Ratschläge zu dem immer komplexeren Marktgeschehen.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2002, Seite 22

 
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