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Gründerpreisträger "Markterfolg und Qualität"

Saft aus fränkischem Streuobst

Produktion von hochwertigen Getränken aus regionalem Streuobst und aktiver Landschaftsschutz: Mit diesem Konzept hat die allfra Regionalmarkt Franken GmbH in Wittelshofen den IHK-Gründerpreis 2011 in der Kategorie "Markterfolg und Qualität" gewonnen.

Der Name ist Programm: Bei der allfra Regionalmarkt Franken GmbH stammen alle Produkte aus Nordbayern, genauer gesagt aus einem Umkreis von 30 Kilometern rund um den Hesselberg. „Aus der Region – für die Region ist die erste Maxime“, sagt Geschäftsführender Gesellschafter Norbert Metz. Daher war es für die „Regionalsaftinitiative Hesselberg“ naheliegend, sich für ihre Fruchtgetränke den Namen „hesselberger“ als Wort-Bild-Marke schützen zu lassen.

Das Unternehmen, dessen Firmennamen allfra für „alles aus Franken“ steht, will die Streuobstbestände und damit die landschaftliche Vielfalt rund um den Hesselberg bewahren. „Das gelingt langfristig nur, wenn die Erträge daraus wirtschaftlich verwertet werden können“, erläutert Metz, der auch Mitarbeiter des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken ist. Unter dem Motto „fair, regional, nachhaltig, gesund“ will allfra deshalb faire Ankaufpreise an die Obstbauern zahlen, innovative und gute Produkte aus Obst herstellen und gleichzeitig die Region stärken. Dazu will das Unternehmen mit Sitz in Wittelshofen, das etwa zehn Kilometer östlich von Dinkelsbühl liegt, lokale Netzwerke schaffen und Zulieferbetriebe in der näheren Umgebung einbinden. Die Initiierung regionaler Wirtschaftskreisläufe ist ein wesentlicher Baustein der allfra-Philosophie. Deshalb erfolgt auch der Vertrieb über den Getränkehandel und die Brauereien in der näheren Umgebung. Verkauft werden die Fruchtgetränke u.a. in Wirtschaften und Läden rund um den Hesselberg, doch allfra will die Präsenz auf die ganze Metropolregion ausdehnen.

„Nur aus gutem Obst kann man gute Säfte und Moste machen“, unterstreicht Metz den hohen Qualitätsanspruch. An den elf Annahmestellen achten deshalb immer Teilhaber oder Gesellschafter der Firma darauf, dass nur beste Ware angeliefert wird, sagt Jutta Grießer, die ebenfalls Geschäftsführende Gesellschafterin ist und selbst eine Annahmestelle betreibt. Dafür erhalten sie einen Preis, der deutlich über dem Marktwert liegt.

Liefern kann jeder, der die Qualitätsrichtlinien erfüllt und dessen Obst aus dem Einzugsgebiet stammt. Die inzwischen 1 148 Lieferanten müssen dazu die Flurnummer ihrer Obstwiese angeben, damit gewährleistet ist, dass die Früchte ausschließlich „aus Frankens fruchtigem Süden“ kommen. Außerdem müssen sie unterschreiben, dass ihr Obst ungespritzt ist. Zutaten, die nicht um den Hesselberg angebaut werden, wie zum Beispiel Holunder, werden so nah wie möglich eingekauft und auf den Flaschen klar deklariert.

Aus den Äpfeln und Birnen entstehen Säfte, Schorlen, Seccos, Obstbrände, Schaumwein („Perlende Birne“) und Most (halbtrocken und trocken). Außerdem vermarktet die Initiative Honig von Imkern aus dem Einzugsgebiet. Das Sortiment soll in Zukunft noch deutlich erweitert werden, zum Beispiel um Quitten, Kirschen und Zwetschgen sowie leicht alkoholische Getränke in Richtung Cidre. Ein Bio-Produkt will allfra allerdings nicht anbieten, weil sich Aufwand und Kosten für die Zertifizierung nicht lohnen würden.

Obwohl die Landschaftspflege ein zentrales Anliegen der Gesellschaft ist, steht die Wirtschaftlichkeit im Mittelpunkt. „Wir haben bis heute nach einer Anschubfinanzierung von etwa 6 000 Euro keinen weiteren Cent an öffentlichen Geldern in Anspruch genommen und von Beginn an ein positives Ergebnis erreicht“, sagt Metz. Abzulesen ist der wirtschaftliche Erfolg auch an der schnellen Steigerung der Produktion: 2006 startete die Initiative mit 45 000 Litern Fruchtsaft, im vergangenen Jahr produzierte allfra bereits 170 000 Liter und 2011 sollen es rund 190 000 Liter sein. „In unserem besten Jahr 2008 haben wir 560 Tonnen Obst angekauft“, sagt Jutta Grießer.

Die Idee zur Gründung einer Regionalsaft-Initiative liegt einige Jahre zurück: Fundament für die allfra war ein Konzept des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken von 2001, das 2005 mit Gründung der „IG Fränkischen Moststraße“ durch 20 Gemeinden aus dem Landkreis Ansbach konkrete Formen annahm. Metz, der Diplom-Ingenieur für Landschaftspflege ist, entwickelte mit engagierten Mitstreitern daraus das allfra-Geschäftsmodell und lotete das Interesse bei potenziellen Gesellschaftern aus. Eingetragen wurde die GmbH schließlich im August 2006 unter Geschäftsführung von Liselotte Unseld und Gwendolin Dettweiler mit 34 Gesellschaftern (darunter u.a. Obstbauern, Gastronomen, Gemeinden und Landschaftspflegeverband) und etwa zehn stillen Teilhabern. Heute führen Norbert Metz und Jutta Grießer nebenberuflich die GmbH, unterstützt von einem sechsköpfigen Beirat und zahlreichen Gesellschaftern. Ihr ideelles Ziel hat allfra bereits erreicht: Rund um den Hesselberg werden wieder verstärkt Äpfel und Birnen aus Streuobstwiesen geerntet.

Autor/in: 
leo.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2011, Seite 27

 
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