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Hoffnung auf Trendwende verschoben

Das Ausbleiben gesamtwirtschaftlicher Impulse hat das Urteil der mittelfränkischen Wirtschaft über ihre Geschäftslage im Jahresverlauf weiter eingetrübt. Über alle Branchen hinweg haben sinkende Aufträge und Umsatzrückgänge ein ausgeprägtes Stimmungstief bei anhaltend schwacher wirtschaftlicher Dynamik bewirkt. Von der Investitions- und Kaufzurückhaltung sind Bauwirtschaft und Einzelhandel besonders stark betroffen. Doch auch in der Industrie und im Dienstleistungssektor hat die sinkende Nachfrage zu einer rückläufigen Kapazitätsauslastung, zu sinkenden Erträgen und damit auch zu einer weiterhin deutlichen Zurückhaltung bei den Investitions- und Beschäftigungsplänen geführt. Die zu Beginn des Sommers gehegten Hoffnungen der mittelfränkischen Wirtschaft auf eine Trendwende noch im Verlauf des Jahres 2002 wurden weitgehend enttäuscht. Da sich keine grundlegenden Verbesserungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland während des Sommers abzeichneten, sind auch die Erwartungen für die Geschäftsentwicklung der kommenden Monate nur von einer mäßigen Zuversicht gezeichnet. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Mitte September – vor der Bundestagswahl – abgeschlossenen Herbstumfrage der IHK Nürnberg für Mittelfranken zur Konjunktur.

Verbesserung im Jahresverlauf erwartet
Von den befragten Unternehmen beurteilen 41 Prozent ihre derzeitige wirtschaftliche Situation als schlecht, weniger als die Hälfte (46 Prozent) zeigen sich mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden, 13 Prozent bezeichnen sie als gut. Der daraus resultierende Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Meldungen von minus 28 Prozentpunkten liegt noch einmal um drei Punkte unter dem Saldo aus dem Frühsommer. In der Frage nach den Aussichten für die nächsten Monate liegt der Anteil der Optimisten, die mit einer Verbesserung ihrer Situation rechnen, gegenüber dem Frühsommer unverändert bei 21 Prozent der Befragten, inzwischen erwarten jedoch 18 (Frühsommer: 13) Prozent eine Verschlechterung, und 61 (Frühsommer: 66) Prozent der Unternehmen gehen von einer unveränderten Situation aus. Damit hat sich der Saldo der Geschäftserwartungen (von plus drei Prozentpunkten), der als guter Indikator für die künftige Geschäftslage in Mittelfranken gelten kann, zwar im positiven Bereich behauptet, ist aber nach dem kurzen Zwischenhoch im Frühsommer wieder in etwa auf das Niveau vom Jahresanfang zurückgefallen.

Ergebnisse nach Branchen
In den jüngsten Ergebnissen der mittelfränkischen Konjunkturumfrage kommt die anhaltende Abschwächung der Nachfrage zum Ausdruck. Die weitere Eintrübung des konjunkturellen Umfelds hat inzwischen alle Bereiche der mittelfränkischen Wirtschaft erfasst. Die schwache binnen- und außenwirtschaftliche Dynamik mit rückläufigen Auftragseingängen aus dem Ausland und vor allem dem Inland hat gerade die in Mittelfranken besonders stark vertretenen Brachen Metall, Maschinenbau und Elektroindustrie spürbar getroffen.

Industrie
Obwohl die mittelfränkische Industrie mehrheitlich für die nähere Zukunft noch weiter sinkende Auftragseingänge befürchtet, sind die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate in der Industrie insgesamt sogar optimistischer als noch zu Beginn des Sommers. Gerade die Elektroindustrie sowie der Bereich Chemie / Kunststoffe hoffen auf eine bald einsetzende Belebung. Kaum positive Erwartungen hegt jedoch der Maschinenbau. Die Bauwirtschaft, die schon vom letzten Aufschwung nicht profitieren konnte, scheint sich bei unbefriedigender Kapazitätsauslastung und schwacher Auftragslage nicht zu erholen.

Handel
Noch schwieriger als im Verarbeitenden Gewerbe stellt sich die derzeitige Situation im Handel dar. Der Saldo der Lagebeurteilung fiel von minus acht Prozentpunkten im Januar über minus 33 Prozentpunkte im Frühsommer auf nun gar minus 38 Prozentpunkte. Weiterhin rückläufige Verkaufsmengen bewirkten während des Sommers weitere Umsatz- und Ertragseinbußen. So verwundert es nicht, dass 58 Prozent der befragten Einzelhändler über eine schlechte Geschäftslage klagen und auch die Erwartungen weiter nach unten gerichtet sind.

Dienstleistungen
Relativ am besten präsentiert sich der mittelfränkische Dienstleistungssektor, der ebenfalls durch die Nachfragerückgänge in seiner Entwicklung gebremst wurde. Unter den Dienstleistern ist die Stimmung jedoch besser als die Lage: Vor allem die Vertreter der Dienstleistungen für Unternehmen sowie die Medien rechnen – häufig in der Hoffnung auf wieder steigende Aufträge aus der Industrie – mehrheitlich mit einer Besserung ihrer wirtschaftlichen Situation.

Investitionen und Beschäftigung
Die vereinzelten positiven Signale aus den Branchen des Verarbeitenden Gewerbes haben zwar ausgereicht, um die Investitionsneigung gegenüber dem Frühsommer leicht zu erhöhen, doch nach dem damaligen Tiefststand (minus 36 Prozentpunkte) bleibt der Saldo aus zunehmenden und abnehmenden Investitionsplänen der mittelfränkischen Industrie mit minus 25 Prozentpunkten klar im Negativen. Rückläufige Umsätze und Erträge bei geringeren finanziellen Spielräumen verhindern eine höhere Investitionsbereitschaft. Somit lassen die Investitionspläne der Unternehmen einen nachhaltigen Aufschwung bereits in nächster Zukunft nicht erwarten. In allen Branchen werden Rationalisierungs-, Innovations- und Erweiterungsvorhaben in zahlreichen Fällen aufgeschoben. Bei sinkenden Investitionen geht aber auch die Bereitschaft zurück, neue Arbeitskräfte einzustellen.

Hinzu kamen gerade im Sommer zahlreiche Faktoren, die zur Verunsicherung über die weitere Wirtschaftsentwicklung beitrugen: von Rohstoffpreisen über wirtschaftliche Folgen der Flutkatastrophe bis hin zur Ungewissheit über den Ausgang der Bundestagswahlen. Gerade diese Unsicherheiten verstärkten die abwartende Haltung bezüglich Investitions- und Beschäftigungsplänen. So dominieren ebenfalls in allen Bereichen der mittelfränkischen Wirtschaft rückläufige Beschäftigungsabsichten, die den Arbeitsmarkt im kommenden Winter noch weiter belasten werden.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2002, Seite 24

 
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