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Haufenweise Technologiekompetenz

50 Mio. Euro investiert der Freistaat Bayern in den nächsten fünf Jahren, um mit landesweit 19 technologischen Kompetenzzentren („Cluster“) Netzwerke zu stärken und den Technologietransfer zu forcieren.

„Cluster“ bedeutet in Englisch „Haufen“, „Traube“ oder „Bündel“ und meint in diesem Fall die „Zusammenballung“ von technologischer Kompetenz in einer Region. Die Cluster sollen sozusagen als „Energiebündel“ oder als Beschleuniger für den Technologietransfer im Freistaat wirken. Wirtschaft und Wissenschaft noch stärker vernetzen: Dieses Ziel gab Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber folgerichtig vor kurzem beim bayerischen Cluster-Kongress in München aus. „Wir können nicht so billig sein wie viele Länder Osteuropas oder Asiens. Deswegen müssen wir alles daran setzen, schneller als andere bessere Produkte herzustellen. Wettbewerbsvorsprünge durch permanente Innovationen sind der wichtigste Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg und soziale Sicherheit.“ Die „Cluster-Offensive Bayern“ sei dafür eine entscheidende Weichenstellung.

Diese Initiative setzt auf die Programme „Offensive Zukunft Bayern“ und „High-Tech-Offensive“ auf, in deren Verlauf innerhalb von zwölf Jahren rund drei Mrd. Euro in die Förderung moderner Technologien und in den Ausbau von Hochschulen und Forschungseinrichtungen geflossen sind. Die bestehende Innovationsinfrastruktur soll nun durch ein landesweites Netzwerk von 19 Clustern gestärkt werden. Clusterpolitik ist nach Worten Stoibers auch regionale Wirtschaftspolitik, die Wachstumspole im ganzen Land fördert: „In ganz Bayern sollen hoch innovative Leuchttürme entstehen, die in alle Regionen ausstrahlen.“

Folgende 19 Cluster entstehen im Freistaat:

High-Tech-Cluster: Biotechnologie, Luft- und Raumfahrt, Satellitennavigation, Informations- und Kommunikationstechnik, Umwelttechnologie, Medizintechnik

Produktionsorientierte Cluster: Automotive, Chemie, Sensorik/Leistungselektronik, Ernährung, Forst/Holz, Finanzdienstleistungen, Medien, Energietechnik, Bahntechnik, Logistik

Querschnittstechnologien: Nanotechnologie, Mechatronik/Robotik/Effiziente Produktionssysteme, Neue Werkstoffe

In einer Sondersitzung der Foren Wirtschaft und Infrastruktur sowie Wissenschaft der Metropolregion Nürnberg im Business Tower erläuterte Staatsminister Erwin Huber die Cluster-Strategie näher. Er zeigte sich offen gegenüber Vorschlägen, zusätzliche Cluster landesweit oder auch auf regionaler Ebene anzuerkennen. Eine konkrete Zusage gab Huber IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Riesterer auf dessen Frage nach einem nächsten Cluster-Kongress: Wenn in etwa ein bis zwei Jahren eine erste Zwischenbilanz der Cluster-Offensive Bayern zu ziehen ist, solle dies in der Metropolregion Nürnberg stattfinden.

Die Region Nürnberg ist bei der konkreten Ausgestaltung der Cluster sehr gut vertreten: Unter den neuen „Cluster-Managern“, die als Motoren des Cluster-Prozesses in jedem Einzel-Cluster gezielt Strukturen für Kontakt und Kommunikation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft aufbauen und innovative Projekte anstoßen, und den Kooperationsplattformen, die eine professionelle Infrastruktur dafür zur Verfügung stellen, kommen folgende Akteure aus der Region:

  • Im Bereich Leistungselektronik stellt das in den letzten Jahren neu in der Frankenmetropole aufgebaute „European Center for Power Electronics“ (ECPE e.V.) die Cluster-Plattform.
  • Cluster-Plattform für den Bereich Bahntechnik ist das CNA Center for Transportation and Logistics Neuer Adler e.V.
  • Das „Automation Valley Nordbayern“ soll Plattformfunktionen übernehmen für die Bereiche Mechatronik/Effiziente Produktionssysteme (siehe nebenstehenden Bericht).
  • Die Cluster-Plattformen für Medizintechnik, Automotive, Logistik und Neue Werkstoffe sind bei der Bayern Innovativ GmbH in Nürnberg angesiedelt.
  • Die Plattform für Umwelttechnologie wird zwar ihren Sitz in Augsburg haben, die Nürnberger IHK wird jedoch mit weiteren nordbayerischen IHKs die Koordination des Subclusters „Umweltkompetenz Nordbayern“ übernehmen. Der Trägerverein für das Umwelt-Cluster wird von der bayerischen Wirtschaft, den bayerischen IHKs, Handwerkskammern und der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft e.V. getragen und gelenkt.
  • Der renommierte Nürnberger Finanzwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Gerke ist als Manager des Clusters Finanzdienstleistungen vorgesehen.
  • Im Cluster Logistik ist Prof. Peter Klaus von der WiSo-Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg als so genannter „Cluster-Manager“ vorgesehen.
  • Beim Cluster Neue Werkstoffe wird der Erlanger Werkstoffwissenschaftler Prof. Dr.-Ing. Robert Singer das Cluster-Management übernehmen.

Die Region Nürnberg ist außerdem bei 16 der insgesamt 19 Cluster ausdrücklich als bedeutendes Kompetenzzentrum genannt. Insbesondere wird das Know-how der regionalen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, der Universität Erlangen-Nürnberg, der FHs in Ansbach, Triesdorf und Nürnberg sowie der beiden Fraunhofer-Institute IIS und IISB in zahlreichen Clustern aufgeführt.

Einbringen in die Ausgestaltung der Cluster-Politik wird sich das Technologie- und Innovationsnetz Mittelfranken (tim), dessen Federführung bei der IHK liegt und dem alle Hochschulen und die wichtigsten Forschungseinrichtungen der Region Nürnberg angehören. Dies war einhellige Meinung beim jüngsten Treffen von tim, das vor kurzem zum Thema Cluster-Politik in der IHK stattfand. Der Tagungsband kann bei der IHK angefordert werden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2006, Seite 10

 
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