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Nash Technologies

Software-Standards für den Mobilfunk

Die Unternehmensgeschichte der Nürnberger Nash Technologies begann im Herbst 2008. Damals übernahm der internationale Personaldienstleister Harvey Nash rund 200 Mitarbeiter von Alcatel-Lucent in Nürnberg. Das war "ein Glücksfall für die Region", sagt Dirk Zetzsche, Direktor bei Nash Technologies. Denn mit diesem Schritt konnte das Spezialwissen der ehemaligen Lucent-Forscher für die Region gesichert werden.

Nash Technologies erbringt als Kompetenzzentrum für kabellose Technologien Forschungs- und Entwicklungsleistungen für Alcatel-Lucent. Im Outsourcing-Vertrag geregelt sind etwa die Forschungs- und Entwicklungsteams, die gegenüber Alcatel-Lucent und deren Neukunden einen qualitativ erstklassigen Service sicherstellen. Der Vertrag, der zunächst bis Ende 2010 läuft, werde Nash Technologies in der knapp zweieinhalbjährigen Vertragslaufzeit einen Umsatz von rund 54 Mio. Euro bescheren.

In den von Lucent im Nürnberger Nordostpark übernommenen rund 2 500 Quadratmeter großen "Bell Labs" forschen und entwickeln nun die Spezialisten von Nash Tech an den Software-Standards der Mobilfunkwelt von morgen. Herzstück ist das UMTS-Testnetzwerk, das laut Zetzsche einzigartig in Deutschland ist und das die neue Technologie Long Term Evolution (LTE) oder 4G, also die vierte Mobilfunk-Generation, zum Laufen bringen soll. Die Techniker arbeiten an der Stabilität von Datenübertragungen von einem Handy zum anderen und entwickeln Lösungen für die Identifizierung und Beseitigung von Störquellen. Auch das Kulthandy iPhone ist in Nürnberg getestet und von Fehlern befreit worden. Auf der Kundenliste stehen aber auch Unternehmen, die ergänzende Applikationen ausgetüftelt haben und in Nürnberg einen Praxis-Pretest machen lassen wollen.

Im Labor wird auch simuliert, wie sich ein Mobilfunknetz mit seinen Leistungsreichweiten bei extrem hoher Nutzlast verhält. Kommt es zu einem Fehler in einer Anwendung, kann es an der Anwendung liegen, aber auch an einem Netzwerkfehler. Bei der Obama-Wahl in den USA, berichtet Zetzsche stolz, war Nash Technologies vor Ort, um sicherzustellen, dass das Mobilfunknetz stabil läuft.

Um eine höhere Kosteneffizienz für die wachsende Kundenzahl zu erreichen, greift Nash Tech über den hundertprozentigen Mutterkonzern Harvey Nash bei der Entwicklung von Software für mobile Infrastrukturen ergänzend auf 3 000 Entwickler in Vietnam zu. Manche Projekte seien allein mit deutscher Entwicklerleistung nicht zu finanzieren.

Neben dem Segment Telekommunikation, in dem Alcatel-Lucent nach wie vor der größte Kunde ist, sollen nun auch die Branchen Automotive und Medizin erschlossen werden. Erste Gespräche laufen bereits für eine Anwendung in der sogenannten Car-to-Car-Kommunikation: Anpeilt wird u.a. eine Lösung, bei der ein Auto, das in einer unübersichtlichen Kurve mit einer Panne liegen geblieben ist, herannahende Pkws automatisch warnt. Im Bereich Medizintechnik geht es beispielsweise um die automatische, sichere und zuverlässige Übertragung von Patientendaten.

In fünf Jahren will Zetzsche 20 Prozent des Umsatzes in den Bereichen Automotive und Medizintechnik erzielen. Im ersten Halbjahr 2009 lag die Zahl der Mitarbeiter bei 300, rund 20 sind in Nürnberg eingestellt worden und 70 in Vietnam, wo ein weiteres Labor aufgebaut wurde. Im laufenden Jahr peilt Zetsche einen Umsatz von 35 Mio. Euro an.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2009, Seite 54

 
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