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Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel

Geschäftstüchtig und kaufmännisch clever war Volker Lamprecht eigentlich schon als kleiner Junge. Natürlich musste er damals als kleiner Bub seinem Vater im Café am Ammersee helfen, aber der alte Herr ließ sich nicht lumpen und kaufte für die knappe Freizeit der Familie ein altes Segelboot. So lernte Lamprecht bereits mit 14 Jahren die Welt der Seefahrt kennen. Und da sich viele Touristen und Einheimische für eine Fahrt auf dem 1930 gebauten Segelboot interessierten, ließ er auch Fahrgäste an Bord. Für eine Mark durften sie sich über den See schippern lassen. Das kaufmännische Gespür für Märkte, Kunden und Preise hat Volker Lamprecht auch in den nächsten Jahren nicht verlassen. Schon mit 22 Jahren machte er sich nach einer kaufmännischen Ausbildung selbstständig – „die Selbstständigkeit lag mir schon damals im Blut“, sagt er heute. Gardinen, Bodenbeläge, Wohnaccessoires – das ist bis heute sein Geschäft geblieben. Aber von der Liebe zum Segeln hat Lamprecht auch nicht gelassen.

Wenn heute Politik und Wirtschaft nicht nur freundlich und aufgeschlossen auf den Begriff Globalisierung reagieren, muss Lamprecht schmunzeln. Für ihn ist die globale Orientierung längst zum Alltag geworden. So freut sich Lamprecht heute über die neuen direkten Flugverbindungen von Nürnberg nach Polen und über die wachsenden Märkte in Norwegen, Schweden, Holland, Norditalien, Österreich oder England. Als 1995 von einem amerikanischen Hersteller die MacGregor 26X eingeführt wurde, hatte sie den Motorseglermarkt ganz für sich allein. Auch Volker Lamprecht fand Gefallen an dem geräumigen, trailerbaren Segelboot, das sich auch schnell genug motorisieren lässt, um Wasserskier zu ziehen oder bei Flaute schnell genug den nächsten Hafen zu erreichen. Doch mit der Qualität des Bootes war Volker Lamprecht nicht zufrieden. Da er aber vom Konzept des Bootes überzeugt war, entschied er sich, sein eigenes Boot zu schaffen. In dem polnischen Bootsbauer Andrejz Palarz fand er den geeigneten Partner für die Yacht mit dem Namen Odin, in Polen werden die Yachten auch gebaut.

Die Fachwelt zeigte sich von dem Zwitter zwischen Segelyacht und Motorgleitboot angetan. Die Odin 820 ist ein Multifunktionsboot: Breites, gerades Heck und flaches Unterwasserschiff wie bei einem Motorboot mit schnittigem Bug und Kajütaufbau einer Segelyacht. Das Interieur zeichnet sich durch Holzeinbauten in Schreinerhandarbeit, textile Seitenverkleidung und sechs teilweise zu öffnende Seitenfenster aus. Dem Konstrukteur ist es gelungen, eine Doppelkoje im Bug und eine Dreierkoje im Heck unterzubringen. Als Zielgruppe hat Lamprecht die wohlhabende 50plus-Generation im Auge, die auf dem Wasser Ruhe, Entspannung und Luxus sucht. „Vor allem an die Frauen muss man dabei denken“, lacht Volker Lamprecht, „Frauen brauchen einen komfortablen Toilettenraum und genügend Liegefläche, um sich sonnen zu können.“ Nach seiner Einschätzung entscheiden die Ehefrauen und Partnerinnen mindestens zu 60 Prozent, welches Boot gekauft wird.

Seit 2001 hat Lamprecht rund 120 Schiffe verkauft, neben der Odin 820 mit ihren 8,20 Metern Länge auch die einen Meter kürzere Odin 720. Für die Grundausrüstung müssen die Käufer rund 33 000 Euro locker machen, aber mit zahlreichen Extras kann die Yacht auch wesentlich teurer werden. Interessenten allerdings, die meinen, die Odin im Yacht-Zentrum Lamprecht direkt am Altmühlsee und unweit des Brombachsees auf dem Wasser ausprobieren zu können, werden enttäuscht. Auch nach jahrelangen Versuchen und diversen Anläufen ist es Volker Lamprecht nicht gelungen, bei Behörden und ihren Entscheidern eine Genehmigung für den – wenn auch nur kurzfristigen – Motorbetrieb der Odin zu bekommen. Die Odin-Nachfrage hält allerdings an, die wirtschaftliche Entwicklung, so Volker Lamprecht, „könnte besser sein, aber ich bin zufrieden.“ Zehn Mitarbeiter sind bei ihm beschäftigt, davon vier im Yachtzentrum in Schlungenhof.

hpw.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2005, Seite 39

 
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