Telefon: +49 911 1335-1335

Vom Praktikum in die Lehrstelle

Die Erfahrungen mit den mehrmonatigen Praktika sind ausgesprochen positiv: Sie ebnen leistungsschwächeren Jugendlichen den Weg in eine berufliche Ausbildung.

Die Erfahrungen mit den mehrmonatigen Praktika sind ausgesprochen positiv: Sie ebnen leistungsschwächeren Jugendlichen den Weg in eine berufliche Ausbildung.

Ein wesentliches Element des Ausbildungspaktes, den die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft im vergangenen Jahr mit der Bundesregierung geschlossen haben, ist die so genannte Einstiegsqualifizierung. Dabei handelt es sich um sechs- bis zwölfmonatige betriebliche Praktika, die mit 192 Euro pro Monat gefördert werden. Ein Jahr nach der Einführung dieses neuen Instruments zogen Ursula Poller, Leiterin des IHK-Geschäftsbereichs Berufsbildung, und Robert Fauser, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Mittelfranken der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), eine überaus positive Bilanz: Viele schwächere Jugendliche, die bisher nur schwer einen Ausbildungsplatz fanden, seien von der Einstiegsqualifizierung direkt in ein reguläres Ausbildungsverhältnis übernommen worden.

Im Ausbildungsjahr 2004/05, als die Einstiegsqualifizierung Premiere hatte, wurden allein von den IHK-Mitgliedsunternehmen in Mittelfranken 707 Plätze angeboten, davon die meisten in den Bereichen Wirtschaft und Verwaltung, Handel/Verkaufsvorbereitung, Elektro, Gastgewerbe sowie Metall/Bauteileherstellung. Allerdings konnten von diesen 707 Plätzen nur 158 besetzt werden, da das Programm relativ spät begonnen hat, der Bekanntheitsgrad dementsprechend gering war und viele Jugendliche bereits andere berufsvorbereitende Maßnahmen begonnen hatten. Dennoch spreche die Bilanz für sich, so Ursula Poller: Von den 158 Jugendlichen wurden 80 Prozent in Ausbildung und fünf Prozent in eine Beschäftigung übernommen. Sieben Prozent der Teilnehmer haben die Maßnahme vorzeitig abgebrochen wegen Studium, Bundeswehr usw. Lediglich bei fünf Prozent der abgeschlossenen Einstiegsqualifizierungen kam es zu einem Abbruch wegen mangelnder Leistung. Dies zeigte sich dann aber meistens bereits in den ersten Wochen des Praktikums.

Die meisten Firmen, die sich letztes Jahr beteiligt haben, sind auch dieses Jahr wieder dabei, angeboten werden Praktika in 51 Themenfeldern wie Büroassistenz, Elektro, Metall, Gastgewerbe und Handel. Aktuell kann die IHK 479 Plätze für Einstiegsqualifizierung zur Verfügung stellen, bis jetzt wurden rund 180 Verträge zwischen Unternehmen und Jugendlichen abgeschlossen. Letztmögliches Datum für Vertragsabschluss ist der 1. März 2006. Die „Kompetenzgespräche“, in denen die Eignung und Neigung der Jugendlichen festgestellt wird, laufen zur Zeit noch, so dass sich die Zahl der abgeschlossenen Verträge im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöhen wird. Regional entfallen auf die Arbeitsagenturen Nürnberg rund 300 Plätze, auf Ansbach 50 Plätze und auf Weißenburg 130 Plätze.

Die Einstiegsqualifizierung ist vor allem für Jugendliche mit eingeschränkter Ausbildungsreife eine Chance, sich im Betrieb zu bewähren. Die Ausbildungsreife umfasst die allgemeinen Arbeits-, Leistungs- und Sozialkompetenzen sowie ein grundlegendes Schulwissen (Grundrechenarten und einfaches Kopfrechnen, deutsche Rechtschreibung und mündliche Ausdrucksfähigkeit). Generell wird von den Unternehmen beklagt, dass die Ausbildungsreife in den letzten 15 Jahren deutlich gesunken ist. Dies gilt insbesondere für das durch die Schule vermittelte Wissen.

vbw-Vertreter Robert Fauser erneuerte die Forderung der Wirtschaft, die Bewerber einem „Kompetenzcheck“ zu unterziehen. Dies sei nötig, um eine noch größere Akzeptanz der Einstiegsqualifizierung zu erreichen. Die Arbeitsverwaltung wollte sich jedoch mit einem ersten Beratungsgespräch begnügen.

www.eqj-bayern.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2005, Seite 36

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick