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Übersetzungen

Über Sprachgrenzen hinweg

Wie findet man einen geeigneten Übersetzer? Auf welche Aspekte sollten Unternehmen bei der Auftragsvergabe achten? Von Susanne Buchner

Fachwissen – der wichtigste Faktor: Der Übersetzer muss neben der sprachlichen Qualifikation auch Fachwissen in der jeweiligen Branche mitbringen. Nur so kann er hoch komplexe Sachverhalte präzise und verständlich ausdrücken und trifft die Ausdrucksweise und Fachsprache der Leser.

Gute Übersetzungen sind ihr Geld wert: Ein Billiganbieter stellt aus wirtschaftlichen Zwängen oft Quantität vor Qualität und spart an notwendiger Recherche- oder Überarbeitungszeit. Suchen Sie sich einen Übersetzer im mittleren bis gehobenen Preissegment. Durch den Preis hat er den finanziellen Spielraum, sich für den Text ausreichend Zeit zu nehmen. Ein guter Übersetzer sollte neben der notwendigen Qualität auch mit Service beweisen, dass er sein Geld wert ist. Mit dieser Strategie vermeiden Sie Nachbesserungen und sparen langfristig Zeit und Geld! Gute Anhaltspunkte finden sich im Honorarspiegel des Berufsverbands der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) mit Sitz in Berlin (www.bdue.de).

Gute Übersetzungen brauchen Zeit: Wie schnell kann ein Übersetzer arbeiten? Eine Richtschnur ist im „Handbuch Translation“ zu finden, das im Jahr 2006 im Stauffenberg Verlag erschienen ist: Dort wird von durchschnittlich 300 Wörtern pro Stunde bzw. von 291 Zeilen à 55 Anschläge pro Acht-Stunden-Tag ausgegangen. Im „wirklichen Leben“ sind diese Angaben ambitionierte Durchschnittswerte, da häufig Ablenkungen wie Telefon, E-Mail etc. die Konzentration schmälern und den Arbeitsfluss unterbrechen. Fragen Sie nach, wenn Ihnen ein Übersetzer ohne Zeitnot deutlich höhere Textmengen pro Tag verspricht: Leidet dann die Qualität? Wird der Text auf mehrere Übersetzer aufgeteilt? Oder enthält der vorgegebene Text einfach nur viele Wiederholungen, sodass die Übersetzung weniger Zeit benötigt?

Empfehlenswert ist es, regelmäßig den gleichen Übersetzer einzusetzen. Er lernt das Unternehmen und dessen Produkte kennen, muss dadurch weniger recherchieren und rückfragen und kann somit schneller liefern. Gerade bei eiligen Übersetzungen ist dies ein wichtiger Vorteil.

Qualitätssicherung: Als wichtige Aspekte der Qualität werden häufig unterstützende Software (Translation Memory Systeme), das Vier-Augen Prinzip bei der Korrektur der Texte und das Muttersprachlerprinzip genannt. Aber eine gute Software garantiert noch keinen guten Text, auch Muttersprachlichkeit in einer Fremdsprache garantiert kein Fachwissen. Deshalb sollte man darauf achten, dass die gängigen Instrumente und Methoden des Qualitätsmanagements nicht der einzige Garant für Qualität sind. Diese können einem Übersetzer nur helfen, werden aber nie sein Fachwissen ersetzen.

Suche nach einem geeigneten Übersetzer: Aber wie findet man eigentlich den geeigneten Übersetzer? Eine wichtige Anlaufstelle sind die Berufsverbände (z.B. BDÜ, Aticom, VdÜ) und staatliche Listen (z.B. www.justiz-dolmetscher.de). Für die Aufnahme in einen Berufsverband oder für die Beeidigung bei Gericht muss ein Übersetzer eine hohe sprachliche Qualifikation nachweisen können. In den Online-Datenbanken der Berufsverbände findet man Übersetzer und deren Fachgebiete. Der BDÜ erstellt zusätzlich die Fachlisten Medizin und Technische Dokumentation sowie die „Exotenliste“ für Übersetzer von seltenen Sprachen. „justitz-dolmetscher.de“ listet Übersetzer auf, die öffentlich bestellt und vereidigt sind. Diese dürfen auch vor und für Gericht arbeiten und für Firmen und Privatkunden Übersetzungen bestätigen (beglaubigen), die für die Vorlage bei Behörden bestimmt sind. Natürlich bieten diese Übersetzer auch „normale“ Übersetzungen an.

Offene Plattformen nutzen: Bei der Suche nach Übersetzern helfen auch offene Plattformen (z.B. Xing Übersetzer Lounge, www.uebersetzer-finden.de, www.ProZ.com). Der große Unterschied zwischen offenen Plattformen und den Berufsverbänden ist, dass die Übersetzer für eine Eintragung keine fachliche Qualifikation nachweisen müssen. Unter den offenen Plattformen gibt es zahlreiche Unterschiede: So ermöglicht die Xing Übersetzer Lounge primär Kontakte zu professionellen Übersetzern aus Deutschland. Bei ProZ.com kann man weltweit recherchieren und findet dort auch sehr viele Billiganbieter – entsprechend kann allerdings auch die Qualität der Übersetzung ausfallen. Deshalb sollte man bei offenen Plattformen auf deren Konzept und besonders auf die angegebene Qualifikation (staatliche Prüfung, Diplom, B.A., M.A., Beeidigung, etc.) des Übersetzers und seine Übersetzungserfahrung achten. Auch die Industrie- und Handelskammern unterstützen in ihrer Region bei der Suche nach Übersetzern (Ansprechpartnerin bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken: Sigrid Sehrig, Tel. 0911 1335-399, sigrid.sehrig@nuernberg.ihk.de).

Empfehlungen eines Geschäftspartners: Eine wertvolle Hilfe bei der Einschätzung eines Übersetzers sind natürlich immer auch Erfahrungen von Geschäftspartnern. So kann man sich sicher sein, dass der Übersetzer über Fachwissen in der Branche verfügt und die Technik oder Hintergründe der Texte versteht. Übrigens: Die Betriebsgeheimnisse sind natürlich sicher – denn für einen Übersetzer gilt, ähnlich wie für Ärzte, die Pflicht zur Verschwiegenheit.

Autor/in: Susanne Buchner, ist Übersetzerin in Nürnberg und spezialisiert auf das Thema Informationstechnologie (www.buchner-sprachdienstleistungen.de; info@buchner-sprachdienstleistungen.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2011, Seite 42

 
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