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3D-Animationen

Alles echt?

Wie Computertechnik vollkommen neue Bildwelten generieren kann und den Absatz fördert. Von Hans-Jürgen Krieg

Im Film ist ein Zug zu sehen, der an einer Steilküste entlangfährt. Die Landschaft, das Meer, kreisende Vögel, Schienen – alles ist klar zu erkennen. Später hält der Zug in einem Container-Terminal, man sieht ihn von der Seite und frontal. Was so real aussieht, ist aber am Computer entstanden, denn die Lokomotive gibt es noch gar nicht. Und doch sieht im Film alles täuschend echt aus: Der Container-Terminal wurde ebenso am Computer generiert wie die Lok und die Waggons. Und trotzdem ist man sicher, einen realen Film zu sehen. Die „Alles-Echt-Effekte“ sind verblüffend.

CGI nennt man die digitale Technik für Filme aus dem Rechner, für die Kreation von Szenen, die es in Wirklichkeit nicht gibt, und für das virtuelle Zusammenfügen von Realfilm und digitalen Sequenzen. CGI steht für Computer Generated Imagery, also computergenerierte Bild-Designarbeit oder 3D-Animationen.

Diese Technologie greift um sich. Regisseure nutzen sie für phantastische Effekte in Filmen wie „Avatar“. Unternehmen setzen sie ein, um Produkte zu erklären, die anders nicht oder nur mit einem deutlich erhöhten Aufwand darstellbar wären. Immer öfter wird diese Technologie auch für Messepräsentationen, für den Vertrieb oder im Internet eingesetzt, um komplizierte Produkte oder Fertigungsabläufe besser nachvollziehbar zu machen oder um Produkte zu zeigen, die es in der realen Welt noch nicht gibt.

Fällt dem Autobauer, dessen neue Modelle in Arizona gefilmt werden, kurz nach dem Transport des Wagen-Parks in die USA ein, dass das Design der Außenspiegel nun doch geändert werden soll, muss er die sechsstellige Summe für die Filmcrew nicht in der Wüste lassen. Durch CGI werden daheim nachträglich die neuen Spiegel perfekt angepasst. Damit lassen sich enorme Kosten einsparen und man hat die Freiheit, Eigenschaften des Produkts bis kurz vor der Serienproduktion zu ändern. CGI hebt physikalische und kreative Grenzen auf, grundsätzlich ist damit jede Idee umsetzbar.

Deshalb setzen nicht nur große Konzerne diese Technologie ein, sondern zunehmend auch mittelständische Unternehmen. Die Kosten für CGI steigen aber mit der Komplexität der Kulisse. Einen Container-Hafen zu animieren, ist vergleichsweise weniger aufwändig, als eine Straßenbahn mittels CGI durch eine Fußgängerzone fahren zu lassen. Dort müsste man, um die Szenerie täuschend echt erscheinen zu lassen, Licht und Schatten wahrnehmen oder feine Gesichtszüge von Menschen sehen. Faustregel: Je „menschlicher“ das Motiv, desto unwirtschaftlicher das CGI-Projekt. Gesichtszüge so nachzubilden, dass alles echt wirkt, ist sehr kompliziert und teuer. Möglicherweise werden aber auch diese Einschränkungen mit der Fortentwicklung der Technik entfallen.

Nicht zu unterschätzen sind auch die Kosten und der Zeitaufwand für den manchmal wochenlangen Rechenprozess auf Hochleistungsmaschinen. Dabei werden die verschiedenen Objekte (z.B. digitale Sequenzen, Realbilder, neu kreierte Strukturen oder Oberflächen) endgültig zusammengeführt.

Wann also ist der Einsatz von CGI wirtschaftlich sinnvoll? Salopp gesagt in der Regel dann, wenn es um den „Sendung mit der Maus“-Effekt geht, wenn also erklärt werden soll, wie etwas funktioniert. Oder wenn „unsichtbare“ Abläufe oder mikroskopische Dimensionen (z.B. Innenleben eines Generators oder einer Maschine; oder Flug eines Enzyms durch die Blutbahn) sichtbar gemacht werden sollen. Überdies ersetzt CGI die sogenannte Explosionszeichnung. Das sind Konstruktionspläne mit Pfeilen, Verweis-Nummern und Legenden auf einer Fläche ohne dreidimensionale Tiefe, die die Bestandteile eines Gegenstands erklären. Das kann CGI viel anschaulicher, weil das bewegte Bild nicht nur die Position von Einzelteilen klarmacht, sondern sie auch plastisch genau zusammenfügt. Der Betrachter navigiert gleichsam durch einen Schaltplan. Hervorragend eignet sich CGI, wenn Realfilm und digitale Bilder zusammenfließen sollen. Hier bringen Spezialisten phantastische Effekte zustande und lösen beim Betrachter Staunen aus.

Und schließlich nutzen Unternehmen CGI, wenn es um Design-Änderungen an bestehenden Produktlinien geht. Beispielsweise können hochkomplizierte medizinische Geräte, deren Aussehen an aktuelle Trends angepasst werden soll, schon in der Konstruktionsphase realistisch gezeigt werden. Mit CGI testet man die gewünschte Design-Variante erst einmal dreidimensional und virtuell, bevor man real und für viel Geld an die Produktion geht.

Externer Kontakt: Hans-Jürgen Krieg ist bei der Erlanger Agentur hl-studios GmbH verantwortlich für Unternehmensentwicklung und PR (hans-juergen.krieg@hl-studios.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2010, Seite 28

 
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