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Was ist tragbar?

Modisch, typgerecht und dem Unternehmen angemessen sollte die Bekleidung sein. Doch welches Outfit gilt als korrekt?

Die Herren haben es bei der Wahl des passenden Looks meist einfacher als die Damen, die jeden Morgen erneut die Gratwanderung zwischen einer attraktiven, aber nicht aufreizenden Wirkung ihres Äußeren zu meistern haben. Bei der Rocklänge fängt es an. Miniröcke haben in der Businesswelt nichts verloren, knieumspielt ist Trumpf. Generell raten die Modeexperten zu einem sparsamen Umgang mit den weiblichen Reizen. Für das Make-up heißt das, knallige Lippenstifte und Nagellacke gehören in die Freizeit, dezente Farben ins Büro.

Generell, so deutsche Arbeitsgerichte, gilt das Weisungsrecht des Arbeitgebers auch für die Kleidung am Arbeitsplatz. Aber darüber hinaus gibt es einige Regeln, die man beachten sollte, wenn man nicht ins Fettnäpfchen treten will. Dabei gilt grundsätzlich: Wer Kontakt mit Geschäftspartnern bzw. Kunden hat, bei dem sind Jackett, langärmeliges Hemd, Strümpfe und geschlossene Schuhe Pflicht – egal wie heiß es ist. Kurzarm-Hemden sind laut Etikette tabu. Feinstrümpfe gehören für die Damen unbedingt dazu – auch in Riemchensandalen. Gerade international und besonders in Asien sind kurzärmelige Hemden und strumpflos – bei Damen wie Herren – undenkbar, auch in den USA.

Leinen gilt bei hohen Temperaturen zwar als angenehmer Stoff, aber Knitter-Look geht in der Geschäftswelt gar nicht. Man wirkt damit unprofessionell. Laut Studien sinkt übrigens auch die Autorität von Frauen, insbesondere in leitenden Positionen, je mehr Haut sie zeigen.

Bei der Sparkasse Nürnberg gelten klare Standards für eine entsprechende Geschäftskleidung. „Mitarbeiter werden von Kunden mit dem Unternehmen identifiziert und sollen deshalb durch ein gepflegtes Äußeres gute Repräsentanten für die Sparkasse Nürnberg sein“, sagt Pressereferentin Tina Schmidt. Mini-Röcke, Hotpants, durchsichtige Oberteile oder tiefe Ausschnitte sind für die Sparkassen-Damen ausgeschlossen, auch auf Jeans oder Turnschuhe, also Freizeitkleidung, müssen die Mitarbeiter des Kreditinstituts verzichten. Tina Schmidt: „Natürlich kann die Kleidung bei besonders heißen Temperaturen in einem entsprechenden Rahmen angepasst werden, d.h. kurzärmlige Hemden oder auch der Verzicht auf das Sakko sind dann schon mal möglich.“

Modedesigner Ingo Wilts von Boss meint allerdings: „Kurze Ärmel unter einem Business-Anzug sind nicht zeitgemäß. Falls dazu noch eine Krawatte kommt, ist die Peinlichkeit perfekt. An heißen Tagen dürfen die Ärmel hochgekrempelt werden – das ist modisch korrekt und sieht außerdem noch lässig aus.“

Die Nürnberger Versicherungen haben ihre Mitarbeiter im Rahmen der „Initiative Nürnberger Knigge“ für ein erfolgreiches und angenehmes Miteinander geschult. Auch Empfehlungen für die angemessene Kleidung gehören dazu. Pressereferent Roland Schulz: „Das Erscheinungsbild der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirkt als Visitenkarte des Unternehmens. Entscheidend sind eine gepflegte und dezente Erscheinung. Für nicht angebracht halten wir T-Shirts, Jeans, Shorts, Turnschuhe.“ So sollten die Mitarbeiter der Nürnberger Versicherungen in Anzug oder Kombination mit weißem oder leicht getöntem Hemd ins Büro kommen. Eine dezente Krawatte und gepflegte Schuhe gehören für die Herren dazu. Modedesigner Wilts ergänzt: „Viele Männer tragen das falsche Hemd und die falsche Krawatte. Bunte Hemden in der Kombination mit bunten Krawatten sehen selten gut aus. Überhaupt sind Krawatten ein häufiger Fehlerquell: Oft sind die Farben zu grell oder die Muster zu aufdringlich.“ Und die Damen? Schulz: „Für die Mitarbeiterinnen der Nürnberger sind sowohl Kostüm oder Hosenanzug als auch Kleid oder Rock und Bluse möglich.“

Gelassen geht man das Thema bei der N-Ergie Aktiengesellschaft an. „Bei uns gibt es für den Bürobereich keine Bekleidungsvorschriften“, sagt Dr. Heidi Willer von der Presseabteilung. „Die Mitarbeiter wissen, dass ihre Kleidung angemessen sein sollte und passen sie eigenverantwortlich dem jeweiligen Anlass an, zum Beispiel bei Besprechungen oder Kundenkontakt.“ Auch bei der GfK gibt es keine Kleiderordnung, so Pressereferentin Regine Oyntzen: „Beschäftigte, die auch persönlich im Kundenkontakt stehen, unterliegen den üblichen Standards der Geschäftskleidung.“ Und bei der AOK Bayern in Mittelfranken gibt es ebenfalls keine zwingenden Bekleidungsvorschriften, aber Empfehlungen wurden bei der Krankenversicherung doch ausgesprochen. Walter Vetter: „Aufgrund unseres Selbstverständnisses als kundenorientiertes Dienstleistungsunternehmen wurden Empfehlungen in Bezug auf Business-Kleidung ausgesprochen, also keine Freizeitkleidung oder unpassenden Accessoires.“

So sind Bermudas an Herren im Geschäftsleben immer eine Zumutung – auch gegenüber Kolleginnen und umso mehr gegenüber Geschäftskunden oder -partnern. Dass auch bei jungen Frauen Flip Flops, Minirock und Spaghettiträger in die Freizeit gehören, steht außer Frage.

In zahlreichen Firmen gibt es noch den „Casual Friday", d.h. freitags darf es bei der Kleidung etwas lässiger zugehen. Aber selbst wenn der Chef z.B. Jeans und Jackett oder auch T-Shirt und lässige Hose erlaubt: Nur weil er einen Fehltritt in Sachen Business-Kleidung übersieht, bedeutet das nicht, dass er die Kleidung akzeptiert. Wahrscheinlicher ist, dass der Vorgesetzte den Auftritt stillschweigend als unprofessionell einstuft. Und das wirkt sich nachteilig auf den Gesamteindruck aus.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2007, Seite 40

 
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