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Metropolregion muss sich profilieren

Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein kündigte in der IHK an, dass Erlangen ein eigenständiges Max-Planck-Institut bekommen wird.

Bild IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst (links) und Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein (Foto: Fuchs)

IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst überreichte Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein das erste Exemplar der neuen, auf 250 Exemplare limitierte Dürer-Seriegraphie. Sie wurde anlässlich des 15-jährigen Jubiläums der IHK-Kulturstiftung 2008 aufgelegt und ist ein Geschenk für neue Zustifter. (Foto: Fuchs)

Die Metropolregion Nürnberg müsse sich mit großen europäischen Regionen wie Greater London, Mailand oder Rom messen. Er wolle mit den entsprechenden politischen Weichenstellungen dazu beitragen, dass Franken wie auch der gesamte Freistaat Bayern im Wettbewerb der Standorte weiter zu den Gewinnern der Globalisierung zählen werden. Und schließlich trage er als bayerischer Regierungschef auch Mitverantwortung dafür, dass in der deutschen Politik die Weichen richtig gestellt werden. Jede Woche gebe es Schaltkonferenzen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die weitergehende Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung im kommenden Jahr etwa habe er gemeinsam mit dem CSU-Parteivorsitzenden Erwin Huber auf diesem Wege durchgedrückt.

Beim 130. Kammergespräch erklärte Beckstein: „Ohne Franken wäre Bayern viel ärmer.“ Dies bezog er ausdrücklich auch auf die anwesenden Unternehmer: „Die Elite der Region trägt die Verantwortung dafür, dass die Region in die richtige Richtung geht.“ Als Beispiel von Persönlichkeiten, die „Profilierung wagen“, nannte er Prof. Dr. Heinz Gerhäuser, der mit dem Fraunhofer-Institut in Erlangen das mp3-Verfahren entwickelt hatte und dafür in die „Hall of Fame“ der Unterhaltungselektronik aufgenommen wurde. Dass der Umstrukturierungsprozess in Bayern und insbesondere in der Metropolregion Nürnberg gelungen sei, gehe zu einem wesentlichen Teil auf das Konto der Unternehmen, die in den vergangenen Jahren ihre Wettbewerbskraft gestärkt hätten. Beckstein äußerte auch Respekt für die Gewerkschaften, die in den letzten Jahren viel Flexibilität bewiesen hätten. Bei allem Bemühen um Umstrukturierung warnte der Regierungschef aber auch vor einer ausschließlichen Konzentration auf den Dienstleistungsbereich: „Wer meint, wir könnten nur von der Blaupause leben, liegt falsch.“

Die Situation in einer globalen Wirtschaft erfordere insgesamt weitere Anstrengungen. „Wir müssen um das besser sein, was wir teurer sind“, stellte Beckstein fest. Dazu gehöre, dass Fachhochschulen, Universitäten wie auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen gestärkt würden. Dafür setze er sich mit seiner Regierung ein. Zwar sei die Region in diesem Bereich für die Zukunft gut gerüstet. Schließlich gebe es derzeit in der Metropolregion rund 90 000 Studierende. Doch sollen noch weitere Studienplätze und Institute geschaffen werden.

Der Ministerpräsident rechnet fest damit, dass die Max-Planck-Forschungsgruppe für Optik, Information und Photonik an der Universität Erlangen-Nürnberg bald zu einem „richtigen“ Max-Planck-Institut ausgeweitet wird. Auf mittelfristige Sicht werde schon über einen Neubau für dieses Institut nachgedacht. Erlangen erhalte zudem ein neues medizinisches Forschungszentrum, das beim Universitätsklinikum angesiedelt wird. Ausgebaut wird außerdem die chemische Forschung an der Universität. Die Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg kann damit rechnen, dass sie auf dem ehemaligen Milchhofgelände in Nürnberg weitere Räumlichkeiten erhält.

Die Bildungspolitik bezeichnete der Ministerpräsident als einen Schwerpunkt seiner Regierung nach dem Motto „Nur wer mehr leistet, kann sich mehr leisten.“ Das fange schon bei der individuellen Betreuung und Förderung der Kinder an. Die Erweiterung der Kinderbetreuung im Vorschulalter sei wichtiger als eine neue Schwimm- oder Mehrzweckhalle, mahnte er die Kommunalpolitiker. Beckstein legte aber auch ein Bekenntnis zur Hauptschule ab, wobei es sein Ziel sei, dass kein Hauptschüler die Schule ohne Ausbildungsreife verlasse. Ärgerlich sei aber auch, wenn Quali-Absolventen keine Lehrstellen bekämen, sagte Beckstein an die Adresse der Unternehmer. Die Integration der Immigrantenkinder müsse ebenfalls weiter verbessert werden. Der Ministerpräsident hält dies für „eine Existenzfrage der künftigen Gesellschaft“.

Eine weitere große Herausforderung sieht Beckstein bei der Frage der gesicherten Energieversorgung. Ob diese noch in zehn Jahren gewährleistet sei, wisse derzeit niemand genau. Der Ministerpräsident plädierte deshalb dafür, die Restlaufzeit der Kernkraftwerke zu verlängern, solange sie sicher seien. Alles andere wäre seiner Meinung nach unverantwortlich.

In der anschließenden Diskussion mit den Gästen im voll besetzten Feuerbachsaal der IHK sagte der Ministerpräsident unter anderem den Vertretern des mittelständischen Einzelhandels zu, dass die Staatsregierung keiner weiteren Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten zustimmen werde.

Autor/in: 
sm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2007, Seite 10

 
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