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Bad Fürth

Das neue Thermalbad mit Spaßbad, Sauna- und Wellness-Landschaft öffnete Ende Oktober seine Pforten.

Rund 33 Mio. Euro wurden in das „Fürthermare“ und in die Sanierung des benachbarten Hallen- und Freibads investiert. Das Besondere an dieser Investition: Die Stadt Fürth musste sich daran nicht direkt beteiligen. Nach einer europaweiten Ausschreibung übernahm ein privater Investor, die TFB Fürth Objektgesellschaft mbH & Co. KG die Planung und das Kostenrisiko. Diese Gesellschaft wurde wiederum eigens für den Bau der neuen Bäderlandschaft von den beiden Nürnberger Firmen ConTech Real Estate Management und Rödl Hochbau gegründet.

Die infra Fürth, die früheren Stadtwerke Fürth, musste sich jedoch dazu verpflichten, den bisherigen für ihre Bäder jährlich auflaufenden Defizitbetrag von 1,8 Mio. Euro dem Bauherrn TFB Fürth während der nächsten 30 Jahre zur Verfügung zu stellen. Mit einem entsprechenden Finanzierungsmodell der Banken wurde damit der Neubau finanziert. Der Clou für die Stadt Fürth bei dieser Private Public Partnership (PPP): Nach 30 Jahren läuft die Konzession ähnlich wie bei einem allgemeinen Erbbaurechtsvertrag aus und alles gehört wieder der Stadt.

Aufgabe der ebenfalls für 30 Jahre beauftragten neu gegründeten Betreibergesellschaft Vitaplan Thermalbad GmbH & Co. KG ist es nun, für die Betriebskosten geradezustehen und keine Verluste mehr entstehen zu lassen, sondern Gewinne zu erwirtschaften. Wie Horst Kiesel, der als Geschäftsführender Gesellschafter 100 Prozent der Anteile an der Vitaplan hält, vor Kurzem erklärte, gelte dies nicht nur für das „Fürthermare“, sondern auch für die anderen Fürther Hallen- und Freibäder.

Dass alle Bäder einer Stadt von einem privaten Unternehmen gemanagt werden, dürfte ein in Deutschland bisher einmaliger Vorgang sein. Kiesel ist für die Fürther kein Unbekannter. Seit Jahren betreibt er die Sauna im Hallenbad, die jetzt zugunsten des „Fürthermare“ aufgegeben wird. Wie sein Mitgeschäftsführer Rainer Grasberger freut sich Kiesel auch darüber, dass Fürth in diesem Punkt vor Nürnberg liegt, da es Vergleichbares dort nicht gebe.

Das „Fürthermare“ gehört mit über 4 000 Quadratmetern Wasserfläche eigenen Angaben zufolge zu den größten Bädern in Bayern. Neben den zwei Thermalkaskadenbecken, die auch ins Freie hinausreichen, und einer Solegrotte mit Unterwasserklang gibt es zwölf verschiedene Erlebnissaunen und Dampfbäder. In der Sauna „Casa del Mar“ zum Beispiel können die Gäste Fische in einem beleuchteten Aquarium betrachten. Kiesel denkt auch daran, extra „Eventaufgüsse“ mit rund 50 Leuten zu veranstalten. Es gibt auch einen Saunagarten, mit der Möglichkeit, direkt in das benachbarte Freibad zu wechseln.

Spaßbäder vor allem für Kinder mit Rutschen, Strömungskanal und Höhlenbad runden das vielfältige Angebot ab. Kinder dürfen nämlich nicht in den Thermalbereich, dessen natürliches Heilwasser direkt unterhalb des „Fürthermare“ aus rund 400 Metern Tiefe sprudelt. Laut Kiesel hat das Heilwasser etwa die Qualität wie das in Bad Kissingen. Vor allem Leute mit degenerativen Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates oder chronisch entzündlichen Leiden wie Arthritis können laut einem Gutachten der Universität München Linderung erhoffen.

Wie Kiesel vorrechnet, werden pro Tag etwa 1 300 Gäste benötigt, damit die Betreibergesellschaft auf ihre Kosten kommt. Dafür, dass er dieses ehrgeizige Ziel erreicht, gebe es mehrere Gründe. Neben dem großzügigen Erlebnis- und Erholungsangebot, das auch eine vielfältige Gastronomie einschließt, sprächen die zentrale Lage in der Metropolregion Nürnberg sowie die gute Verkehrsanbindung dafür.

Nachgefragt: Wie funktioniert das „PPP“-Modell?

? WiM:
Warum hat die infra das Thermalbad nicht selbst realisiert, sondern eine Public Private Partnership (PPP) gewählt?

Dr. Hans Partheimüller, Geschäftsführer der infra fürth gruppe: Die Stadt Fürth hat ihre Bäder auf die infra übertragen, weil wir als Stadtwerk über eine große Kompetenz im Bau und Unterhalt von technischen Anlagen verfügen und weil sich die infra als umfassender Infrastrukturdienstleister der Stadt versteht. Nach einer technischen Bestandsaufnahme wurde uns jedoch klar, dass die Aufgabe der Sanierung und Attraktivitätssteigerung des Bades Am Scherbsgraben für sich allein und erst recht die Verknüpfung mit einem Thermalbad nur mit Hilfe eines professionellen privaten Partners umsetzbar ist. Es hätte keinen Sinn gemacht, wenn die infra hierfür eigenes Know-how aufgebaut hätte. Vielmehr war unser Grundgedanke, einen starken privaten Partner zu finden, der ein überzeugendes ganzheitliches Konzept für das neue Bad entwirft und aus einer Hand Planung, Bau, Finanzierung und Betrieb garantiert. Einen solchen Partner haben wir nach langen Verhandlungsrunden gefunden. Wirtschaftlich ist das Modell für die öffentliche Hand sehr vorteilhaft, weil wir vom privaten Partner, der wesentliche Projektrisiken übernimmt, ein Bad zum Festpreis erhalten.

? WiM: Wie wurde der private Partner für dieses Vorhaben gefunden?

Arnd Bühner, Rechtsanwalt, KPMG Rechtsanwaltsgesellschaft, Nürnberg/ München: Ein großvolumiges PPP-Vorhaben wie das Thermalbad Fürth muss europaweit ausgeschrieben werden. Zunächst wurde das Vorhaben europaweit bekannt gemacht, nach der Auswahl geeigneter Bieterkonsortien folgte dann ein Verhandlungsverfahren. Da die infra den privaten Partnern eine maximale Zuzahlungshöhe mitgeteilt hatte und den Partnern große Freiheiten bei der Gestaltung des Bades gelassen hat, hatte die Stadt die Wahl zwischen ganz unterschiedlichen Bäderkonzepten und architektonischen Entwürfen. Am Ende war das Angebot des mittelständisch geprägten Bieterkonsortiums um den früheren Betreiber der Sauna Am Scherbsgraben erfolgreich. Dieser hat ein überzeugendes und den örtlichen Gegebenheiten angepasstes Konzept vorgelegt.

Autor/in: 
sm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2007, Seite 24

 
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