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12-Punkte-Programm Verkehr

So läuft es flüssiger

Die Metropolregion Nürnberg hat beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur Fortschritte gemacht. Doch es bleiben noch viele Wünsche offen.

Die Metropolregion Nürnberg hat beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur Fortschritte gemacht. Doch es bleiben noch viele Wünsche offen.

Die nordbayerische Wirtschaft zieht weiterhin an einem Strang, wenn es um den Ausbau der Verkehrswege geht. Im Jahr 2007 hatten die fünf IHKs der Metropolregion erstmals ihr "12-Punkte-Programm Verkehr" vorgestellt, das die wichtigsten Forderungen aus Sicht der Wirtschaft zusammenfasst.

In den letzten Jahren gab es eine Reihe von Erfolgen: Beispielsweise der durchgehende Ausbau der A 6 bis zur tschechischen Grenze oder die Fertigstellung der A 73 von Lichtenfels bis Suhl. Ein Fortschritt für die Logistikunternehmen war die Verlegung des Terminals für den Kombinierten Ladeverkehr von der Nürnberger Austraße in das Güterverkehrszentrum Hafen Nürnberg. Und schließlich wurde Ende vergangenen Jahres das S-Bahn-Netz um die Verbindungen Ansbach, Bamberg, Neumarkt und Hartmannshof erweitert.

Vier Jahre nach der Erstauflage des 12-Punkte-Programms Verkehr wurde das Papier jetzt komplett überarbeitet und von den einzelnen IHK-Vollversammlungen verabschiedet. Im Frühjahr 2011 wird es bei der IHK-Verkehrskonferenz in Würzburg Vertretern aus Politik und Wirtschaft vorgestellt.

Die aktuellen Forderungen der Wirtschaft im Einzelnen:

Ausbau A 3 Aschaffenburg – Nürnberg – Passau: Der Ausbau dieser europäischen Verkehrsader schreitet voran: Von Würzburg bis Aschaffenburg wird kräftig gebaut – 20 Kilometer sind fertiggestellt, rund 33 Kilometer befinden sich in Bau. Alltägliche Staus und Verzögerungen gehören aber erst dann der Vergangenheit an, wenn die A 3 auf ihrer kompletten Länge zwischen Frankfurt und Nürnberg sechsspurig ausgebaut ist. Deshalb muss bald eine Aufwertung der Abschnitte erfolgen, die sich bisher nur im Status „weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ befinden. Gemeint ist vor allem der Abschnitt Schlüsselfeld bis zum Autobahnkreuz Erlangen/Fürth, der bei der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans im Jahr 2015 den Status „Vordringlicher Bedarf“ erhalten muss.

Ausbau A 6 Heilbronn – Nürnberg: Der im Jahr 2008 erfolgte Lückenschluss in der Oberpfalz ist Ergebnis beständiger Forderungen der IHKs und damit ein großer Erfolg. Um aber die hohe Verkehrsdichte zwischen Nürnberg und Heilbronn in den Griff zu bekommen und die überdurchschnittlich hohe Zahl an Unfällen zu reduzieren, muss die A 6 auf diesem Streckenabschnitt komplett sechsstreifig ausgebaut werden, so die Forderung der Wirtschaft. Erfreulich ist, dass die Bauarbeiten im Süden Nürnbergs zwischen dem Autobahnkreuz Nürnberg-Süd und der Ausfahrt Roth im Herbst 2011 abgeschlossen werden. Es müssen aber alle weiteren Projekte im Raum Nürnberg aus dem vordringlichen Bedarf finanziert und zügig realisiert werden. Für den Streckenabschnitt Schwabach-West bis zur Landesgrenze bei Crailsheim muss außerdem das vorhandene Planungsrecht genutzt werden, um zügig baureife Projekte zu erhalten.

A 73 / Frankenschnellweg: Ausbau Nürnberg – Forchheim: Trotz einiger Maßnahmen (u.a. Verflechtungsstreifen; Verkehrsbeeinflussung im Raum Erlangen bis Baiersdorf) ist die Verkehrsbelastung auf der A 73 nach wie vor sehr hoch. Deshalb müssen aus Sicht der Wirtschaft alle Vorbereitungen getroffen werden, um bis Forchheim zügig einen sechsstreifiger Ausbau zu erreichen. In Planung ist bereits der Ausbau vom Autobahnkreuz Nürnberg-Süd bis zur Anschlussstelle Nürnberg-Hafen-Ost. Bisher fehlt aber für dieses Vorhaben eine Finanzierungszusage des Bundes. Aus Sicht der Wirtschaft sollten die Bauarbeiten wie geplant Anfang 2012 beginnen, um das Güterverkehrszentrum am Hafen noch besser anzubinden. Nicht zuletzt steht der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellweges auf der Prioritätenliste, der die Innenstadt von Verkehr entlasten sowie Lärm und Emissionen verringern würde.

Verlängerung der A 70 (Würzburg – Bamberg – Bayreuth): Die A 70 ist aus Sicht der Wirtschaft eine wichtige Ost-West-Magistrale, die einer Verlängerung bedarf: Im Westen sollte die Autobahn um Würzburg herumgeführt werden, um einen direkten Anschluss an die A 3 nach Frankfurt zu schaffen. Die Bundesstraße B 303, die von Bayreuth aus Richtung Osten führt, muss den IHKs zufolge ausgebaut werden und den Verkehr Richtung Tschechien flüssiger zu machen.

Autobahn-Anbindung des Flughafens Nürnberg: Die Wirtschaft hält die Anbindung des Flughafens an die A 3 weiterhin für nötig, auch wenn sich die Stadt Nürnberg eine „Denkpause“ bei diesem Projekt verordnet hat. Die Stadt will das Planfeststellungsverfahren bis zum Ende durchziehen, aber eine Baufreigabe frühestens 2013 ermöglichen. Die IHKs setzen dagegen auf eine schnellere Realisierung: Zum einen weil eine zeitliche Verzögerung das gesamte Projekt gefährden könnte, zum anderen weil die direkte Autobahnanbindung als wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens gesehen wird.

ICE-Hochgeschwindigkeitstrasse Nürnberg – Erfurt: Größte Bedeutung für die Metropolregion hat nach Auffassung der nordbayerischen IHKs der Bau der ICE-Trasse Nürnberg – Erfurt. Der Neubau-Abschnitt zwischen Ebensfeld und Erfurt ist erfreulicherweise gut im Plan und soll 2016/17 fertiggestellt werden. Außerdem schafft die Strecke dringend benötigte Kapazitäten im Schienengüterverkehr. Die IHKs drängen aber auf eine schnelle Beseitigung des Engpasses zwischen Nürnberg und Fürth, der regelmäßig zu Verspätungen im Fern-, Nah- und Güterverkehr führt. Als absolutes Muss bezeichnet die Wirtschaft den geplanten Tunnel für Güterzüge bei Fürth. Außerdem müsse dringend eine Finanzierungsvereinbarung für den Ausbauabschnitt Nürnberg – Ebensfeld getroffen werden. Und nicht zuletzt mahnen die IHKs an, die Städte Erlangen und Coburg attraktiv an den Fernverkehr anzubinden.

Verbesserung der SchienenverbindungFrankfurt – Nürnberg – Wien: Um die Leistungsfähigkeit der Strecke zu gewährleisten und Engpässen durch den Nahverkehr entgegen zu wirken, muss diese wichtige Achse Richtung Südosteuropa einer Wirtschaftlichkeitsanalyse unterzogen werden und vor allem der Neubau des Schwarzkopftunnels forciert werden.

Schienenverbindungen Nürnberg – Prag sowie Leipzig – Hof – Regensburg: Das West-Ost-Projekt der europäischen Schienentransversale Nürnberg – Marktredwitz – Eger – Prag trägt dazu bei, Deutschland und Tschechien besser zu verbinden. Zusätzlich dazu ist die Metropolregion Nürnberg auf den Bau einer weiteren Nord-Süd-Verbindung von Leipzig über Hof nach Regensburg angewiesen, um zum Beispiel Container schnell und zuverlässig zu den deutschen Seehäfen transportieren zu können. Die IHKs fordern, dass die Strecken Nürnberg – Marktredwitz/Grenze Tschechien sowie die Teilstrecke Hof – Regensburg elektrifiziert werden.

Ausbau des S-Bahn-Netzes: Bis 2010 wurde der Ausbau des S-Bahn-Netzes in der Metropolregion weit vorangebracht, es verdreifachte sich von 67 auf 224 Kilometer Länge und reicht seitdem bis Ansbach, Bamberg, Hartmannshof und Neumarkt. Aber die Strecke Nürnberg – Fürth – Erlangen – Forchheim – Bamberg muss schnellstmöglich abgeschlossen werden, um auch Erlangen im 20 Minutentakt zu bedienen.

Die IHKs sehen weiteres Potenzial für den Ausbau des S-Bahn-Netzes: Darunter fallen S-Bahn-Linien von Nürnberg nach Neustadt/Aisch sowie von Nürnberg nach Hersbruck über die rechte Pegnitzstrecke. Die S 1, die jetzt bis nach Hartmannshof führt, könnte durch einen Ausbau bis nach Amberg und Schwandorf ergänzt werden.

Ausbau von Donau und Main: Nach wie vor auf der Tagesordnung steht der Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen, um den Schiffsverkehr nach Südosteuropa zu verbessern. Bis Mitte 2012 wird ein umfangreiches Gutachten erarbeitet, um die besten Maßnahmen zu bestimmen, mit denen eine ganzjährige Befahrbarkeit der Donau sicher gestellt werden kann. Außerdem fordert die Wirtschaft, die künftige wirtschaftliche Auslastung der Donau in einer Studie zu prognostizieren. Nach Bekanntwerden der Ergebnisse müsse das Projekt dann schnell begonnen werden. Eine weitere Forderung der Wirtschaft betrifft den Main zwischen Bamberg und Würzburg: Dort steht noch eine Reihe von Einzelmaßnahmen an, die eine schnellere Befahrung des Flusses ermöglichen.

Ausbau des Kombinierten Verkehrs: Wegen ihrer zentralen Lage hat die Metropolregion Nürnberg enorme Bedeutung als logistisches Drehkreuz. Deshalb ist es wichtig, den Kombinierten Verkehr (Vernetzung der Verkehrsträger Schiene – Straße – Wasser) auszubauen und für eine gute Anbindung Nürnbergs zu den Seehäfen an Nord- und Ostsee, aber auch zur Adria und nach Südosteuropa zu sorgen. Dazu sollten auch Strecken wie die Werra- und Höllentalbahn sowie Selb – Asch reaktiviert werden, um zusätzliche Schienengüterwege zu schaffen.

Geschäftsreise-Flugverkehr: Für immer mehr Betriebe ist der individuelle Geschäftsreise- und Werkflugverkehr ein unverzichtbarer Standortfaktor. Die IHKs fordern, dass die Flugplätze sowohl im Zentrum als auch in der Peripherie der Metropolregion Nürnberg für den Firmenflugverkehr uneingeschränkt nutzbar gemacht werden. Für Flugplätze, die nicht zu halten sind, müssen Ersatzstandorte gefunden werden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2011, Seite 36

 
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