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WiM-Serie: Metropolregion Kompakt (Teil 9)

Zu Land, zu Wasser und in der Luft

Aufgrund ihrer geografischen Lage und der hervorragenden Verkehrsinfrastruktur trägt die Metropolregion Nürnberg das EU-Prädikat "Gateway to Eastern Europe".

Drei Faktoren müssen gewährleistet sein, damit eine Region zur Metropolregion aufsteigen kann: die Entscheidungs- und Kontrollfunktion, die Wettbewerbsfunktion und die Gateway-Funktion. Gerade letztere, die "Torweg-Funktion", ist im Großraum Nürnberg von besonderer Qualität. Das bescheinigte die EU bereits im Jahr 1997, also acht Jahre vor Aufnahme der Region in den Kreis der "Europäischen Metropolregionen in Deutschland".

Im damaligen Entwurf des Europäischen Raumentwicklungskonzepts (Eurek) wurde der Raum Nürnberg zwar noch nicht als "Metropole" ausgewiesen, aber ausdrücklich als "Tor nach Osteuropa" – als einziger neben Dresden. Damit bestätigte man der Region Nürnberg eine herausgehobene Rolle als Impulsgeberin für die Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zu Osteuropa. Ein Grund für die Verleihung des offiziellen Prädikats war die geografische Lage: Mit der Wiedervereinigung und der Öffnung der Grenzen nach Osten ist die Region Nürnberg ins Zentrum eines gesamteuropäischen Wirtschaftsraumes gerückt. Den eigentlichen Anstoß aber gab die hervorragende Verkehrsinfrastruktur, um neue Achsen und Märkte in alle Richtungen zu erschließen – zu Land, zu Wasser und in der Luft.

Multimodaler Verkehrsknotenpunkt
Die Metropolregion Nürnberg ist der westliche Knotenpunkt zweier Paneuropäischer Korridore (PEK), der wichtigsten Verkehrsverbindungen Europas. Durch die Region verlaufen auch drei der vorrangigen Achsen des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN) für den Straßen-, Schienen und Schifffahrtsverkehr. Die EU fördert die Entwicklung der TEN in einem langfristig angelegten Schwerpunktprogramm. Ziel der optimierten Verkehrsinfrastruktur ist es, den Binnenmarkt zu stärken, grenzüberschreitende Verbindungen herzustellen und Randregionen anzugliedern.

Im Straßenverkehr verknüpft die Metropolregion Nürnberg vier europäische Autobahn-Magistralen: Hier kreuzen sich die Nord-Süd-Achsen von Stockholm nach Mailand und von Kopenhagen nach Verona. In Ost-West-Richtung verlaufen die Fernverkehrsstraßen von London nach Budapest und von Paris nach Prag. In die tschechische Metropole führt von Nürnberg her die A 6, deren letztes Teilstück im September 2008 feierlich eröffnet wurde, was auch dem beharrlichen Einsatz der Nürnberger IHK mit zu verdanken ist. Die im Mittelalter von Kaiser Karl IV. geschaffene historische Achse der Via Carolina, der "Goldenen Straße", ist damit wiederbelebt und gilt als Katalysator für die Entwicklung der gesamten, grenzüberschreitenden Region.

Auch im Schienenverkehr ist die Metropolregion ein wichtiger Knotenpunkt: Über den Nürnberger Hauptbahnhof – einen der 20 größten Bahnhöfe in Deutschland – bieten ICE-Verbindungen kurze Wege in die Großstädte des Landes. Zugleich verlaufen hier zwei TEN-Eisenbahnprojekte: Zum einen die Strecke von Nürnberg nach Athen, die das neue Rückgrat des Mittel-Süd-Ost-Europäischen Bahnnetzes werden soll, und zum anderen die nach Palermo.

Von der günstigen Lage im Schnittpunkt des Fernstraßen- und Eisenbahnnetzes profitiert auch das Güterverkehrszentrum (GVZ) bayernhafen Nürnberg. Es liegt an Europas wichtigster Binnenwasserstraße Rhein/Maas-Main-Donau, der direkten Verbindung von der Nordsee zum Schwarzen Meer. Die Vernetzung von Schiff, Bahn und Lkw macht das Drehkreuz zu einem der am besten erschlossenen Binnenhäfen der Republik. Schon jetzt ist das GVZ Nürnberg mit einem jährlichen Warenumschlag von über zehn Mio. Tonnen das größte Logistikzentrum Süddeutschlands. Mit dem geplanten Umzug des Güterbahnhofs aus der Nürnberger Innenstadt auf das Hafengelände wird dort eine der leistungsfähigsten Umschlaganlagen des Kombinierten Verkehrs (KV) in Deutschland entstehen.

Wortwörtlich ausgezeichnet ist der Internationale Airport Nürnberg: Er wurde mehrfach zum "Besten Regionalflughafen" und jüngst sogar zum "Besten deutschen Flughafen" gekürt. Hier starten und landen jährlich über vier Mio. Fluggäste. Allein 60 Ziele sind von der Metropolregion aus non-stop zu erreichen und mehr als 300 weitere bieten Anschluss in alle Welt. Mit einem Luftfrachtumschlag von über 100 Tonnen pro Jahr bildet der Nürnberger Flughafen ein wichtiges Standbein für die Wirtschaft in der Region. Was Bürger wie Gäste gleichermaßen schätzen, ist die direkte Verbindung vom Airport zu Innenstadt und Messegelände – die U-Bahn benötigt hierfür nur wenige Minuten. Übrigens: Im erweiterten Sinn zählt auch die NürnbergMesse zu den Pluspunkten der "Gateway-Region", bildet sie doch mit ihren großen Messen und Kongressen eine Plattform für den Austausch von Waren und Wissen. Tatsächlich gehört die NürnbergMesse zu den Top Ten-Messestandorten in Europa.

Zentrum der Verkehrstechnologie
Doch aus der Metropolregion Nürnberg kommen auch die notwendigen Innovationen rund um den Verkehr. Universitäten, Forschungseinrichtungen und über 770 Unternehmen liefern wissenschaftliche Kompetenz und Know-how, etwa für die erste vollautomatische U-Bahn Deutschlands. Der Bereich Verkehr und Logistik zählt zu den zentralen Kompetenzfeldern des derzeit entstehenden "Entwicklungsleitbildes" für die Region.

Autor/in: 
Dr. Janette Witt
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2008, Seite 20

 
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