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Soziale Kompetenzen stehen bei den Chefs hoch im Kurs

Unter dem Motto „Welche Kompetenz benötigt mein Mitarbeiter?“ stand der 8. DIHK-Weiterbildungskongress am 26. und 27. September in der IHK Akademie Mittelfranken.

Auf der Veranstaltung, die alle drei Jahre vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) organisiert wird und erstmals in Nürnberg stattfand, wurden auch die Ergebnisse einer bundesweiten DIHK-Umfrage vorgestellt. Daran hatten sich rund 900 Unternehmen aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungen beteiligt. Neun von zehn Unternehmen wollen auch in Zukunft in die Weiterbildung ihrer Belegschaft investieren, so DIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Wansleben. Fast zwei Drittel der Unternehmen würden mehr für die Weiterbildung ausgeben, wenn die Mitarbeiter zu einem Freizeit- und Urlaubsverzicht bereit wären. Insgesamt erwarten die Firmenchefs ein breiteres und anspruchsvolleres Kompetenzprofil des Mitarbeiters. Leistungswille und Innovationsstärke stehen dabei ganz oben, ebenso traditionelle Werte wie Pünktlichkeit, Auftreten und Zuverlässigkeit. Wichtig seien außerdem soziale Kompetenzen; Fachwissen und Grundfertigkeiten wie etwa Rechnen und Schreiben werden vorausgesetzt. Zwei Drittel der Unternehmen lehnen einen staatlichen Eingriff in den bestehenden Markt der beruflichen Weiterbildung ab. Bei einer Einführung gesetzlicher Pflichten würden knapp 30 Prozent aus der beruflichen Erstausbildung aussteigen. Bislang sei die „Staatsferne“ ein großer Pluspunkt, da sie eine Verkrustung von Strukturen verhindere, so Wansleben.

Vor über 400 Teilnehmern verdeutlichte IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst den hohen Stellenwert des Themas Weiterbildung, da die Halbwertszeit von Wissen „dramatisch“ sinke. Seinen Ausführungen zufolge hängen die Bildungsaktivitäten stark von der Betriebsgröße ab. Während 95 Prozent aller Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern Weiterbildungsmaßnahmen durchführen, sind es bei denjenigen mit zehn oder weniger Beschäftigten nur knapp 30 Prozent. Nach Worten von Bayerns Kultusminister Siegfried Schneider investierte die deutsche Wirtschaft zuletzt etwa 21 Mrd. Euro in die betriebliche Weiterbildung. Neben dem technischen Fortschritt sorge auch der Wandel der Berufsbilder für eine „gewaltige Herausforderung“, vor der Staat, Wirtschaft und Beschäftigte stünden.

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Riesterer nannte ein Indiz für das zunehmende Engagement von Arbeitnehmern: Die Zahl der Teilnehmer an den Weiterbildungsprüfungen der IHKs nehme deutlich zu. Bundesweit wurde 2004 ein Plus von etwa vier, in Mittelfranken sogar von rund sieben Prozent verzeichnet.

Bei einer Podiumsveranstaltung tauschten Walter Bockshecker (Nürnberger Versicherungsgruppe), Prof. Dr. Reinhold Weiß (Bundesinstitut für Berufsbildung), Norbert Quinkert (Motorola Deutschland GmbH), Prof. Dr. Dieter Wagner (Universität Potsdam), Michel Perraudin (adidas-Salomon AG) und Dr. Martin Wansleben ihre Standpunkte aus. Themen waren u.a. erwartete Kernkompetenzen von Beschäftigten, die Eigeninitiative von Mitarbeitern bei Weiterbildungsmaßnahmen und die Notwendigkeit von Angeboten auch für ältere Angestellte. Die Runde war sich darin einig, dass eine Mischung aus internen und externen Weiterbildungsanbietern am erfolgsversprechendsten sei. Perraudin stellte die Bedeutung einer permanenten Weiterbildung heraus, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sicherstelle.

Der Kongress bot den Besuchern zwölf Foren mit Fragestellungen zu Personalentwicklung und Weiterbildung und die Möglichkeit, Unternehmen der Region zu besuchen.

osk.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2005, Seite 20

 
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