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Sprit vom Acker

Zahlreiche Unternehmen in der Metropolregion betanken ihre Fahrzeuge mit Pflanzenöl. Auch bei der Entwicklung der Motoren sind mittelfränkische Firmen führend.

Reines Pflanzenöl von Mittelfrankens Äckern kostet zwischen 70 und 80 Cent pro Liter, liegt also etwa 40 Prozent unter dem aktuellen Dieselpreis. Sogar Speditionen betanken ihre Lastwagen mit heimischer Energie. Es muss aber nicht immer ein gewerblicher Fuhrpark sein, und auch die Wirtschaftlichkeit steht nicht für alle Pflanzenöl-Nutzer an erster Stelle. Der Steiner Apotheker Christian Seyfferth fährt vor allem aus Umweltgesichtspunkten seinen VW Golf Diesel damit, den er als Firmenwagen nutzt: „Pflanzenöl ist ein nachwachsender Rohstoff. Es wird in dezentralen Ölmühlen ohne lange Transportwege hergestellt. Und damit fördere ich regionale Wirtschaftskreisläufe und Arbeitsplätze.“

Doch einfach Natursprit in den Dieseltank laufen lassen, klappt nicht: Der ist wesentlich dickflüssiger und deshalb für Dieselmotoren nur schwer verträglich. Weshalb schon vor genau drei Jahrzehnten der damals in Hilpoltstein ansässige Ludwig Elsbett den genau auf die Nutzung von Pflanzenöl zugeschnittenen „Elsbett-Motor“ entwickelte. Doch Elsbett gelang es nicht, seinen Motor als Standard für Fahrzeuge zu etablieren.

In den 1990er Jahren wurden immer mehr Landwirte zu Energiewirten und produzierten vermehrt Pflanzenöl aus Raps und Sonnenblumen; Verbraucher kauften verstärkt Bio-Produkte. Weil auch die Nachfrage nach Dieselmotoren, die für Biosprit geeignet sind, anstieg, versuchte sich eine ganze Reihe von Technikschmieden überall in Deutschland an der Entwicklung passender Umrüstsätze. „Elsbett-Technologie“, jetzt mit Sitz in Thalmässing war wieder mit vorne dabei, wie auch die „Vereinigten Werkstätten für Pflanzenöltechnologie“ Allersberg.

Inzwischen gibt es Umbausätze für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge: Da können Bauern in Wald oder Flur ein Leck im Traktortank verkraften und müssen nicht den dieselverseuchten Boden abtragen. Auch bei Lkws gewinnt Pflanzenöl Marktanteile. Trotz Umbaukosten von ca. 5 000 Euro für den Motor und 1 000 Euro für einen Zusatztank kann Pflanzenöl nicht nur der Umwelt, sondern auch der wirtschaftlichen Bilanz nützen: Der Liter Sprit kostet im Großeinkauf nur gut 70 Cent brutto. Und bisher fallen kaum Mineralölsteuer und nur der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent an.

Doch ist die Umrüst-Euphorie gerade bei Speditionen gebremst. Ein Fuhrunternehmen aus Mittelfranken, bei dem zahlreiche Fernlaster pflanzenöltauglich sind, hat die Öko-Investitionen vorerst gestoppt. „Wir wissen nicht, wo die Politik hinsteuert“, sagt der Fuhrparkleiter. Es sei nicht klar, wie die Bundesregierung künftig den Pflanzensprit für Fahrzeuge besteuern werde. Noch senkt Pflanzenöl die laufenden Kosten der Spedition, obwohl „unsere Lkw dort mit Diesel betankt werden können, wo der Sprit wesentlich billiger als bei uns“. Man setze neben Rapsöl auf Biodiesel als Alternative zu Mineralöl, doch auch hier „lohnt sich die Umrüstung erst bei einer Preisdifferenz von zirka 14 Cent pro Liter“, rechnet der Fachmann vor.

Denn nicht nur die Umrüstung, sondern auch die höheren Ölwechselraten wirken sich auf den Kilometerpreis aus. „Bei Lkw nach Euro-5-Norm haben Dieselmotoren alle 120 000 Kilometer Ölwechsel-Intervall. Bei Pflanzenölbetrieb müssen dagegen je nach Umrüster alle 25 000 bis 45 000 Kilometer Motoröl, Kraftstoff- und Ölfilter getauscht werden“, berichtet der Fahrzeugchef der Spedition. Und: „Beim Verkauf muss man froh sein, wenn die Umrüstung drin bleiben darf!“

Das Unternehmen möchte seinen Namen nicht in der WiM lesen: Der Kostendruck bei den beauftragten Transporteuren sei groß, und die Kunden würden wohl Preisnachlass verlangen, wenn sie hören, dass wir mit Pflanzenöl fahren. Dabei müsse sich erst noch zeigen, ob sich das wirklich rechne, und ob die Motoren ohne Schäden blieben.

Die in der Metropolregion beheimatete Neumarkter Lammsbräu setzt schon wegen ihrer Öko-Firmenphilosophie auch beim Transport immer mehr auf Bio: Sieben Pkw und vier Lkw fahren mit kalt gepresstem Pflanzenöl; das mache inzwischen ein Viertel des betrieblichen Treibstoffverbrauchs aus, ist in der Umwelterklärung nachzulesen. Die Lammsbräu liefert ihre Getränke hauptsächlich in die Region, kann also gar nicht billig im Ausland tanken: Pflanzenöl macht ökologisch und ökonomisch Sinn. Dem regionalen Wirtschaftskreislauf tut das gut: Pflanzenölmühlen sind meist mittelständisch, wie die Maschinenring Sulz-Altmühl Gewerbe GmbH in Berching oder die Rangau Rapsöl GmbH in Ammerndorf.

Autor/in: 
Heinz Wraneschitz
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2007, Seite 40

 
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