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Harte Sanierung

Eine strategische Neuausrichtung mit weitreichenden Umbaumaßnahmen und tiefen Einschnitten kündigte der KarstadtQuelle-Konzern am 28. September in Essen an. Dazu sollen 77 kleinere Warenhäuser in eine eigene Gesellschaft abgespalten und möglichst als Paket verkauft werden. Trennen will man sich ferner von den Sportfilialen Runners Point und Golf House sowie den Modeketten SinnLeffers und Wehmeyer. Auch die Beteiligung an der US-Kaffeehauskette Starbucks in Deutschland soll abgestoßen werden. Weiterhin zum Kerngeschäft, aber mit einer Profilierung der Marke Karstadt sollen dagegen künftig die 89 größeren Warenhäuser gehören, darunter auch die beiden in Nürnberg an der Lorenzkirche und in Langwasser.

Der Universalversandhandel wird stärker zielgruppenorientiert ausgerichtet: Quelle auf Familien und die Generation „50plus“, Neckermann auf die jüngeren Konsumenten. Einen umfassenden Hauptkatalog mit zwölfmonatiger Laufzeit, dessen Neuauflage Quelle erst vor zwei Monaten auf der Zugspitze vorgestellt hat, wird es nicht mehr geben. Wie Vorstands-Chef Dr. Christoph Achenbach sagte, sollen die Kosten im Warenhausbereich um 210 Mio. Euro und im Versandhandel um 150 Mio. Euro gesenkt werden. Insgesamt kostet der Sanierungsplan 1,37 Mrd. Euro. Ziel sei es, 2005 bereits wieder schwarze Zahlen zu schreiben, was Analystenkreise allerdings als äußerst ambitioniert bezeichneten. Die Umsetzung des Plans ist mit einem Personalabbau verbunden, bei dem es laut Achenbach auch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen werde, Zahlen nannte er jedoch nicht.

Die jetzt angekündigten Umbaumaßnahmen kommen einer Notbremsung gleich, über die in Fachkreisen seit der Demission von Vorstandschef Wolfgang Urban im Mai 2004 spekuliert wurde. Dass es tatsächlich eine Radikalkur geben würde, darauf hatte der zweite starke Mann des Handelshauses, der ebenfalls im Sommer neu inthronisierte Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Middelhoff, die Öffentlichkeit noch einmal kurzfristig vorbereitet. In einem Spiegel-Interview gab er zu Protokoll, dass es „ums Überleben“ gehe. Drei Tage später dann die Pressekonferenz in Essen, die terminlich unmittelbar mit der Drucklegung der WiM zusammenfiel, weshalb hier nur die wichtigsten Fakten in Kürze zusammengestellt sind.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2004, Seite 76

 
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