Telefon: +49 911 1335-1335

Castell

Fürstliches Unternehmen mit 950 Jahren Familientradition

In das späte 18. Jahrhundert reicht die Geschichte der Fürstlich Castell’schen Bank, Credit-Casse AG zurück, die ihren Hauptsitz in Würzburg hat und stark in Mittelfranken engagiert ist. Die Bank – zu 100 Prozent in Familienbesitz (je zur Hälfte in den Händen der Linie Castell-Rüdenhausen und Castell-Castell) – ist jedoch nur ein Geschäftsfeld der Familie, die in diesem Jahr auf 950 Jahre zurückblicken kann. Heute führen die Erbgrafen Johann-Friedrich zu Castell-Rüdenhausen und Ferdinand zu Castell-Castell das gemeinsame Familienunternehmen, das sich auf vier Geschäftsbereiche stützt.

Die als gemeinnützige „Credit-Casse“ für verarmte Bauern und Handwerker 1774 gegründete heutige Privatbank hat derzeit 270 Mitarbeiter in 16 Filialen und Repräsentanzen. Das Depotvolumen in der Vermögensanlage beläuft sich auf rund 1,4 Mrd. Euro. Betreut werden Privat- und Firmenkunden in Franken, in der Region Heilbronn und im Raum Mannheim-Ludwigshafen. Die Zentrale für Vermögensanlagen ist in Nürnberg angesiedelt. Mittelfränkische Filialen sind in Burghaslach und Neustadt/Aisch zu finden. Das Bankergebnis kommt zu rund 40 Prozent aus der Beratung und Betreuung vermögender Privatkunden, zu 60 Prozent aus dem Firmenkundengeschäft. In der Region Nürnberg wird das Haus Castell durch Wolfgang Graf zu Castell-Castell vertreten.

Zweiter wichtiger Geschäftsbereich sind die Landwirtschaftsbetriebe in Castell und Rüdenhausen, wo auf 400 Hektar Getreide und Ölfrüchte angebaut werden. Dritte Säule des „Mischkonzerns“ mit 4 500 Hektar ist der Forstbetrieb mit Standorten im Spessart, im Steigerwald und in Thüringen.

In ganz Deutschland bekannt ist das Weingut, das Fürstlich Castell’sche Domänenamt mit 70 Hektar Rebfläche. Der dort angebaute Silvaner hat eine lange Tradition, die bis ins Jahr 1659 zurückreicht. Zu dieser Zeit wurden erstmals Silvanerreben angepflanzt, wie die älteste bekannte Erwähnung des Silvaners in Deutschland auf einer historischen Rechnung zeigt. Das Domänenamt zählt laut Gault Millau zu den drei besten Weingütern Frankens.

Die Geschichte der Familie der Grafen Castell ist lang und bewegt. Die erste Erwähnung eines „Ruopreht de Castello“ stammt aus dem Jahr 1057, weshalb 2007 das Familienjubiläum begangen wird; seit 1202 ist der Grafentitel nachweisbar. Das rot-silberne Wappenschild – noch heute das Logo aller Casteller Unternehmen –stammt aus dieser Zeit. Im 11. bis 13. Jahrhundert umfasste das Herrschaftsgebiet 50 bis 60 Dörfer und Weiler zwischen Main und Steigerwald, samt den Städtchen Schwarzach und Volkach. Durch Heirat und Geschäfte wurden die Kontakte zu Nürnberg intensiver. Die Wirren des Bauernkrieges und des Dreißigjährigen Krieges setzten auch dem Haus Castell zu. Ende des 17. Jahrhunderts ließ Graf Wolfgang Dietrich das Schloss Castell erbauen, das bis heute Wohnsitz der Linie Castell-Castell ist und in dessen Kellern der Casteller Wein reift. Die Grafen zu Castell-Rüdenhausen wohnen seit dem 16. Jahrhundert im ehemaligen Wasserschloss Rüdenhausen. Die Linie Faber-Castell entstand im 19. Jahrhundert durch die Heirat des Grafen Alexander zu Castell-Rüdenhausen mit Ottilie, der Tochter des verstorbenen Wilhelm von Faber und Erbin des Steiner Bleistiftbarons Lothar von Faber.

Die Ära der regierenden Grafen endete mit der Rheinbundakte im Jahr 1806, als der König von Bayern nicht nur die Reichstadt Nürnberg, sondern neben anderen Fürstentümern und Grafschaften auch Castell in Besitz nahm. Von da an wurde das Gesamtunternehmen schrittweise „privatisiert“ und bis heute erfolgreich als unabhängiges Familienunternehmen weitergeführt.

Im Jubiläumsjahr sieht die Familie zuversichtlich in die Zukunft. „In Zeiten wachsender Konzentration und Austauschbarkeit sind Unabhängigkeit und persönlicher Stil für uns unverzichtbar“, so der Senior-Chef der Familie, Fürst Albrecht zu Castell-Castell zur Firmenphilosophie.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2007, Seite 50

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick