Telefon: +49 911 1335-1335

IHK-Vollversammlung mit Staatsministerin Haderthauer

„Die Kammern sind die Seele der bayerischen Wirtschaft"

Der Satz mit der „Seele“ klang in der IHK Akademie wie Weihnachten. Den sage sie aber nicht, um zu schmeicheln, so Christine Haderthauer vor der IHK-Vollversammlung am 14. Dezember. Sondern die Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen sieht sich beim Thema Arbeit „selbstverständlich auch für die Arbeitgeber zuständig, die das alles bezahlen“. Dann folgte der Beweis, dass ihr als „Bericht aus München“ angekündigter Beitrag nicht als verbale Schmusestunde angelegt war, sondern zur Diskussion und zum Handeln aufrütteln sollte.

Thema eins: Fachkräftemangel. Wichtigster Hebel seien hier nicht die Zuwanderungsregelungen, sondern die Gestaltung der Arbeitswelt. Ohnehin komme der größte Teil der Menschen, die nach Deutschland kommen, nicht um hier zu arbeiten, sondern aus anderen Gründen, so die Ministerin. Angesichts des weltweiten Konkurrenzkampfs um Arbeitskräfte sei die zentrale Frage: Wie werden wir so attraktiv, dass die Arbeitskräfte bei uns bleiben und zu uns kommen. Dafür müsse die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden, forderte Haderthauer.

In engagiertem Klartext legte sie dann Punkt für Punkt ihre Gesellschaftsanalyse vor: „Ein verkrampftes Verhältnis zu Familie“ gebe es in Deutschland. Das zeige sich zum Beispiel bei der Teilzeitarbeit von Müttern, die zu selten angeboten und zu gering geschätzt werde, mahnte sie die anwesenden Unternehmer. Auch die Einstiegsgehälter in akademischen Mangelberufen seien zu niedrig. Über den Bereich Pflege werde in der Öffentlichkeit zu wenig geredet, kritisierte die Ministerin. Was früher die Familien geleistet hätten, werde immer mehr ausgelagert auf externe Kräfte. Es dürfe nicht sein, dass man bewundert werde, wenn man um vier Uhr das Büro in Richtung Golfplatz verlasse, aber schief angesehen werde, wenn man die Kinder vom Hort abhole oder sich um Alte und Kranke kümmere.

Neben der fehlenden gesellschaftlichen Anerkennung mangle es auch an Eigenengagement. Es sei eine fatale Anspruchshaltung entstanden, dass Kindergärten, Schulen und Pflegedienste alles zu richten hätten. Die Erzieherinnen in der Krippe seien nicht grundsätzlich die besseren Eltern. Das komplette Outsourcen der Kindererziehung habe oftmals nicht materielle Gründe, sondern sei Ergebnis zweifelhafter individueller Orientierungen. „Wir müssen den Kindern einen Platz geben in dieser Gesellschaft“, appellierte Haderthauer leidenschaftlich, die für ihre Nürnberger „Rüttel-Rede“ viel Beifall erhielt.

Haushaltsbeschlüsse einstimmig

Weitere Themen waren Berichte zur wirtschaftlichen Lage sowie aus der IHK-Arbeit. IHK-Präsident Dirk von Vopelius stellte hierzu die Aktivitäten und Projekte des vergangenen Quartals vor (WiM berichtete). Im Haushaltsteil standen die Fortschreibung des IHK-Wirtschaftsplans 2010 sowie die Genehmigung des IHK-Wirtschaftsplans 2011 auf der Tagesordnung. Die Beschlussvorlagen dazu wurden einstimmig angenommen (Wirtschaftssatzung für 2011 siehe Seite 67). Schließlich übernahm die Vollversammlung noch die Grundpositionen der IHK-Ausschüsse für Industrie, Forschung und Technologie sowie für Energie und Umwelt, die die Ausschussvorsitzenden Hermann Weiler und Robert Späth für die Wahlperiode 2010 bis 2014 vorgestellt hatten. Ein Positionspapier des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages zur Sicherung von Fachkräften wurde ebenfalls verabschiedet.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2011, Seite 40

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick