Telefon: +49 911 1335-1335

Die Institute agieren zunehmend international

Globalisierung, Online-Umfragen und verstärkte Qualifizierung sind wichtige Trends in Markt- und Sozialforschung.

Im Juni 1955 hatten sich elf Marktforschungsinstitute zur Gründung des Arbeitskreises Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V. (ADM) zusammengefunden. Heute zählt der Arbeitskreis, der sich längst vom Verein zum Verband entwickelt hat, 52 Institute zu seinen Mitgliedern. Vor kurzem feierte der ADM mit Sitz in Frankfurt am Main sein 50-jähriges Bestehen mit einer Veranstaltung im Uhrenhaus Sandreuth auf dem Betriebsgelände der N-Ergie AG. Begrüßt wurden die Gäste in Nürnberg vom Vorstandsvorsitzenden der GfK AG, Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst, der von 2002 bis 2005 auch Präsident des ADM war.

Wie der ADM in Nürnberg mitteilte, erzielten die Marktforschungsinstitute im Jahr 2004 einen Umsatz von 1,04 Mrd. Euro, das waren rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Recht optimistisch sei die Branche in das Jahr 2005 gegangen: Mehr als die Hälfte der Institute erwartete eine Verbesserung der Auftragslage. Marktforschung ist heute zu einem beachtlichen Teil eine internationale Aktivität, denn weil die Auftraggeber inzwischen zu Global Playern geworden sind, müssen auch die Forschungsinstitute zunehmend weltweit agieren. So erzielen die ADM-Institute auch nur noch ungefähr die Hälfte ihres Umsatzes in Deutschland. Größter Auftraggeber für die Marktforscher blieb 2004 die Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie mit einem Anteil von 55 Prozent. An zweiter Stelle folgte die pharmazeutische Industrie vor Medien und Verlagen.

2004 führten die ADM-Mitgliedsinstitute zusammen rund 11,5 Mio. Interviews durch, die meisten davon (44 Prozent) am Telefon. Fast ein Drittel waren persönlich-mündliche Interviews, nur noch neun Prozent schriftlich. Der Anteil der Online-Interviews ist dafür auch 2004 wieder deutlich gestiegen und liegt nun bei 16 Prozent. Der Verband geht davon aus, dass diese Form der Datenerhebung auch in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Neuer Ausbildungsberuf
Rund 14 000 Mitarbeiter sind zurzeit in der Markt- und Sozialforschung beschäftigt. Für die qualitativ hochwertige Beschaffung und Basisanalyse von Daten ist nach ADM-Einschätzung ein akademischer Abschluss keine notwendige Voraussetzung. Deshalb hat der Verband die Entwicklung eines Ausbildungsberufes für die Markt- und Sozialforschung initiiert: Voraussichtlich ab 2007 sollen die ersten „Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung“ qualifiziert werden. Während der dreijährigen Ausbildung sollen die in der Marktforschung anfallenden kaufmännischen, methodischen, organisatorischen und technischen Aufgaben vermittelt werden. Wichtige Aspekte sollen auch Teamfähigkeit, Organisations- und Kommunikationsfähigkeit, Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit sein.

Um die „schwarzen Schafe“ der Branche ausfindig zu machen und den Berufsgrundsätzen, Standesregeln und Qualitätsstandards Geltung zu verschaffen, wurde im Jahre 2001 der Rat der Deutschen Markt- und Sozialforschung eingerichtet. Seit seiner Gründung hat sich dieses Gremium mit 17 Beschwerdeverfahren beschäftigt und dabei vier Rügen erteilt. Einen Rüffel handelte sich beispielsweise ein Institut ein, weil es bei der Durchführung von Studien zur Kundenzufriedenheit die erhobenen Daten dem Auftraggeber in personenbezogener Form übermittelte. Ein anderer Marktforscher wurde gerügt, weil er eine als Marktforschung deklarierte Befragung für eine Publikumszeitschrift gleich mit der Werbung für Abonnements verbunden hatte.

hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2005, Seite 30

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick